"Krampus"-Schläger:Die Täter könnten zu Opfern werden

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Nach der Attacke einer Gruppe Jugendlicher auf drei Frauen hat ein Unbekannter versucht, Selbstjustiz zu üben. Im Stadtteil Hasenbergl geht nun die Angst vor weiteren Racheakten um. Die Behörden bemühen sich um Normalität.

"Die Sache lässt uns keine Ruhe", zeigt sich Polizeisprecher Peter Reichl besorgt. Nach dem "Krampus-Überfall" auf drei Türkinnen und einem versuchten Racheakt sei man äußerst bemüht, im Münchner Stadtteil Hasenbergl zur Normalität zurückzukehren, betonte er.

Mit dieser Maske hatte sich einer der Täter als "Krampus" verkleidet. (Foto: Foto: Polizei)

Es werde fieberhaft nach dem bewaffneten Mann gefahndet, der am Mittwochabend auf der Suche nach einem an dem Überfall beteiligten Jugendlichen durch das Viertel zog und mehrere Personen mit einer Pistole bedroht hatte.

Dabei kam zwar niemand zu Schaden. Nun sei aber zu befürchten, dass die jugendlichen Täter zu Opfer werden könnten. Deshalb seien Schutzmaßnahmen für die Schläger ergriffen worden.

Weitere Racheakte befürchtet

Die Polizei fahndet nach einem südländischen Mann zwischen 28 und 35 Jahren mit normaler bis kräftiger Figur und gepflegtem Aussehen. Auffallend sei sein breiter Mund mit sehr schmalen Lippen. Der Mann habe dunkle Augen und trage keinen Bart und auch keine Brille. Es gebe aber noch keine heiße Spur.

Auch weitere Racheakte könne man nicht gänzlich ausschließen. "Durch die Medien ist das Thema enorm emotionalisiert worden", sagt Reichl. Doch man müsse die Kirche im Dorf lassen: Von einer "organisierten Verbrecherbande, die durchs Hasenbergl zieht und schwangere Frauen verprügelt" könne nicht im geringsten die Rede sein.

Verstärkte Polizeipräsenz

Gegen die beiden Haupttäter, einen 15-jähriger Albaner und einen 16-jähriger Italiener, sei ein Verfahren wegen Körperverletzung eingeleitet worden. Die fünf weiteren Beteiligten seien "nur Mitläufer" gewesen. Bei der Vernehmung hätten die Jugendlichen große Reue gezeigt.

Die Polizei ist im Hasenbergl nun verstärkt präsent. Damit soll das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verstärkt werden. Die Sprecherin des Sozialreferats der Stadt München, Monika Niedermayer, sagte, sie sei "schockiert über das, was geschehen ist".

Der Vorfall an sich sei schon dramatisch genug. Dass nun versucht wurde, Selbstjustiz zu üben, sei einfach furchtbar. "So etwas darf in unserer Gesellschaft einfach nicht passieren", betonte Niedermayer. Es gebe Institutionen, die die Menschen schützen. Eigene Rachefeldzüge seien deshalb völlig inakzeptabel.

Sozialer Brennpunkt erneut unter Druck

Wichtig sei nun, dass in dem Viertel wieder der Alltag einkehre. Das Hasenbergl gelte mit einem Ausländeranteil von 31 Prozent und einem sehr hohen Anteil an Sozialhilfeempfängern als sozialer Brennpunkt der Stadt.

In den letzten Jahren seien in dem Viertel und dem angrenzenden Milbertshofen insgesamt zwölf Millionen Euro in soziale Projekte investiert worden. So wurden unter anderem ein kulturelles Zentrum geschaffen und diverse Beschäftigungsprojekte gestartet. Dadurch habe sich die Situation enorm entspannt. Umso schlimmer sei es, dass nun durch einen Vorfall das ganze Viertel erneut in Verruf gerate.

Frau erleidet Totgeburt

Ursache für die angespannte Lage ist eine Tat vom vergangenen Sonntag. Sieben Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren hatten sich am Krampus-Tag mit Masken verkleidet und waren durch die Straßen des Hasenbergls gezogen. Dabei griffen sie eine 21-jährige Türkin, deren 13-jährige Schwester und ihre 17 Jahre alte Cousine an.

Einer der Täter trat der schwangeren Frau in den Bauch. Die Folge war eine Totgeburt. Eine Obduktion ergab später, dass das Kind bereits vor dem Überfall tot war. Den drei Frauen geht es nach Polizeiangaben inzwischen "den Umständen entsprechend gut".

(sueddeutsche.de/ddp)

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