Logen in der Allianz-Arena:Für gute Freunde und treue Kunden

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Ellen Jatzko und Harald Schmitt von der HVB Group erklären, warum die Bank zwei Logen in der neuen Arena gemietet hat.

Interview: Tanja Rest

Zwischen 90.000 und 240.000 Euro Jahresmiete für 50 Quadratmeter ist ein herber Preis. Trotzdem hat es nur ein paar Wochen gedauert, bis alle 106 Logen in der Allianz-Arena vergeben waren. Die HVB Group hat sogar zwei: Haupttribüne Mitte, Platz für 31 Besucher. Über die Funktion einer solchen Edel-Schuhschachtel sprach die SZ mit Ellen Jatzko vom Konzernmarketing und Harald Schmitt, bei der HVB Group fürs Eventmanagemant zuständig.

SZ: Nett haben Sie's hier. Zufrieden? Ellen Jatzko: Sehr. Die Loge ist gestalterisch dem Ambiente der Bank angepasst - in Blau und Beige gehalten, bodenständig, insgesamt nicht zu poppig. Die Aussicht aufs Spielfeld spricht natürlich für sich.

SZ: Was erwartet Ihre Gäste? Jatzko: An Spieltagen gibt es einen Catering-Service. Unter der Woche lässt sich auch mal Fingerfood oder ein Buffet anrichten; bei einem gesetzten Essen steht pro Loge eine Hostess zur Verfügung. Bei Meetings können wir DVDs abspielen oder eine Video-Konferenz einberufen. Wenn wir das wollen, sind wir von hier aus mit London, Paris und New York in Verbindung.

SZ: Die könnten sich umgekehrt dann auch das Spiel anschauen. Jatzko: Theoretisch schon, aber eher unwahrscheinlich. Das Ambiente dieses Ortes werden wir vor allem für Kundenveranstaltungen nutzen. Und nicht nur an Spieltagen, auch unter der Woche. Selbst das leere Stadion ist ja noch dermaßen imposant, das will jeder sehen. Harald Schmitt: Sie glauben ja gar nicht, was da jetzt schon für Anrufe bei uns eingehen, nach dem Motto: Gibt es irgend eine Chance, eine Führung zu bekommen? Das Interesse ist gewaltig.

SZ: Wer darf denn nun von hier aus Fußball schauen? Schmitt: Kunden und natürlich auch Mitarbeiter. Wir haben mehrere Geschäftsbereiche in ganz Deutschland, da wird wohl an jedem Spieltag ein anderer in den Genuss kommen. Und der Vorstand mit seinen Gästen. Aber es ist nicht geplant, was man in den Zeitungen schon gelesen hat: Dass hier nur die Champagner- und Lachs-Empfänge stattfinden.

SZ: Ganz wichtiges Stichwort. Reines Klischee, dass eine illustre Geld-Runde hier zusammenkommt, Veuve Clicquot und Gänseleber-Häppchen zu sich nimmt, und spätestens bei Abpfiff ist der Millionendeal eingetütet? Schmitt: Ob Sie's glauben oder nicht, aber das nicht die Intention, jedenfalls nicht in erster Linie. Jeder unserer Mitarbeiter hat die Möglichkeit, Besprechungen und Workshops in der Loge abzuhalten oder seine Kunden hierher einzuladen. Und nicht nur die Millionenkunden! Jatzko: Das ist kein teures Spielzeug, sondern ein Kommunikationszentrum der HVB Group im modernsten Stadion Europas. Ein Ort, der für Fortschritt und für Eleganz steht, auf den jeder neugierig ist. Wir laden die Gäste in die Allianz-Arena ein, es gibt eine Präsentation oder ein Gespräch, dann eine Führung, und anschließend gehen wir in einem Restaurant im Stadion essen.

SZ: Was kostet Ihr Kommunikationszentrum? Schmitt: Als Premium-Partner des FC Bayern haben wir eine Loge so bekommen, über den Mietpreis für die andere sprechen wir nicht. Durch diese Investition fallen jedoch viele andere Kosten weg.

SZ: Welche zum Beispiel? Schmitt: Wir machen außerhalb der Bank viele Produktpräsentationen oder Fachvorträge, und dafür müssen eigens Räume angemietet werden, übrigens meistens eher schmucklose. Vieles davon wird nun in der Loge stattfinden, vor ganz großer Kulisse. Oder nehmen Sie die Kunden: Bisher hat man guten Kunden mal ein Werbegeschenk gemacht oder sie zum Essen in ein feines Lokal eingeladen, das hat auch Geld gekostet. Wenn ich jetzt stattdessen sage: Kommen Sie doch mal zu einem Spiel Bayern gegen Leverkusen. . .

SZ: Denkbar, dass Ihnen Roy Makaay hier oben mal die Scheibe einschießt? Schmitt: Der Mann ist technisch so stark, das passiert dem bestimmt nicht.

© SZ vom 19.5.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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