Meteoriten:Falsche Findlinge

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Ein Meteorit verursacht nächtliches Leuchten über Bayern - die gemeldeten Funde sind aber irdischer Natur.

Die Suche nach den möglicherweise abgestürzten Teilen eines Meteoriten, der in der Nacht zum Sonntag eine spektakuläre Lichterscheinung hervorgerufen hat, ist bislang ohne Ergebnis verlaufen.

Klaus Weber-Diefenbach mit dem Stein, der angeblich vom Himmel fiel (Foto: N/A)

Der aus dem oberbayerischen Landkreis Freising gemeldete Fund entpuppte sich gestern nach eingehenden Untersuchungen durch Experten als irdisches Gestein.

Inzwischen untersuchen Geowissenschaftler der Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) in München weitere Gesteinsbrocken auf ihre mögliche Herkunft aus dem All.

"Es kommen immer mehr Leute, die anrufen und glauben, Stücke gefunden zu haben", sagte der Geowissenschaftler Prof. Klaus Weber-Diefenbach am Dienstag.

Am zweiten Tag nach der Sichtung des Feuerballs waren sich Fachleute in zwei Dingen einig: Es sei tatsächlich ein Meteorit und kein Weltraumschrott gewesen, der das Leuchten über Bayern verursachte.

Das könne man nach einer Auswertung von Augenzeugenberichten und Amateuraufnahmen "mit nahezu absoluter Sicherheit" bestätigen, sagte der Leiter der Volkssternwarte München, Peter Stättmayer.

Von Füssen bis Garmisch

Zweitens: Der in Zolling bei Freising entdeckte Brocken steht ebenso sicher in keinem Zusammenhang mit dem Lichtphänomen. "Es handelt sich dabei um irdisches Gestein", zu diesem Ergebnis kommt Dieter Heinlein vom Institut für Planetenerkundung in Berlin.

Der Experte kam eigens nach München, um den angeblichen Findling zusammen mit einem Geologen der Universität München in Augenschein zu nehmen. Ob irgendwo anders Teile des Meteoriten auf der Erdoberfläche aufgeschlagen sind, ist allerdings noch unklar. Das können die Experten erst nach einer umfangreichen Analyse des Bildmaterials mit Sicherheit sagen.

Immerhin sei es jedoch auf Grund der enormen Helligkeit des Phänomens "sehr wahrscheinlich", dass Bruchstücke auf der Erde aufgeschlagen seien, erklärte Heinlein. Anhand der bisher bekannten Flugbahn sei jedoch davon auszugehen, dass diese Teile - wenn überhaupt - eher im Gebiet um Füssen und Garmisch zu finden seien.

Die mysteriösen Lichterscheinungen hatten in der Nacht zum Sonntag die Telefone zahlreicher bayerischer Polizeidienststellen heiß laufen lassen. Mehrere tausend Anrufer berichteten von roten Lichtern und Feuerbällen, die um 22.22 Uhr den bayerischen Himmel erleuchteten.

"Aber ich will ihn zurück"

Im Landkreis Freising hatten sich die Familien zweier Hausbesitzer schon über die vermeintlichen Sensationsfunde im Garten gefreut - zu früh. Aus Zolling meldete sich eine Frau bei der Polizei, die einen vier Zentimeter langen und 1,5 Zentimeter dicken Brocken in ihrem Garten entdeckt hatte.

Sie glaubte, ebenso wie in Freising die Familie des 69-jährigen Adolf Unützer, ein Stück des Meteoriten gefunden zu haben - bestärkt von einem Geologen, der den Fund gleichermaßen als Himmelskörper eingestuft hatte. Etwa fünf Milliarden Jahre sei der Stein schon im Weltall unterwegs gewesen und dann mit bis zu 200000 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre eingetaucht, erfuhren die Hausbesitzer.

Nein, Angst vor einer möglichen Strahlung habe er nicht gehabt, erzählte der Freisinger Adolf Unützer am Montagvormittag. Dazu habe der Brocken zu harmlos ausgeschaut. Also habe er den "tuff-ähnlichen Stein" in seinem Garten einfach aufgehoben.

"So was liegt ja in Teneriffa überall umeinander." Unützer sollte Recht behalten.

Der 69-Jährige saß mit seiner Frau vor dem Fernseher, als er beim Blick zur Terrassentür den hellen Schein am Firmament sah: "Ich schaug 'naus und seh' einen Streifen runtersausen", berichtet er. Zuerst habe er an ein Feuerwerk gedacht, zumal sich das Schauspiel wenig später wiederholte: "Eine leichte Explosion, dann der Streifen".

Am Sonntag hörte er dann im Radio von den Himmelserscheinungen, und am Abend entdeckten seine Frau und er das Gestein im Gras. "Man sieht, dass er mit Wucht aufgeschlagen sein muss", dachte Unützer und sinnierte darüber, dass es ein Mensch wohl nicht überlebt hätte, wäre er getroffen worden.

"Wenn seitens der Universität Interesse besteht, kann ich ihn zur Verfügung stellen", bot Unützer gleich an, allerdings mit einer Einschränkung: "Ich will ihn zurück haben." Das dürfte inzwischen kein Problem mehr sein.

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