Krankschreibungen:Gesunde Stadt

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2,6 Prozent der Münchner sind pro Arbeitstag krank - damit gehört die Landeshauptstadt zu den gesündesten Regionen Bayerns. Und der gesündeste Landkreis im Freistaat liegt ganz in der Nähe.

Stephan Handel

Die Menschen in und um München lassen sich weniger oft krankschreiben als jene in Bayern und in ganz Deutschland. Das geht aus dem "Gesundheitsreport 2011" der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) hervor. Danach waren 2010 pro Tag von 1000 Versicherten in München durchschnittlich 26 arbeitsunfähig (Quote: 2,6 Prozent). Für den Landkreis München liegt die Quote bei 2,4 Prozent, für Bayern bei 3,0, für Deutschland bei 3,4 Prozent.

Die Münchner lassen sich weniger oft krankrschreiben als Menschen in Bayern. (Foto: dpa)

Bayernweit am gesündesten sind die Bewohner des Landkreises Starnberg mit einer Arbeitsunfähigkeits-Quote von 2,3 Prozent. Für die Flughafenregion, also die Landkreise Freising und Erding, liegt der Wert bei 2,8, für Fürstenfeldbruck und Dachau bei 2,7 Prozent. Die höchsten Krankenstände haben die Landkreise Main-Spessart, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, alle in Unterfranken, mit einem Wert von 3,8 Prozent.

Sowohl für die Stadt wie für das Umland sind die Werte 2010 im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleich geblieben. Die marginalen Veränderungen können lediglich eine statistische Zufälligkeit sein, sagte Gerhard Ebermeyer, Leiter Service der DAK, bei der Vorstellung der Studie.

Bei der Art der Erkrankungen liegen vier Gruppen an der Spitze: In der Stadt München litten die meisten Patienten an Erkrankungen des Atmungssystems (17,7 Prozent), gefolgt von solchen des Muskel- und Skelettsystems, psychischen Leiden (12,9) und Verletzungen (12,7). Diese Gruppen führen auch die Statistik im Landkreis an, die Prozentzahlen sind annähernd gleich, nur liegen hier die psychischen Erkrankungen mit 13,7 Prozent an dritter Stelle.

Die Fehltage wegen psychischer Störungen blieben im Landkreis gleich, in der Stadt stieg die Anzahl von 109 auf 120 Fehltage pro 100 Versicherte. Claas Lahmann, Oberarzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar, führt das zum einen auf die bessere Versorgung in der Stadt zurück, zum anderen auf eine immer noch vorhandene Stigmatisierung psychischer Leiden in eher ländlichen Gegenden.

Für eine Krankenkasse besonders interessant ist die Dauer einer Erkrankung - vor allem wenn sie über 42 Tage hinausreicht, denn dann hört die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber auf, und die Kasse muss Krankengeld bezahlen. Die Statistik zeigt, dass sich hier eine Schere sowohl im oberen wie im unteren Bereich auftut: Nur 3,6 Prozent der Arbeitsunfähigkeitsfälle in der Stadt sind für 43 Prozent des Krankenstandes verantwortlich, das sind die Langzeitpatienten mit mehr als sechs Wochen Fehlzeit. Andererseits lassen sich 37,1 Prozent der Patienten nur für einen bis drei Tage krankschreiben, das ist ein Anteil von 6,9 Prozent am gesamten Krankenstand. Für den Landkreis München gelten ähnliche Zahlen.

Einen Schwerpunkt legt der Gesundheitsreport in diesem Jahr auf junge Arbeitnehmer zwischen 15 und 29 Jahren. Sie werden im Vergleich zu ihren älteren Kollegen häufiger krankgeschrieben: Auf 100 Versicherte kommen bei ihnen 123 Fehltage pro Jahr, bei der Gesamtgruppe sind es nur 99.

Allerdings fehlen die Jungen meistens nur wegen kurzer und akuter Erkrankungen wie Erkältungen oder Magen-Darm-Infekten. Ihre Gesundheit beurteilen 74 Prozent der jungen Arbeitnehmer als gut bis sehr gut - andere Gleichaltrige, die noch nicht erwerbstätig sind, also etwa Schüler und Studenten, schätzen ihren eigenen Gesundheitszustand sogar noch ein bisschen besser ein.

Die DAK betreut nach eigenen Angaben rund 820.000 Versicherte in Bayern, davon mehr als 100.000 in München. Das ist jeweils ein Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund zehn Prozent.

© SZ vom 27.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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