Unterirdisch:Der Ost-Tunnel macht als nächster das Rennen

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Baubeginn an der Richard-Strauss-Straße ist 2003 - zwei Jahre später soll im Südwesten gegraben werden

Dominik Hutter

(SZ vom 15.12.2001) - Die Tunnel-Schlacht ist offenbar so gut wie geschlagen. Weil Bürgereinsprüche den Tunnel Südwest am Luise-Kiesselbach-Platz verzögern, rechnet das Baureferat inzwischen fest mit einem Baubeginn 2003 im Münchner Osten. "Das kann man sich an zehn Fingern abzählen", sagte ein Tunnel-Planer zur SZ.

Zwar müsse der Stadtrat die abschließende Entscheidung treffen - da man aber laut Bürgerentscheid im Jahr 2011 alle drei Ring-Tunnel fertig haben muss, könne man sich den Aufschub eines baureifen Projekts nicht erlauben. Der Planfeststellungsbeschluss für den Richard-Strauss-Tunnel soll im Februar vorliegen, einen Termin für den Tunnel Südwest gibt es noch nicht. "Da geht es um mehrere Monate."

Forderungen der CSU, beide Tunnel gleichzeitig zu bauen, hält man im Baureferat seit langem für Wunschträume. "Das müsste die Stadt vorfinanzieren", erklärt Harald Spengler von der Straßenplanung. Denn der Freistaat sei keineswegs bereit, die Zuschüsse für beide Projekte gleichzeitig auszubezahlen. Allzu großzügige Beiträge könne sich die finanziell klamme Stadt aber nicht erlauben - zumal die Röhren deutlich teurer würden als die ursprünglich kalkulierten 500Millionen Mark je Graben: Rund zehn Prozent plus sind es beim Richard-Strauss-Tunnel. Verantwortlich dafür sind geänderte Verträge - neuerdings muss die Stadt einen 40-Prozent-Anteil für die Verlegung von Kanälen leisten.

Dennoch wird es wohl eine kurze "Überlappung" beider Baustellen geben: Um 2011 fertig zu sein, muss spätestens 2005 am Südwest-Tunnel gegraben werden. Die Einwendungen gegen den Tunnel Südwest sind erst nach einer von Anwohnern vehement geforderten Änderung aufgekommen - der Verlegung der Heckenstallerstraße in einen Trog auf Tunnel-Niveau. Von ursprünglich drei Einsprüchen sind offiziell zwei übrig geblieben: die eines Anwohners und die der Bürgerinitiative "Langer Tunnel Südwest". Letztere hat inzwischen ihren Rückzug angekündigt - allerdings ohne die zuständige Regierung von Oberbayern davon zu informieren.

Beim dann verbleibenden Einwand zeichnet sich für Sprecherin Katrin Jahndel die Notwendigkeit eines Erörterungstermins ab - was nicht unbedingt allzu lange dauern müsse. Das sieht Baureferent Horst Haffner offenbar anders, er hat den Stadtrat inzwischen über Terminprobleme im Südwesten informiert. Auch Spengler meint: "Es hat sich bereits hinausgezögert". Bei den Einwänden geht es um den Wegfall von Stellplätzen und um die "Rückverankerung eines Gebäudes".

Dem Stadtrat könnte damit die politisch brisante Entscheidung zwischen Ost und Südwest erspart bleiben. Bürgermeister Hep Monatzeder geht davon aus, dass die Terminschwierigkeiten am Luise-Kiesselbach-Platz das Problem gelöst haben - zugunsten des Richard-Strauss-Tunnels. Die Ost-Röhre war allerdings auch vorher schon Favorit. Insbesondere für den Ausbau der Riemer Messestadt werden leistungsfähige Verkehrsadern benötigt. Zudem bewirbt sich das Messegelände um das Pressezentrum für die Fußball-WM 2006.

Der erste Akt im Tunnelbau wird im Sommer nächsten Jahres vollendet: der Petueltunnel. Diese Röhre, da sind sich Experten einig, steht eigentlich in der Prioritätenliste ganz hinten.

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