Michael Herbig stellt seinen Sissi-Film vor:Die Bully-Prinzessin

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Ein wenig blass ist Michael "Bully" Herbig schon bei der Pressevorführung von "Lissi und der Wilde Kaiser". Aber so sieht man wohl aus, wenn man zum Erfolg verdammt ist.

Christian Mayer

Michael "Bully" Herbig ist bisher als Retter des deutschen Kinos, als Verwandlungskünstler, Quotenkönig und Conferencier hervorgetreten. Nun will es der Münchner, der mit "Der Schuh des Manitu" 11,7 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, wieder allen zeigen, vor allem sich selbst.

Spezialeffekt: Michael "Bully" Herbig (links). (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

"Lissi und der wilde Kaiser" heißt sein Zeichentrickfilm, am 25.Oktober startet er, und es ist keine Übertreibung, wenn man feststellt: Die Kinobetreiber und der Constantin-Verleih erwarten sich wahre Wundertaten von dieser animierten Sissi-Parade.

Wenn der 39-Jährige einen Film startet, gelten andere Gesetze; aus einer Pressevorführung wird da leicht eine exaltierte Bühnenshow mit drei Dutzend Kamerateams im großen Maxx-Kinosaal. Herbig kennt diesen persönlichen Spezialeffekt, er ist vielleicht auch deshalb ein wenig blass - wie man eben aussieht, wenn man gerade eine dreijährige Produktionsphase hinter sich hat und zum Erfolg verdammt ist.

Es war ein unendlich mühevoller technischer Prozess, bis sich Bully in Sissi verwandelt hatte beziehungsweise die gezeichnete "Lissi" in Bully. Und nun sitzt der Filmemacher vor einem Saal mit Filmjournalisten, die ihn entweder dreist duzen oder ihm Komplimente für sein Werk machen, in dem Ähnlichkeiten mit lebenden Personen auffallen: "Ich bin schon oft gefragt worden, ob das Vorbild für den Yeti nicht Kurt Beck ist."

Warum er denn einen Zeichentrickfilm machen musste, wenn er im richtigen Leben so schöne Grimassen schneidet? "Hätte ich diesen Film real gedreht, dann hätten Sie jetzt alle gesagt: Musste das sein?", kontert Herbig, der an diesem Tag einige Male müde und ernst wirkt.

Erstmals in seiner Karriere scheint es auch im Ausland großes Interesse an der alpenländischen Kitsch-Comedy zu geben; die zwischen Texas und Tokio beliebte Kaiserin der Herzen macht's möglich. "Der Film sollte ein Kniefall vor den Sissi-Filmen aus den 60er Jahren werden", sagt Herbig tiefstaplerisch, während sich sein Schauspielkollege Rick Kavanian schier zerreißt.

Er mimt einen österreichischen Theaterkritiker, der sich vor lauter bräsig hingewienerter Selbstgefälligkeit schier überschlägt. Das ist bester Klamauk - mal sehen, ob "Lissi und der wilde Kaiser" ähnlich befreiend wirkt. Enorm ist jedenfalls schon eines: der Druck auf Michael Herbig.

© SZ vom 2.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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