Marsmission in Dachau:"Oben fange ich dann ein neues Leben an"

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Robert Schröder geht davon aus, dass Menschen auf dem Mars leben können. In zehn Jahren will er dort neu starten. (Foto: privat)

Robert Schröder hat einen Traum: Der Dachauer ist einer von 700 Bewerbern, die für einen Flug zum Mars in Frage kommen. Mit einem Youtube-Video hat er sich dafür beworben. Nun plant er eine Reise ohne Wiederkehr.

Von Julian Erbersdobler, Dachau

Robert Schröder ist gebürtiger Dachauer. Die Idee, sich mit einem Youtube-Video für ein One-Way-Ticket zum Mars zu bewerben, kam ihm aber knapp 300 Kilometer entfernt, in Darmstadt. Dort studiert der 26-Jährige Elektro- und Informationstechnik. Er interessiert sich schon seit seiner Kindheit für die Raumfahrt und isst gerne Chefsalat mit Hähnchenbruststreifen. So weit, so unauffällig. Und doch hat er diese Idee, auf den Mars zu fliegen und kann plausibel erklären, wie es zu der Bewerbung kam. Im Gespräch erzählt er, was seine Eltern dazu sagen und warum es kein Rückflugticket geben wird.

SZ: Herr Schröder, Bewerbungen kommen bei den eigenen Eltern eigentlich immer gut an. Wie erklärt man aber seinen Verwandten und Freunden, dass man sich für ein One-Way-Ticket zum Mars beworben hat?

Robert Schröder: Das war natürlich keine so leichte Aufgabe. Ich habe das Ganze am Anfang noch heimlich gemacht. Erst als man ein Video hochladen musste, blieb mir nichts anderes übrig, als es auch meiner Familie zu erzählen. Bei meinen Eltern kam das gemischt an. Als ich gesagt habe, dass ich mich für eine Marsmission beworben habe, war erst mal noch alles in Ordnung. Aber als ich dann sagte, dass es nur ein One-Way-Ticket ist, fanden sie es nicht mehr so toll. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, wollen mich lieber hier auf der Erde behalten. Nach dem inneren Familienkreis haben es dann nach und nach auch meine Freunde und Arbeitskollegen erfahren.

Ihr Plan, die Erde Richtung Mars zu verlassen, klingt wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Drehbuch. Wie kam die Idee, sich für das Projekt zu bewerben?

Bevor das Bewerbungsverfahren losging, kam im Fernsehen ein Beitrag über Stephan Günther, der ebenfalls an der Mission teilnehmen will. Da habe ich das erste Mal von der Mission gehört. Als ich gemerkt habe, dass sich dafür eigentlich jeder bewerben kann, habe ich mir dann schon kurz danach gedacht: Krass, das mach' ich auch. Jetzt bin ich mir ganz sicher, weil ich mich noch eine Zeit damit beschäftigt habe und auch Bas Lansdorp, Initiator des Projekts, bei einem Event 2013 in Darmstadt treffen konnte: Ich will da hochfliegen.

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Haben Sie eigentlich ein Widerrufsrecht, falls Ihnen Monate vor dem Start doch Zweifel kommen sollten?

Bisher ist man vertraglich nicht festgesetzt. Ich denke das wird erst in der vierten Runde passieren, wo man dann die Ausbildung durchläuft. Ich bin jetzt ja immerhin schon in der zweiten Runde, 200 000 Bewerber gab es. Im Prinzip ist es so, dass man während der achtjährigen Ausbildungsphase jederzeit rausfliegen kann, wenn man den Herausforderungen nicht gewachsen sein sollte. Deshalb gehe ich auch davon aus, dass man bis zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall immer die Möglichkeit haben wird, da rauszukommen. Das ist aber nicht mein Plan. Kurz vor dem Start ist das vielleicht eine andere Frage, aber das dauert ja auch noch zehn Jahre.

Etwa wenn Sie sich verlieben?

Das müsste schon die Liebe meines Lebens sein. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass eine Frau das mitmacht, denn ich würde ihr meine Pläne nicht verheimlichen.

Aus Kostengründen ist kein Rückflug zur Erde eingeplant. Wie gehen Sie damit um?

Wenn ich tatsächlich genommen werde, habe ich hier noch zehn Jahre Zeit, mein Leben auf der Erde zu genießen und mich zu verabschieden. So ist das bei mir. Dann schaue ich mir noch mal an, was ich auf der Erde noch alles machen möchte. Und oben fange ich dann ein neues Leben an.

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Sie gehen wirklich davon aus, dass Sie auf dem Mars überleben können?

Klar. Man fliegt ja nicht, um gute Nacht zu sagen. Ich bin mir sicher, dass wir da oben eine neue Zukunft aufbauen werden.

Und wie geht es Ihnen jetzt mit dieser Aussicht?

Noch ist der Druck nicht so groß. Das wird sich aber ändern, falls es für mich in die Ausbildungsphase gehen sollte. Das wird ein Umbruch sein. Zu diesem Zeitpunkt ist man dann vertraglich gebunden und man hat einen Vollzeitjob. Dafür wird man dann auch bezahlt. Einen anderen Job darf man nebenher nicht mehr ausüben, weil die Ausbildung sehr zeitintensiv sein wird. Wenn ich so weit kommen sollte, wird es dann wirklich ernst und das Abenteuer beginnt.

Das Projekt soll ähnlich wie bei Big Brother von Kameras verfolgt werden. Der Verkauf der Fernsehrechte spielt bei der Finanzierung eine wichtige Rolle. Was halten sie von dem Konzept?

Ich bin der Meinung, dass jeder das Recht hat, diese Pionierleistung mitzubekommen. Und ich gehe jetzt mal davon aus, dass auf dem Klo keine Kamera filmen wird. Am Anfang wird es sicher komisch sein, ständig von Kameras verfolgt zu werden, aber irgendwann gewöhnt man sich bestimmt daran und sieht sie gar nicht mehr. Vor Mars One hatte ich bisher eigentlich gar keinen Kontakt zu Medien, der Kontakt kam erst durch die Bewerbung.

© SZ vom 16.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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