Max Strauß-Prozess:Brisante Darlehen für einen alten Freund

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Ein von Max Strauß unterschriebener Scheck legt nahe, dass er Zugriff auf Schreibers "Maxwell"-Konto hatte.

Von Hans Holzhaider

Zwei Freunde aus alter Zeit trafen am Dienstag im Augsburger Schwurgerichtssaal aufeinander: Curt Niklas, Vorsitzender im CSU-Kreisverband München IV, musste als Zeuge im Steuerprozess gegen seinen Stellvertreter Max Strauß aussagen.

Es ging um zwei Darlehen, die Niklas in den Jahren 1994 und 1995 auf Vermittlung von Max Strauß erhalten hatte. Diese Darlehen - einmal 300000 und einmal 100 000 Mark - könnten nach Ansicht des Gerichts ein wichtiges Indiz dafür sein, dass Max Strauß doch zumindest indirekt über das Geld verfügen konnte, das der Rüstungslobbyist Karlheinz Schreiber auf dem Schweizer Nummernkonto "Maxwell" deponiert hatte.

Niklas und Max Strauß kannten sich schon seit 1973, als sie gemeinsam in der Schülerunion aktiv waren. 1994 war Niklas Vorsitzender im CSU-Ortsverband München-Giesing, und Max Strauß war dort Schatzmeister.

Beteuerungen

Ein schwieriges Amt in jener Zeit, denn in der Kasse des Ortsverbands klaffte ein Loch von 236 000 Mark. Daran, beteuerte Niklas jetzt vor Gericht, sei allein der frühere Münchner Oberbürgermeister Erich Kiesl schuld gewesen, der das Geld für den Landtagswahlkampf 1986 verbraucht und nie zurückgezahlt habe.

Im März 1994 jedenfalls wandte sich Niklas seiner eigenen Darstellung zufolge an Max Strauß, weil er mit seiner Werbefirma WK in akute Zahlungsschwierigkeiten geraten war. Strauß wusste Rat: Er war in der Lage, bei "Freunden" Geld locker zu machen. Bei den "Freunden" handelte es sich um die Firma "Delta international" mit Sitz in Monaco, die dem international tätigen Geschäftsmann Dieter Holzer gehörte.

Aber Strauß legte größten Wert darauf, dass Delta nicht als Kreditgeber in Erscheinung trat. Deshalb wandte er sich an die in München ansässige Firma AS Management des Josef Pilapel mit dem Ansinnen, sie möge doch als Zwischenträger tätig werden.

Hilfsbereite Holding

Die AS, eine Holding, der rund ein Dutzend Tochtergesellschaften angehörten, zeigte sich hilfsbereit. Das von Delta eingehende Geld wurde von einer Tochterfirma in Empfang genommen und an die Holding weitertransferiert. Einer von Strauß unterschriebenen Quittung zufolge empfing dieser am 25. April 1994 einen Scheck über 300 000 Mark, den Niklas zwei Tage später bei seiner Bank zur Gutschrift einreichte.

An dieser Stelle unternimmt der Vorsitzende Richter Maximilian Hofmeister einen neuen Versuch, den beharrlich schweigenden Angeklagten zum Sprechen zu bewegen. "Wir sehen hier diesen Scheck und Ihre Unterschrift, Herr Strauß. Haben Sie den entgegengenommen?" Strauß, der munterer wirkt als an den vorherigen Prozesstagen, lässt sich nicht aus der Reserve locken: "Da müssen Sie meine Anwälte überzeugen, dass ich was sagen darf. Dann sag ich auch was."

Für die Staatsanwaltschaft ist der Vorgang von Interesse, weil 1994 im August von Schreibers Maxwell-Konto ein Betrag von 200000 Mark auf das Konto der Firma Delta International floss.

Geheimer Fonds

Das könnte den Schluss nahe legen, dass Strauß, um seinem Freund Niklas behilflich zu sein, den geheimen Reptilienfonds in der Schweiz anzapfte. Es wäre, nach bisherigem Prozessstand, der erste direkte Hinweis darauf, dass Max Strauß doch Zugriff auf das Konto hatte, von dessen Existenz er angeblich nichts wusste.

Dazu würde passen, dass Strauß größten Wert darauf legte, im Zusammenhang mit dem Niklas-Kredit nicht persönlich in Erscheinung zu treten. Das bezeugte der Rechtsanwalt Manfred Albl, seinerzeit Syndikus bei AS: "Strauß tat sehr geheimniskrämerisch."

Zurückbezahlt hat Niklas das Geld nicht, ebenso wenig wie die 70.000 Mark, die er, wie er auf Fragen von Strauß-Verteidiger Wolfgang Dingfelder antwortete, 1975 von seinem Parteifreund in bar geliehen bekam.

© SZ v. 3.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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