Lenny Kravitz in München:Nur die Liebe zählt

Lesezeit: 2 min

Eine musikalische Zeitreise mit viel Theatralik und einfühlsamen Texten: Lenny Kravitz gab in der Münchner Olympiahalle wieder einmal den Frauenversteher. Mit Erfolg.

Beate Wild

Eine pink-rote Lichtshow. Ein Bass, den man in der Magengegend spürt. Und ein lässiger Typ in Gucci-Klamotten und mit Sonnenbrille. Lange hat man nichts von ihm gehört. Doch nun ist Lenny Kravitz zurück. Und er gibt dem Publikum in der Münchner Olympiahalle das, was es von ihm erwartet.

"Let love rule" - seit 1989 verkündet Lenny Kravitz diese Botschaft. (Foto: Foto: AFP)

Kravitz singt, als müsste er eine Frau zurückgewinnen. Songs, die von der großen Liebe handeln, von überwältigenden Gefühlen, aber auch von Enttäuschung und Schmerz. Am Montagabend gab der Rockbarde aus New York sein Deutschland-Comeback. "It's time for a love revolution" ist das Motto seiner diesjährigen Europatour. Und man nimmt es ihm voll und ganz ab.

Vor 19 Jahren, im Jahr 1989, erschien Lenny Kravitz aus dem nichts. Mit "Let love rule" teilte er der Welt mit, dass die Liebe alles regiert. Und bis heute hat sich an seiner Botschaft nichts geändert.

Der Anfang des Konzerts ist noch etwas zäh. Die neueren Songs, mit denen Kravitz beginnt, kennt das Publikum nicht so gut. Als er dann aber "It aint't over til it's over" anstimmt, schlägt die Stimmung um. Das Altbekannte weckt Gefühle und Erinnerungen. Alle singen mit. Willkommen in der wunderbaren Welt des Lenny Kravitz.

Die meisten Fans, die an diesem Abend in die Olympiahalle gekommen sind, können sich gut an die Anfänge des Musikers erinnern. Zu den Klängen von "Mister Cab Driver" aus dem Jahr 1989 oder "Always on the run" (1991) hatten viele ihre ersten Dates, waren zum ersten Mal verliebt. Das Gros des Publikums ist Mitte bis Ende 30. Als Kravitz seine großen Hits auspackt, ist das für viele ein Rückblick auf die guten alten Zeiten.

Ein Genie des Recyclings sei er, heißt es. Die Musik des 1964 in Brooklyn geborenen Sohns einer Schauspielerin und eines Fernseh-Produzenten ist unüberhörbar von Jimi Hendrix, James Brown, Curtis Mayfield und Led Zeppelin geprägt. Doch wer Kravitz spielen hört, merkt, dass man sein Niveau nur erreichen kann, wenn man die Musik nicht nur spielt, sondern auch lebt. Und so erscheint der altbekannte Vorwurf, er habe seine Songs nur aus verschiedenen Stilrichtungen zusammengebastelt, als ziemlich unsinnig.

Kravitz ist nicht nur ein Multi-Instrumentalist und ein Meister der Selbstdarstellung. Er ist auch ein Stimmwunder. Sein Metier beherrscht er perfekt. Außerdem weiß er, wie er das Publikum auf seine Seite ziehen kann. Als er nach den ersten drei Songs "Servus München" akzentfrei ins Mikro schreit, hat er die Sympathien aller gewonnen. Erst recht die der Frauen. Mit seinen einfühlsamen Texten, nimmt man ihm den sensiblen, leidenschaftlichen Lover ohne weiteres ab. Kravitz ist ein Frauenversteher. Schon 44 Jahre alt, aber immer noch irgendwie süß.

Während des Abends zeigen er und seine Band, was sie draufhaben, auch wenn sie sich manchmal in langen Instrumentalparts und Angeber-Gitarren-Soli verlieren. Doch das macht nichts. Die Mädchen, oder besser gesagt, die Frauen, kreischen hysterisch. Die anwesenden Männer wippen andächtig im Takt.

Am Ende stürzt sich Kravitz dann noch mitten ins Publikum. Plötzlich steht er auf den Rängen rechts von der Bühne, im Kreise seiner verblüfften Fans. Er genießt das Bad in der Menge sichtlich, lässt sich feiern, tanzt und winkt den Leuten in der Arena unten zu. Erst nach etwa zehn Minuten kehrt er auf die Bühne zurück, um dort noch eine Zugabe zu spielen.

Lenny Kravitz hat auch nach längerer Bühnen-Abstinenz wieder einmal bewiesen, dass er auf musikalische Zeitreisen spezialisiert ist. Und dass er eine Botschaft verkaufen kann, wie kein anderer: Alles, was zählt, ist die Liebe.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: