Kreativität:Der steinige Weg von der Idee zum Produkt

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Mit Kreativität und Wagemut versuchen Erfinder und Nachwuchsunternehmer aus der Region, auf dem Markt Fuß zu fassen

Andreas Ostermeier und Stefani Wandl

Die Biotechnologie-Branche ist hierzulande noch recht jung - und trotz ihrer geringen Lebensdauer erlebt sie gerade ihren ,,zweiten Frühling''. Das sagt Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums (IZB) in Martinsried.

Das IZB ist eine Brutstätte, ein Nest der so genannten ,,roten Biotechnologie'', in der es um die Entwicklung von Medikamenten geht. Fast voll belegt ist sein Haus, demnächst soll erneut angebaut werden, denn in der Biotech-Szene gibt es wieder junge Forscher, die ihre Ideen für so gut halten, dass sie in ihnen die Basis eines Unternehmens sehen.

15 neue Verträge handle er gerade aus, sagt Zobel. Mutig ist das von den Firmengründern, wenn man die vergangenen Jahre anschaut, als diverse junge Firmen aufgeben mussten, weil sich Ideen nicht in Produkte umsetzen ließen oder die Geldflüsse versiegten.

Die Risiken in der Branche - vor allem die lange Entwicklungszeit von Medikamenten - bestehen weiterhin, und auch das verfügbare Investitionskapital ist nach Zobels Einschätzung nicht vergleichbar mit den Mitteln, die junge Gründer Ende der neunziger Jahre erhielten. Doch die wollen ihre Ideen umsetzen und Medikamente entwickeln, so beispielsweise die Firma Suppremol, seit Ende 2005 Mieter im Gründerzentrum.

Neun Forscher arbeiten dort, und sie sind auf der Suche nach einem Heilmittel gegen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multiple Sklerose. Das Team hat ein Protein entwickelt, das die Produktion von Antikörpern unterdrücken soll und momentan auf die klinischen Prüfungen vorbereitet werde, sagt Suppremol-Geschäftsführer Peter Buckel. Er hat schon viel Erfahrung in der Pharma- und der Biotech-Branche gesammelt, hat für Roche, ehemals Boehringer, in Tutzing und Penzberg gearbeitet.

Entstanden ist die Biotech-Firma aus einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried um den Chemie-Nobelpreisträger Robert Huber, der bis zum vergangenen Jahr dort Direktor gewesen ist. Diese nahe Verbindung zu einem Spitzenwissenschaftler und die langjährige Erfahrung sind wohl die Grundlage für den unternehmerischen Mut eines Peter Buckel und der anderen Wissenschaftler.

Buckel jedenfalls bestätigt die Schwierigkeiten einer jungen Biotech-Firma, an Kapital zu kommen. Vor allem für Projekte, die noch nicht in der klinischen Prüfung stehen, sei es nicht leicht, Geld zu bekommen. Doch gleichzeitig zeigt sich Buckel überzeugt von der firmeneigenen Entwicklung, die er als ,,recht interessantes Projekt'' bezeichnet. Schließlich haben die wissenschaftlichen Ideen und der unternehmerische Wagemut gewonnen: Es ist gelungen, einen italienischen Investor zu überzeugen, Kapital in das Unternehmen zu stecken.

Während Forscher in Unternehmen in ihren Entwicklungen zweckgebunden arbeiten, können Erfinder sich meist frei nach ihren Neigungen entfalten. Es sind in erster Linie Kreationen, die den Alltag erleichtern: ein Bügelbrettwandhalter, eine automatische Selbsttauanlage fürs Auto, ein Golfpattdoppelsignaltrainingsgerät - entwickelt von klugen Köpfchen, sich einmal im Monat beim ,,Erfinderstammtisch'' in Vaterstetten treffen. Sie tauschen Erfahrungen aus und stellen Projekte vor.

Der Baldhamer Peter Meier hat den Stammtisch vor vier Jahren ins Leben gerufen. Der Florist ist selbst ein vielseitiger Mensch. Er erhielt nicht nur Auszeichnungen für seine Blumendekorationen, sondern veröffentlicht auch Gedichtbände, betätigt sich als Kabarettist und nennt sechs Erfindungen sein eigen.

Die letzte, das ,,Sanotent-Rückenbrett'', ergab sich aus persönlichen Gründen. Meier litt an Rückenschmerzen. Der 64-Jährige begann vor zwei Jahren mit seiner Arbeit am Rückenbrett. ,,Das Besondere daran ist, dass der darauf Liegende wegen einer Steinkugel auf einer Rolle immer wieder aus dem Gleichgewicht gerät, das er dann wieder herstellen muss'', beschreibt Meier die Funktionsweise seines Naturholz-Bretts, das er patentieren ließ.

Aber auch Meier hat, wie viele der Teilnehmer des Stammtisches, Mühe mit der Vermarktung. ,,Man muss auch wirtschaftlich denken, und so bewahren erfahrene Erfinder neue davor, zu viel Geld zu investieren.''

Wer ein Patent anmelden will, muss weltweit recherchieren und große Summen aufwenden.Die findigen Köpfe haben eine gemeinsame Motivation: die Neugier. Der Vaterstettener Christoph Haas, der seit 25 Jahren ein Industriedesignbüro in München betreibt, entwickelt ausschließlich Produkte, die sich rechnen. - etwa eine Skisprungbindung.

Karl Jericke aus Haar baute bereits mit 18 Jahren ein Phonogerät, andere Produkte folgten. Nur für die Knotenmaschine konnte er bis heute keine Lösung finden. Günter Glier aus Baldham nennt als Hauptmotiv für seine Erfindungen Bequemlichkeit. Er hat sich einen Tesafilm entwickelt, der über klebefreie Abschnitte verfügt, aber auch einen Stofftank für Pellets.

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