Wenn auch gesundheitlich leicht angeschlagen, so wütet Michael Volle als Elias im Gasteig doch stimmgewaltig gegen die Priester des Baal und den heidnischen König Ahab, er erfleht erfolgreich Hilfe für das Volk Israel, resigniert jedoch am Ende angesichts dessen Unglaubens, wird in die Wüste verbannt und ersehnt den Tod, um schließlich im Feuerwagen gen Himmel geholt und erlöst zu werden. Ein Livemitschnitt unter Wolfgang Sawallisch von 2001 zeigt Volle auch stimmlich als viel jüngeren, sanfteren Mann. Heute singt er ihn reifer, leidenschaftlicher, aber auch als zwiespältigeren Charakter. Mendelssohn hat mit "Elias" die Tradition des großen barocken biblischen Oratoriums im 19. Jahrhunderts faszinierend wiederbelebt und als gleichsam durchkomponiertes Drama erneuert. Oftmals schließt er direkt an Choräle Bachs an, um gleich danach wieder herrlich in großartiger romantischer Melodik zu schwelgen.
Wenn die Münchner Philharmoniker und der Philharmonische Chor unter Leitung von Andrew Manze nun die endgültige Fassung von 1847 aufführen, dann steht das theatralische Moment derart im Vordergrund, dass die Phonstärken insbesondere des riesig besetzten Chors manchmal schier überwältigen. So packend das musiziert, so präzise das gesungen ist, etwas mehr Differenzierung der Lautstärke und der Tempi hätten dem Ganzen gutgetan. Hervorragend waren die Solisten: Neben Volle als Prophet verlieh Christian Elsner dessen Gefährten Obadjah intensiven tenoralen Glanz, Daniela Sindram machte die Witwe, Königin Isebel und einen Engel mit den verschiedenen Tönungen ihres schlanken und dennoch warmen Mezzos glaubhaft. Sally Matthews aber überstrahlte mit ihrem gehaltvollen lyrischem Sopran alle. Nicht nur das wunderbare "Höre Israel! Höre des Herrn Stimme!", mit dem der zweiten Teil beginnt, lud sie mit flammender Intensität auf.