Kurzkritik:Ausdrucksvoll

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Alexander Lonquich spielt Schubert und Debussy

Von Klaus Kalchschmid, München

Es hat Seltenheitswert, dass ein Pianist Werke Franz Schuberts und Claude Debussys in den Mittelpunkt eines Konzerts rückt. Alexander Lonquich tat dies in der Allerheiligen-Hofkirche und krönte den Abend nach dem zweiten Buch der "Préludes" mit einer Aufführung der letzten Schubert-Sonate in B-Dur.

Begonnen hatte Lonquich mit dessen Allegretto D 915 und der Ungarischen Melodie D 817. Schon hier zeigte sich ein Mut zu radikaler Gestaltung, der das h-Moll-Stück herrlich tänzerisch "all'ongarese" taumeln ließ. Auf große Kontraste hatte Lonquich auch die dreiviertelstündige Sonate angelegt und präsentierte ein gewaltiges Spektrum zwischen Pianissimo und Fortefortissimo, Zartheit und fast Brachialem, zwischen kammermusikalischer Zurückhaltung und symphonischer Durchdringung des Klaviersatzes in den Momenten der Steigerung. Da war es selbstverständlich, dass er die Wiederholung der langen Exposition des ersten Satzes spielte, hat diese doch ein erschreckend abgründiges Ende, das später beim Eintritt in die Durchführung durch eine leise Rückung von F-Dur nach cis-Moll ersetzt wird. Solche Momente kostete Lonquich aus und hielt doch einen kontinuierlich "erzählenden" Duktus bei. "Misterioso" musizierte er die Rahmenteile des "Andante sostenuto", wunderbar gesanglich fließend den Mittelteil. Wahrhaft "con delicatezza" gelang ihm das Scherzo, sphinxhaft doppeldeutig das Perpetuum mobile des Finales.

Ähnlich vielgestaltig, nie auf reine Klangeffekte und Oberflächenglanz bedacht, spielte Alexander Lonquich die zwölf Stücke des "Deuxième livre" der Préludes von Debussy. Man kann sich das raffinierter vorstellen, harmonisch diffiziler ausgereizt, aber kaum ausdrucksvoller, pointierter, beziehungsreicher. Herrlich schwebend etwa der Habanera-Rhythmus in "La puerta del vino", über dem gleißende Sonne auf Wasser flirrt, oder das launige Porträt des exzentrischen Clowns namens General Lavine als Cakewalk. Umso feiner evozierte Lonquich den Mondschein in "La terrasse des audiences du clair de lune", bevor er in "Hommage à S. Pickwick Ensq. P.P.M.P.C." Sarkasmus zu Musik werden und das letzte Stück in den schönsten Farben als "Feux d'artifice" explodieren ließ.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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