Kurzkritik:Wortloses Glück

Der Clown Pic auf Tour durch Bayern

Von Florian Tempel, Dorfen

Für einen großen Teil des Publikums im Jakobmayer in Dorfen ist das Wiedersehen mit dem Schweizer Pantomimen und Clown Pic ein nostalgisches Erlebnis. In den Achtzigerjahren war Pic mit seinen Seifenblasen der ganz große Star im Circus Roncalli. Das war damals so schön und ist gleichzeitig so lange her, dass die Erinnerungen daran gar nicht anders als wehmütig sein können. Sein derzeitiges Soloprogramm "Der Schlüssel", das er dieser Tage in Dorfen, Schliersee und Augsburg zeigt, bedient jedoch nicht nur alte Erinnerungen.

Pic gelingt viel mehr. Er verblüfft aufs Neue mit einer Kunst, die viele längst vergessen haben: Dass Komik nicht in erster Linie über Wortwitz entstehen muss, und dass witzige Nummern ohne den Knalleffekt einer Pointe auskommen können. Pic ist ein Meister der Körpersprache und Mimik. Er fokussiert sein Können auf beiden Gebieten ungemein geschickt. Er setzt Masken aus Pappmaschee und Latex in Szenen ein, in denen er sich in die alltäglichsten und sonderbarsten Typen verwandelt. An anderen Stellen brilliert er dann ebenso pointiert durch die aberwitzigen Fähigkeiten seiner eigenen Mimik.

"Der Schlüssel" ist aber keine Nummernrevue, sondern eine schön komponierte, melancholische Komödie. Die zentrale Figur ist ein einsamer Mann, der auf einer Parkbank Englisch lernt. Er verliebt sich in die Stimme auf seiner Lern-CD, stürzt ab, verliert seine Stimme, verliebt sich erneut und landet schließlich alleine im schottischen Hochmoor. Pics Lebensnummer, sein traumhaftes Spiel mit kleinen und riesigen Seifenblasen, ist so am Ende weit mehr als die Wiederholung seines Welthits.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: