Lungentransplantation verhindert:Staatsanwalt prüft Verfahren

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Wegen einer verhinderten Lungentransplantation im Münchner Klinikum Großhadern hat sich inzwischen die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Eine schwerstkranke Lungenpatientin des Krankenhauses hatte Mitte Januar ein für sie vorgesehenes Spenderorgan nicht erhalten. Der Grund dafür war, dass zu der Zeit Chirurgen und die für die Organisation der Organspende verantwortliche Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) um die Vergütung der Rufbereitschaft stritten.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München I wird zunächst geprüft, ob ein Ermittlungsverfahren einzuleiten ist. Die bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU) nannte es "skandalös, wenn ein Streit zwischen DSO und Transplanteuren auf dem Rücken von Patienten ausgetragen wird".

Transport der Lunge verweigert

Nach der einseitigen Kündigung entsprechender Verträge seitens der DSO zum Jahresbeginn waren laut Klinikleitung Bezahlung und Versicherungsschutz für die Transplantationsmediziner im Bereitschaftsdienst vorübergehend ungeklärt. Inzwischen gebe es aber wieder eine Regelung. "Ein Versicherungsschutz besteht für jeden, der im Auftrag der DSO Organentnahmen durchführt", versicherte DSO-Vorstand Günter Kirste.

Im vorliegenden Fall hatten sich Chirurgen aus München nach Informationen wegen ungeklärter Vertragsfragen geweigert, ein lebensrettendes Organ aus Zwickau in Sachsen in die bayerische Landeshauptstadt zu bringen.

Stewens fordert staatliche Kontrolle

Wie ein Sprecher des Sozialministeriums sagte, blieb der Vorfall in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar für die betroffene Patientin ohne direkte Folgen, die Frau lebe. Es sei in solchen Fällen auch generell nicht ohne weiteres klar, "inwieweit strafrechtlich Verantwortung gegeben ist: Hätte die Frau das Organ jetzt bekommen, wäre dies vielleicht für einen anderen Patienten tödlich gewesen. Oder sie bekommt es und stirbt trotzdem," gab der Sprecher zu bedenken.

Unabhängig von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen forderte Stewens von der Bundesregierung "eine effektive staatliche Aufsicht über die DSO". Es müsse sichergestellt werden, dass Verträge nicht gekündigt würden, ohne dass Anschlussverträge bestünden. Eine solche Praxis werde der "Gesamtaufgabe Transplantation nicht gerecht", kritisierte die CSU-Politikerin.

(dpa)

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