Kylie Minogue in der Olympiahalle:Die Show ist nicht genug

Lesezeit: 2 min

"I should be so lucky": Der Auftritt von Kylie Minogue in der Münchner Olympiahalle ist professionell und beeindruckend. Doch den Menschen Kylie vermisst man.

Lisa Sonnabend

Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, sich nach einem runden Geburtstag auf einen überdimensionalen Totenkopf zu setzen und darauf über eine Bühne zu schweben. Kylie Minogue allerdings, die am Tag zuvor 40 Jahre alt geworden ist, wirkt davon unbeeindruckt. Midlife-Crisis? Pustekuchen! Die Sängerin schmiegt ihren Kopf an die Wangen des silbernen Totenschädels und lächelt.

Kylie Minogue in der Münchner Olympiahalle (Foto: Foto: Stefan M. Prager)

Verborgen bleibt, ob sie bei der Feier am Tag zuvor ein Glas Champagner zu viel getrunken hat und jetzt überhaupt Lust hat, auf der Bühne zu stehen. Die Popikone Kylie Minogue zeigte am Donnerstag beim Konzert in der Münchner Olympiahalle nicht ihr Ich, dafür aber eine professionelle und beeindruckende Show.

Im Popgeschäft geht es immer um mehr als bloß Musik, beim Auftritt von Kylie Minogue geriet die Musik jedoch zu weit in den Hintergrund. Eine fulminante Lichtshow leuchtet die Bühne für jedes Lied anders aus. Die Australierin wird auf der Bühne von Tänzern umschwärmt, japanische Mönche führen Akrobatikkünste vor, an einer Copacabana-Beachbar schlürfen Tänzerinnen Cocktails.

13 Millionen Euro soll die Tournee "Kylie X 2008" gekostet haben. Die Sängerin singt an einem Abend in acht verschiedenen Kleidern, die der Designer Jean-Paul Gautier für sie entworfen hat: ob in einem eleganten lila Abendkleid, einem sexy Cheerleader-Dress oder einem extravaganten Frack.

Es geht um das Gesamtwerk Kylie, die Lieder dagegen sind bis auf wenige Ausnahmen zu austauschbar, zu mittelmäßig. Gerne hätte man an manchen Stellen den Fernsehschalter genommen und den Ton ein wenig leiser gedreht, um die Show in Ruhe genießen zu können.

Die Stimme der kleinen Australierin ist live zu schwach, um sich in der großen Olympiahalle den wummernden Bässen entgegenzustemmen. Bei "Kids" übernimmt die Backgroundsängerin den Duettpart, den in der Originalversion Robbie Williams erledigt. Diese singt mit ihrer Soulstimme Kylie Minogue locker an die Wand. Ein wenig verkrampft wirkt der Star in solchen Momenten.

Mädchen von nebenan, dann wieder unnahbare Shownudel

Am meisten genießt Kylie Minogue ihr Konzert, wenn die Tänzer und Akrobaten verschwinden, die Musiker sich am Rand postieren und sie ganz alleine auf der Bühne steht. Wenn der Song zu Ende ist, nestelt Kylie Minogue an ihren Haaren und wartet auf den Jubel aus dem Publikum. Dann lächelt sie erleichtert und blickt stolz zur Menschenmasse. In solchen Momenten ist Kylie Minogue wieder das Mädchen von nebenan, als das sie in den achtziger Jahren als Schauspielerin in der Serie "Neighbours" bekannt wurde. Einen Moment später ist sie wieder unnahbare Shownudel.

Erst in der zweiten Hälfte des Konzerts, als Kylie Minogue ihre großen Hits auspackt, gelingt es ihr, die Anhänger zu fesseln. Bei "Your Disco Needs You" oder "Love at First Sight" tanzen auch die Besucher auf den Sitzplätzen mit und sie begleiten Kylie Minogue endlich mit Begeisterung auf der Reise zu japanischen Mönchen oder zu einem klassischen Opernball.

Den Auftritt beendet Kylie Minogue nach zweieinhalb Stunden mit "I should be so lucky" - einem 20 Jahre alten Song. Die Konzertbesucher werden den Ohrwurm noch lange vor sich hin summen und dabei an Kylie Minogue denken, wie sie alleine auf der Bühne steht. Bei diesem Lied hat sie keine Tänzer und Akrobaten gebraucht, war sie allein die Show.

© sueddeutsche.de/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: