Lieferboykott:70.000 Liter Milch landen auf dem Feld

Lesezeit: 1 min

Der Lieferboykott geht weiter: 50 Landwirte beteiligen sich in Frieding mit Traktoren und Güllefässern an einer spontanen Protestaktion.

Blanche Mamer

Starnberg/Würmtal Was in Frankreich und Belgien im großen Stil vorgeführt wurde, haben die Milchbauern aus der Region gestern in der Nähe von Frieding demonstriert: 13 Landwirte haben ein Feld statt mit Gülle mit Milch gedüngt. Etwa 50 Milchbauern haben sich an der kurzfristig angekündigten Aktion beteiligt, sagte Kreisvorsitzender Michael Friedinger.

Milch statt Gülle spritzt aus den 6000-Liter-Fässern auf ein Feld bei Frieding. Mit 13 Traktoren beteiligten sich gestern Milchbauern aus dem Fünfseenland an der Aktion. (Foto: Foto: Fuchs)

Bei der gestrigen Aktion sind rund 70.000 Liter Milch auf dem Ackerboden versprüht worden. Für die 13 Güllefässer, die jedes bis zu 6000 Liter fassen, hatten die Organisatoren vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) bei mehreren Landwirten Milch gesammelt. "Wir haben etliche Bauern erreicht, die bisher nicht mitgemacht haben", stellte Friedinger fest. Durch diese Aktion hoffe er auf einen Ruck nach vorn. Eine Ausstellung des Maschinenrings zum Thema "Moderne Gülletechnik" war für die spontane Demonstration genutzt worden.

Bis jetzt ist die Beteiligung im Landkreis eher verhalten. Insgesamt waren gestern laut Friedinger etwa 50 Landwirte dabei, es solidarisierten sich auch einige aus den benachbarten Gemeinden des Landkreises Weilheim. Dort war bereits am Donnerstag eine ähnliche Aktion organisiert worden, an der Landwirte mit 30 Traktoren teilnahmen.

Die Euphorie, die es beim Streik im vergangenen Jahr gab, sei verhallt, bedauerte der Kreisvorsitzende. "Ungefähr 30 Prozent machen mit", sagte er. Indes steht ein Dorf im Landkreis voll hinter dem Lieferstopp: Von den acht Landwirten im Tutzinger Ortsteil Diemendorf geht kein Liter Milch an die Molkereien.

Der BDM hat sich auf drei Wochen Streik eingestellt. Viel länger sei so ein Lieferboykott wohl nicht durchzuhalten, so Friedinger. "Viele von uns haben keine Rücklagen. Wir müssen den Lieferstopp selbst finanzieren. Doch es ist unsere letzte Chance auf bessere Preise."

Fest überzeugt von der Notwendigkeit, weiterzukämpfen, ist Marcus Ruhdorfer aus Buchendorf. Diesmal dürfe man sich nicht von den Politikern und den Funktionären des Bauernverbandes vertrösten lassen. "Ich bin dagegen, Lebensmittel zu zerstören, doch es geht nicht anders. Mit 24 Cent pro Liter können wir nicht leben", sagt er. "Wir brauchen noch mehr Solidarität, auch von den Verbrauchern."

© SZ vom 19.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: