Landpartie:In einem Bächlein helle

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Wasser, ob Bach, Fluss, See oder Meer, hat die Künstler schon immer inspiriert. Nun laden neun Museen rund um München zur Landpartie - das Generalthema: "Wasser"

Von Sabine Reithmaier

Der Zeitpunkt passt gut. Wann wären die Tage besser geeignet für eine Landpartie als jetzt im Frühjahr. Vorzugsweise wendet sich der Münchner in diesen Fällen ja in Richtung Süden. Dabei gäbe es gerade für Kulturinteressierte auch im Norden allerhand zu entdecken. Etwaige Bildungslücken lassen sich aber nun mit einer "Landpartie" betitelten Ausstellungsserie wunderbar schließen.

Landpartie - dahinter stecken neun wirklich sehenswerte Museen in Dachau, Freising, Fürstenfeldbruck, Ismaning, Starnberg und Schöngeising. Der Verbund gründete sich 1996 mit dem Ziel, gemeinsam auf die vielfältige und eigenständige Museumslandschaft rund um die Großstadt aufmerksam zu machen. Nicht jedes Museum darf mitmachen, die Aufnahmekriterien sind ziemlich streng: Das Haus muss im S-Bahn-Bereich liegen, unter kommunaler Trägerschaft stehen, einen hauptamtlicher Leiter und regelmäßige Öffnungszeiten bieten. Gut präsentierte Bestände und wechselnde Sonderausstellungen sind ein weiteres Muss. Verständlich, dass die "Landpartie" großen Wert auf Qualität legt. Sonst würde es kaum gelingen, die kunstverwöhnten Münchner zu einem Ausflug in die kleinen Sammlungen rund um ihre Stadt zu bewegen.

"Wasser" ist bereits die fünfte Auflage der Landpartie. 2011 hatten sich die Museen mit "Essen und Trinken" beschäftigt, 2008 den "Frauen" und sich 2005 den "Gärten" gewidmet. Im allerersten gemeinsamen Projekt im Jahr 2002 spürten die Museumsleute dem Unterwegs-Sein, also auch dem Tourismus nach. Vier Jahre hat es jetzt gedauert, bis eine neue Ausstellungsreihe zustande kam. Länger als geplant, aber es ist eben nicht so einfach, wenn sich neun ganz verschiedene Museen auf ein Thema einigen müssen. Entstanden ist auch dieses Mal wieder eine breite Palette von Ausstellungen, die von naturkundlichen Präsentationen und kulturhistorischen Fragestellungen bis hin zu Arbeiten zeitgenössischer Künstler reicht.

Worauf man sich auch dieses Mal nicht einigen konnte, waren gemeinsame Laufzeiten. Konkret bedeutet das, dass zwei der neun Ausstellungen bereits laufen, andere erst in den nächsten Tagen eröffnen, die letzten am 22. Mai. Und sie enden auch zu verschiedenen Zeitpunkten. Geglückt aber ist die App für Smartphones mit dem Titel "Landpartie - Wasserwege". Wer sie herunterlädt, kann seinen Museumsbesuch mit weitere Ausflugszielen, Fluss-Radwegen und anderen "Wasser-Sehenswürdigkeiten" anreichern, die sich in den meisten Fällen auch gut für Kinder eignen. Amperschlucht und Sunderburg, Wasserkraftwerke und Wassertürme, Biergärten und Badeseen - dazu jede Menge vertiefende Texte. Natürlich setzen die Museen ansonsten ihre Schwerpunkte gemäß ihrer Ausrichtung.

Nachhaltig fischen

Folgerichtig widmet sich daher das Museum Starnberger See mit Bildern, Grafiken, originalen Utensilien und Fischmodellen der Fischerei, einer der ursprünglichsten und früher auch wichtigsten Wirtschaftsform am See. Heute soll natürlich auch das Fischen möglichst nachhaltig sein. Wie die Hege funktionieren kann angesichts des Mitgliederschwunds bei Fischereigenossenschaften und privaten Angelvereinen, versucht die Ausstellung zu klären. Und was tun mit dem Kormoran?

"Wasser - Fische - Menschen", Fischerei und Naturschutz, bis 18.10., Museum Starnberger See

Leben am Fluss

Um die Amper, über Jahrhunderte weg eine Lebensquelle für Menschen und Tiere und ein wichtiger Transportweg, kümmern sich das Bauernhofmuseum Jexhof und das Bezirksmuseum Dachau in einer Doppelausstellung. Der Jexhof folgt dem Lauf des Flusses vom Ammersee bis Olching und spezialisiert sich auf ökologische Aspekte - einschließlich des Problembibers - , während Dachau den Weg bis Moosburg nachvollzieht. Im Bezirksmuseum geht es um die Flößerei, aber auch um die Entwicklung des Badewesens von seinen Anfängen in mittelalterlichen Badstuben bis hin zu den Badehütten des Bürgertums und den Badefreuden der Jetztzeit.

"Die Amper: Geschichte(n) eines Flusses", Teil I: Vom Ammersee bis Olching, 15.5. bis 31.10., Bauernhofmuseum Jexhof Teil II: Von Olching bis Moosburg, 1.5. bis 27.9., Bezirksmuseum Dachau

Ismaning und die Isar

Ähnlich prägend wie die Amper für Dachau ist die Isar für Ismaning. Nicht nur weil der Wildfluss mit jedem Hochwasser sein Bett veränderte , sondern auch weil er lang die Grenze zwischen dem Hochstift Freising und dem Herzogtum Bayern bildete. Wer weiß schon noch, dass es auf der Höhe von Ismaning bis 1959 keine Brücke gab, sondern eine Fähre den Fluss überquerte.

"Alles im Fluss", 17.5. bis 20.9., Schlossmuseum Ismaning

Steinzeitmenschen

Viel weiter zurück in der Geschichte wagt sich das Museum Fürstenfeldbruck, das den Steinzeitmenschen am Haspelsee nachspürt. Funde aus dem Moor, die in der Schau zu sehen sind, haben belegt, dass dort schon vor mehr als 11 000 Jahren Menschen jagten und lebten. Damit zählt der Ort zu den ältesten Besiedlungen Bayerns.

"Am Wasser ", Steinzeitmenschen am Haspelmoor, 7.5. bis 4.10., Museum Fürstenfeldbruck

Karge Landschaften

Inhaltlich hätte auch eine Kooperation zwischen der Dachauer Gemäldegalerie und dem Freisinger Stadtmuseum gut funktioniert. Denn in beiden Häusern geht es darum, wie Wasser Maler inspiriert. In Freising reicht die Spanne der gezeigten Werke von einer Ölskizze des Landschaftsmalers Georg Dillis aus der Zeit um 1820 bis hin zu monochromen Aufnahmen eines jungen Freisinger Fotokünstlers aus dem Jahr 2013. Interessant ist, dass die Freisinger Künstler des 19. Jahrhunderts die karge Moorlandschaft anscheinend wenig inspirierend fanden, ganz im Gegensatz zu Malern, die von anderswo in die Gegend kamen. Erst im 20. Jahrhundert entdeckten auch die Einheimischen die Schönheit ihrer Umgebung für ihre Kunst.

"Wasser - Wolken - Licht", Bilder der Freisinger Mooslandschaft, bis 19.7., Stadtmuseum Freising

Erfrischendes Nass

Die Dachauer Gemäldegalerie dagegen konzentriert sich auf die Vertreter der Künstlerkolonie und der von ihnen entwickelten Landschaftsmalerei. Allerdings zeigt sie nicht nur Bestand, sondern auch Gemälde aus Privatbesitz. Die Amper, die Moosbäche oder der Schleißheimer Kanal waren bevorzugte Motive der Künstler, die von dem raschen Farb- und Stimmungswechsel im Dachauer Moos begeistert waren. Und sich nach dem Malen in einem der vielen Biergärten erfrischten.

"Erfrischendes Nass", Wasserbilder Dachauer Maler, 1.5. bis 30.8., Gemäldegalerie Dachau

Lebenselixier Wasser

Ganz auf die zeitgenössische Kunst konzentrieren sich die Neue Galerie Dachau und das Kallmann-Museum in Ismaning, die ebenfalls in einer Doppelausstellung kooperieren. Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Videoarbeiten setzen sich mit ökonomischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Aspekten des Verhältnisses von Mensch und Wasser auseinander.

"Waterbound - Vom Leben mit dem Wasser", 23.5. bis 30.8., Kallmann-Museum Ismaning 22.5. bis 26.7., Neue Galerie Dachau Infos: www.landpartie-museen-muenchen.de

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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