Kriegsverbrecher-Prozess:"Stille Hilfe" für Niznansky

Der Nazi-Verein hatte mit dem Gefangenen Niznansky Kontakt aufgenommen, doch dieser lehnte das Ansuchen von "Stille Hilfe" angeblich ab.

Von Alexander Krug

Ein ehemaliger Partisan hat gestern den wegen Mordes angeklagten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ladislav Niznansky, 87, zum Teil belastet. Der mittels einer Videoübertragung aus Bratislava vernommene Zeuge Jozef Lietavec behauptete, dass Niznansky Einsätze der Spezialeinheit "Edelweiß" in der Slowakei selbst geleitet und dirigiert habe. Er sei dabei "aktiver" gewesen als sein direkter Vorgesetzter und Kommandeur von "Edelweiß", Major Erwein Graf Thun-Hohenstein.

Auf und ab im Prozess gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Niznansky. (Foto: Foto: AP)

Der heute 89-jährige Lietavec war erst im Zuge neuerer Ermittlungen ausfindig gemacht worden. Lietavec war Ende 1944 Mitglied des militärischen Hauptstabes der Partisanenbewegung, die gegen die Deutschen kämpfte.

Er habe zwar Niznansky nie persönlich getroffen, so der Zeuge. Doch Kundschafter und Gefangene hätten ihm Einzelheiten über die Aktionen von "Edelweiß" berichtet. Niznansky habe sich den Deutschen "vollkommen zur Verfügung" gestellt, so der Zeuge. Gleichwohl musste er einräumen, über keine konkreten Informationen über Niznanskys mutmaßliche Teilnahme an den Massakern in Ostry Grun und Klak zu verfügen.

In diesen Orten waren am 21. Januar 1945 insgesamt 146 Zivilsten ermordet worden. Kundschafter hätten ihm berichtet, dass "Niznanksy Leute" an den Gräueltaten beteiligt gewesen seien.

Bekannt wurde gestern auch, dass die "Stille Hilfe für Kriegsgefangene" versucht hat, in der Untersuchungshaft Kontakt zu Niznansky aufzunehmen. Nach Angaben seines Anwalts Steffen Ufer lehnte Niznansky dieses Ansuchen ab.

Die "Stille Hilfe" war 1951 als braunes Netzwerk gegründet worden, um Alt-Nazis zu unterstützen und in Prozessen zu betreuen. Prominentestes Mitglied ist die Himmler-Tochter Gudrun Burwitz. Dem Nazi-Hilfeverein ist erst 1994 die Gemeinnützigkeit entzogen worden.

© SZ vom 19.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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