Letztes Konzert in München:Das a-ha-Erlebnis

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Ihren letzten Auftritt läuten sie ein mit "The Sun always shines on TV". Doch zunächst will das Hitfeuerwerk der norwegischen Popgruppe a-ha beim Publikum in München nicht so recht zünden.

Dirk Wagner

"The Sun always shines on TV", singt Sänger Morten Harken sonnenbrillengeschützt, während im Hintergrund berühmte Filmsequenzen jenen ständigen Sonnenschein im Fernsehen zynisch belegen: mit einem winkenden John F. Kennedy, kurz bevor er erschossen wird, einer Menschenmenge, die freudig die Landung der Hindenburg bejubelt, bevor das Luftschiff in Flammen aufgeht, oder der Ankündigung eines großen Boxkampfs, bevor der wiederholte Weltmeister Floyd Patterson in der ersten Runde zu Boden geht.

Auf Abschiedstour: Sänger Morten Harken von der norwegischen Popgruppe a-ha sonnenbrillenbeschützt vor der Leinwand, auf der berühmte Filmsequenzen zu sehen sind. (Foto: dapd)

Treffender hätte a-ha ihren postuliert letzten Auftritt in der Münchner Olympiahalle nicht einläuten können: ein Hitfeuerwerk zum 25-jährigen Jubiläum, kurz bevor sich die Band auflöst. Und doch will besagtes Feuerwerk nach diesem großartigen Einstieg nicht so recht zünden, mochte das Publikum noch so zahlreich in die rappelvolle Olympiahalle gepilgert sein, um den Helden ihrer Jugend ein letztes Mal zu winken.

Es braucht dann schon noch ein paar Songs und einige charmant formulierte deutsche Ansagen wie "Wir sind a-ha. Das haben Sie schon gewusst", bis die Fans sich auf das Abschiedsfest einlassen. Man will sich offensichtlich nicht zu früh verausgaben und wartet darum geduldig das Grande Finale ab. Da kann Pal Waaktaar-Savoy noch so aufpeitschend in die Saiten dreschen, derweil Keyboarder Magne Furuholmen mit seinem Zweifingersuchsystem nur allzuoft verdeutlicht, dass Virtuosität noch nie das Merkmal der Band war.

Das Mitreißendste bleiben lange Zeit die schnell geschnittenen Videoanimationen und Beleuchtungsspiele. Bis die zu fünft angereiste Band sich für ein kleines Akustik-Set auf das originale Trio reduziert, das sich nun auf einem kleinen Konzertflügel und einer akustischen Gitarre unter einem futuristischen Kronleuchter begleitet.

Ergriffen singt das Publikum mit beim Everly-Brothers-Cover "Crying in the rain". Später hält der Sänger in "Summer Moved On" ein letztes Mal den Ton über zwanzig Sekunden, was der Europarekord in der Kategorie "längster gesungener Ton in einem Top-40-Song" ist. Dann setzt mit "Foot on the mountain" endlich der erwartete Showdown ein.

Augenblicklich setzen die Zuschauer sich in Richtung Bühne in Bewegung, und wo soeben noch ein strenger Saalordner einen einzelnen tanzenden Zuschauer auf die Notwendigkeit hinwies, den Gang als Fluchtweg frei zu halten, sammelt sich nun eine Menschenmenge, die zum Tanzen und nicht zum Fliehen gekommen war.

Als Abspann zum Konzert gibt es eine kleine Diashow, die noch einmal mit Zeitungsausschnitten, Plattencover und Bandfotos die letzten 25 Jahre a-ha Revue passieren läßt. Das wirkt beinahe so, als ob das Publikum eigene alte Fotos beäugt, erinnert doch so manche dargestellte modische Entgleisung der Band in den Achtzigern an den eigenen verwirrten Modegeschmack.

Dann folgen zwei Zugaben und schließlich der Smash-Hit, der die Karriere vor 25 Jahren angeschoben hatte: "Das ist das letzte Mal in München", erklärt der Keyboarder zum Abschied, und Band und Publikum gröhlen gemeinsam: "Take on me. Take me on. I'll be gone in a day."

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