Monopol Kino:Letzter Vorhang

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Das Monopol-Kino in Schwabing schließt am Sonntag. Doch Anfang August läuft der erste Film am neuen Standort in der Schleißheimerstraße an.

Anne Goebel

Mit "Biutiful" geht am Sonntag der Betrieb im "Monopol Kino" zu Ende, und die tragische Geschichte um den Schmerzensmann Javier Bardem eignet sich denkbar gut als Abschieds-Vorstellung.

Das alte Monopol-Kino muss einem Neubau weichen. (Foto: N/A)

Andererseits ist die ausweglose Story so dermaßen niederschmetternd, dass sie förmlich nach Erlösung schreit, nach irgendetwas Positivem - und auch das passt: Mit dem Monopol geht es ja weiter.

Das Filmkunst-Kino an der Münchner Freiheit zieht um in die Schleißheimer Straße127, am 3.August eröffnen Christian Pfeil und Markus Eisele dort ihre drei neuen Säle für 199 Besucher. Damit bleibt das erfolgreiche Betreiber-Duo zwar in Schwabing, aber das Publikum wird sich ändern. In dem lädierten Nachkriegsbau an der Feilitzschstraße, gegen dessen Abriss sich eine Bürgerinitiative wehrt, haben sich Pfeil und Eisele mit einer speziellen Mischung aus gehobener Unterhaltung, skurrilen Dokumentationen und Trash einen Namen gemacht. Am neuen Standort, sagt Pfeil, wolle man auch ein "Kino für den Kiez" werden und rechne mit mehr Familien unter den Gästen.

Dass das ideal gelegene Domizil an der Münchner Freiheit - unmittelbar neben Nacht-Legenden wie "Schwabinger7" und "Mamas Kebap" - nicht von Dauer sein würde, wussten Pfeil und Eisele von Anfang an. Sie haben das Kino sechs Jahre betrieben und fast genauso lange suchen sie nach einem Alternativstandort, weil der Mietvertrag nie langfristig verlängert wurde.

In den neuen, 400 Quadratmeter großen Räumen am Nordbad waren früher mal die Kegelbahnen der Kneipe "Zum Erwin" untergebracht - aber gutes Kino, heißt es auf der Homepage, "ist doch viel cooler". Christian Pfeil sagt, im alten Monopol sei "Improvisation unsere Kernkompetenz" gewesen - während im neuen alles wirklich neu werde: Die digitale Technik, die großzügigen Säle.

Eine halbe Million Euro haben der 40-Jährige und sein Geschäftspartner investiert, und auch wenn Familien künftig beim Programm zu berücksichtigen sind, soll das Profil unverändert bleiben: Anspruchsvolle Unterhaltung, schräge Liebhabertitel, Regiegespräche. "Multiplex-Quatsch wird es bei uns nicht geben", sagt Pfeil.

Großen Wert legen die Betreiber auf Werbefreiheit. Im Monopol gibt es keinen Gute-Laune-Zwang, bevor Javier Bardems kummervolle Miene auf der Leinwand erscheint. Um das auch nach der Großinvestition zu ermöglichen, können Fans des Kinos Stuhlpatenschaften übernehmen: Eine Namensplakette am Sessel weist den Spender als Unterstützer eines besonderen Filmtheaters aus, was in Zeiten des Kinosterbens schon fast ein kulturpolitisches Statement ist.

Der Eröffnungsfilm am 4. August trägt den schönen Titel "Blue Valentine".

© SZ vom 15.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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