Münchner Verkehrsverbund:Nahverkehr wird drei Prozent teurer

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U-Bahnen im Zwei-Minuten-Takt: Münchens Oberbürgermeister Ude kündigt Preiserhöhungen an - unter anderem, um eine umstrittene Streckenerweiterung zu finanzieren.

Marco Völklein

Auch in diesem Herbst werden die Fahrkarten für Bus und Bahn in der Region teurer. Auf die rund zwei Millionen Fahrgäste, die der Münchner Verkehrsverbund (MVV) täglich durch die Region befördert, kommt eine Preiserhöhung von "knapp unter drei Prozent" zu. Das sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude am Donnerstag.

Damit die U-Bahnen im Berufsverkehr im Zwei-Minuten-Takt fahren können, werden die Preise erneut um drei Prozent erhöht. (Foto: dpa)

Ude sitzt auch der MVV-Gesellschafterversammlung vor. Das oberste MVV-Gremium befasst sich in der kommenden Woche mit dem Thema. Details darüber, welche Tickets teurer werden und welche eventuell im Preis stabil bleiben, sind derzeit noch nicht bekannt.

Ude begründete die Erhöhung auch damit, dass allein die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die die Netze von U-Bahn, Bus und Tram in München betreibt, in den kommenden Jahren 115 Millionen Euro aufwenden wird, um 21 neue U-Bahnen zu beschaffen. Diese braucht die MVG, weil sie ihr Angebot massiv ausweiten wird.

So will MVG-Chef Herbert König unter anderem vom Jahr 2014 an auf den stark frequentierten Innenstadtstrecken von U1/2 sowie U3/6 im morgendlichen Berufsverkehr einen Zwei-Minuten-Takt fahren. Derzeit sind die Züge zur Hauptverkehrszeit dort noch alle zweieinhalb Minuten unterwegs.

Auch das Tramnetz wird vom Herbst 2011 an mit neuen Strecken und Linien erweitert. "Dieser Investitionsbedarf ist in die diesjährige Erhöhung bereits eingerechnet", sagte Ude. Auch dank zuletzt stark gestiegener Fahrgastzahlen (und damit höherer Einnahmen) falle die MVV-Tariferhöhung diesmal "glimpflich aus", erklärte der OB.

Im vergangen Jahr hatte der MVV die Preise im Schnitt um 4,5 Prozent erhöht; Wochen- oder Monatskarten wurden sogar um 4,8 Prozent teurer. Fahrgastverbände wie die Aktion Münchner Fahrgäste hatten diesen "kräftigen Schluck aus der Pulle" beklagt und nun eine Erhöhung von "unter drei Prozent" gefordert. "Bei den Streifen- und Tageskarten ist die Schmerzgrenze bereits erreicht, hier müssen die Preise auch mal stabil bleiben", so der Verband.

Akku-Tram für den Englischen Garten

Andreas Barth von Pro Bahn zeigte sich einverstanden mit einer dreiprozentigen Tariferhöhung - im städtischen Bereich sei das angemessen, da die MVG ihr Angebot ausbaue. "Da passt es." Bei der S-Bahn und im Regionalverkehr hingegen habe sich "vieles verschlechtert", findet Barth: "Hier ist eine Erhöhung nicht gerechtfertigt."

Das zusätzliche Geld benötigen die Verkehrsbetriebe auch für eine umstrittene Streckenerweiterung. So wollen Ude und König die geplante Trambahnstrecke durch den Englischen Garten weiter vorantreiben. Zuletzt hat die MVG eine Tram vom Typ "Variobahn" beim Hersteller in Potsdam mit einem Akku ausstatten lassen. Von nächsten Jahr an will die MVG damit Testfahrten unternehmen. Sollten die Tests zeigen, dass die Akku-Tram problemlos den Abschnitt durch den Englischen Garten bewältigen würde, werde die MVG "erneut ein Planfeststellungsverfahren beantragen", sagte König.

Von Ude kam Rückendeckung: Mit der Akku-Tram wären Oberleitung und Masten im Englischen Garten nicht nötig, sagte der OB: "Dann gibt es keinen einzigen sachlichen Grund mehr gegen eine solche Tram." Die Gegner einer Tram-Direktverbindung von Neuhausen über Schwabing nach Bogenhausen hatten stets argumentiert, Oberleitungen und Masten würden den Englischen Garten verschandeln.

© SZ vom 24.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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