Kulturstrand auf Corneliusbrücke:In den Sand gesetzt

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Kulturstrand in München, 2010 Mann mit Cocktail in der Strandbar der Urbanauten auf dem Isarbalkon an der Münchner Corneliusbrücke. (Foto: Stephan Rumpf)

Unterlage mit "hohem Schluffanteil": 52 Tonnen Sand wurden aus Amberg herangeschafft, jetzt eröffnen die Urbanauten ihren Kulturstrand auf dem Isarbalkon der Corneliusbrücke. Liegestühle, Barbetrieb, Kulturprogramm und die 112 Meter lange "Isarlust-Convolvulacea" sollen für Sommergefühl sorgen.

Von Anne Goebel

Strandgut gibt es auch mitten in der Stadt. Verrostete Münzen, Handys mit knirschenden Tasten, den einen oder anderen Strohhalm: Solche Sachen fischen die Betreiber des Kulturstrands jeden Mai aus dem Sand, wenn sie an der Isar wieder die Sommerlandschaft aufschütten. Der Aufbau läuft schon seit einigen Tagen, an diesem Donnerstag ist Eröffnung: Bis zum 11. August wird der sogenannte Isarbalkon an der Corneliusbrücke zur Entspannungszone für gestresste Großstädter, mit Burgenbauen, Musikprogramm und Bar. Nach der Premiere des Kulturstrands am Standort Vater Rhein-Brunnen im vergangenen Jahr sind die Urbanauten als Veranstalter diesmal ein Stück flussaufwärts wieder zurück auf die Corneliusbrücke gezogen. Gefeiert wurde der Auftakt mit Richtfest und "Angrillen".

Dass sich das Helfer-Team bei den Vorbereitungen am Isarufer "bräunen" konnte, wie Benjamin David in seiner Mitteilung schreibt, sei ein Novum. "Das war der erste Kulturstrandaufbau ohne Regen seit Jahren", so der Sprecher der Urbanauten. Zumindest habe es, abgesehen von ein paar Schauern, keine heftigen Güsse gegeben.

So konnte die rote Kunststoffschlange mit dem scheinbotanischen Namen "Isarlust-Convolvulacea", 112 Meter lang und als Sitzgelegenheit ebenso bewährt wie als Erkennungsmerkmal, in aller Ruhe ausgebreitet werden. Dazu 52 Tonnen feiner Sand, den David "märchenhaft" nennt, weil er unter den Augen eines steinernen Ludwig-II.-Kopfes ausgebracht wurde. Die Säule mit dem Königshaupt soll an den Plan erinnern, an dieser Stelle das frühere Ludwig-Denkmal wieder zu errichten - was allerdings kein Urbanauten-Projekt ist.

Dass der Sand, angeliefert aus dem oberpfälzischen Amberg, besonders schnell trocknet, findet David beruhigend: Er hält die Münchner Großwetterlage in den kommenden Monaten für latent instabil. "Ich habe mich daran gewöhnt, dass die Sommer wechselhaft sind", sagt er. Durch die spezielle Weichheit des Sands - Geowissenschaftler sprechen von "hohem Schluffanteil" - mache es auch bei ein paar Regentropfen Freude, zu buddeln oder die Füße darin zu vergraben. Jedes Jahr wird die Hälfte der 52 Tonnen erneuert, der andere Teil stammt aus dem Vorjahr - ohne das Strandgut natürlich.

Neben den Liegestühlen, der Bar und einigermaßen sommerlichen Abenden soll auch ein Musikprogramm Besucher zur Corneliusbrücke locken. Im vergangenen Jahr kamen um die 150.000 Gäste zum Rhein-Brunnen, für 2013 rechnet Benjamin David mit etwas weniger Andrang. "Auf der Corneliusbrücke ist einfach weniger Platz", sagt er. Zum Auftakt tritt an Christi Himmelfahrt die Soulsängerin Kaye Ree auf, bei der Formation Balkong & Salong (11.Mai) passt der Name zum Auftrittsort.

Auf ihrer ersten Europatournee machen die Wood Brothers am 14. Mai am Münchner Kulturstrand Station. Der Strand ist täglich von 12 bis 23 Uhr geöffnet, Informationen zum Programm und den Aktionen für Kinder gibt es unter kulturstrand.org. Mit der Aktion "Notre Dame sur l'Isar" vor der Maximilianskirche (14. bis 23. Juni) arbeiten die Urbanauten mit der Erzdiözese München zusammen.

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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