Kolumne: After Eight:The same procedure ...

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Wohin an Silvester? Jedes Jahr das gleiche Problem. Kein Wunder, dass unter den Münchnern eine zunehmende Silvester-Müdigkeit zu beobachten ist.

Beate Wild

Hört man sich im Bekanntenkreis um, bekommt man den Eindruck, als hätte keiner so richtig Lust auf Silvester. Man kann eine zunehmende Silvester-Ermüdung feststellen. Kein Wunder eigentlich, denn jedes Jahr steht man vor dem gleichen Problem: Wohin? Wie? Mit wem?

Feiern auf Knopfdruck: Silvester könnte die Stimmung oft besser sein. (Foto: Foto: ddp)

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass man an jedem anderen Tag im Jahr besser ausgehen kann als an Ultimo. Trotzdem, daheim bleiben will ja keiner. Die ganz Cleveren und die eher ängstlichen Gemüter wissen schon ganz genau, was sie machen. Das wussten sie schon, als sich der Rest Münchens noch auf der Wiesn beim Oktoberfest zu Klängen von "Hey Baby" zuprostete. Diese Menschen fahren auf eine Hütte in den Alpen, die sie schon vor einem Jahr reserviert haben.

Ein nicht gering zu schätzender Teil der Münchner steht aber ein paar Tage vor Jahresende immer noch ohne konkrete Silvesterpläne da.

Silvestergala geht gar nichtWas für viele kaum in Frage kommt, sind Silvestergalas wie sie etwa im Teatro von Alfons Schuhbeck stattfinden. Wer ist schon gewillt, 250 Euro hinzublättern für ein Programm, das man sonst für die Hälfte bekommen kann? Natürlich schläft auch Schuhbecks Konkurrenz nicht und will Silvester-Desorientierte zu sich locken.

Auch Giovane Elbers Do-Brasil-Show und das Gourmet-Theater Palazzo bieten derartige Arrangements an - zu ähnlichen Preisen. Auch große Hotels wie der Bayerische Hof veranstalten derartige Partys. Die Karten bewegen sich hier zwischen 110 und 460 (sic!) Euro. Ein halber Tausender für die letzten Stunden im Jahr? Dann doch lieber zu einem Event-Silvester in einen Club? Zum Beispiel ins P1. Da gilt in diesem Jahr das Motto: "Burlesque". Sie wissen schon: Dita von Teese, Strippen in Korsage etcetera. Mit Buffet und Champagner kostet das immerhin "nur" 95 Euro.

Der Club 8 Seasons in der Residenzpost hat ein "Rococo-Silvester-Clubbing" anberaumt. Hier gibt es zwar kein Buffet, es werden aber immerhin Go-go-Tänzerinnen versprochen. Das Ticket kostet 30 Euro. Fast ein Schnäppchen, oder?

Aber man kennt niemanden im Freundeskreis, der dorthin gehen würde. Zu Schickimicki, schon klar. Wahrscheinlich landen die meisten wie immer bei Privatpartys.

Eine andere Alternative wäre dann noch die Kultfabrik im Osten der Stadt. Das Partyareal. Da hat man die Auswahl an sage und schreibe 24 Lokalitäten. Da gibt es beispielsweise Bars wie die Cohibar, das Kalinka, das Americanos oder das Sisi & Franz. In den benachbarten Optimolwerken kann man immerhin noch elf Clubs besuchen, wie etwa die Alabamahalle, die Drei Türme oder den Kuhstall. Da auch niemand, den wir kennen am Ostbahnhof sein Silvester verbringen will, kann man auch diese Option getrost abhaken.

Findet sich leider auch keine Privatparty, auf die man in letzter Sekunde noch eingeladen wird, bleiben einem noch die Bars und Clubs der Innenstadt. So weit, so gut. Zuvor will man erstmal schön essen. Leichter gesagt als getan, denn München wäre nicht München, wenn die meisten Restaurants nicht schon weit im Voraus ausgebucht wären. Sollte diese Option nicht mehr klappen, muss man wohl doch ein Raclette-Essen zu Hause machen und ein paar Freunde einladen.

Es gibt tolle Silvester-Hotspots

Um Mitternacht wird es dann aber richtig großartig. Man packt seine Gäste ein und begibt sich zu einem der benachbarten Silvester-Hotspots. Gemeint sind die Plätze, auf denen sich die Münchner treffen, um ihre Feuerwerke loszuschießen und sich gegenseitig ein gutes neues Jahr zu wünschen.

Hierfür gibt es wirklich tolle Orte in München. Da wären etwa der Königsplatz, der Friedensengel, die Theresienhöhe oder die Reichenbachbrücke. Aber auch im Hofgarten, auf der Leopoldstraße, am Olympiaberg oder am Isartorplatz trifft sich die Stadt, um das neue Jahr zu feiern.

Wer braucht schon ein überteuertes Gala-Event, wenn es diese Plätze gibt? Die Stimmung ist stets überschwänglich. Punkt zwölf liegen sich die Leute in den Armen, die Korken knallen und auch die Silvesterraketen. Die Sektflaschen kreisen wie die Joints bei den Hippies, wildfremde Münchner drücken einen herzlich an sich, im Handumdrehen hat man ein paar neue Freunde gefunden.

Eigentlich war das dann schon fast der beste Teil des Abends. Denn wenn man danach in einen Club will, muss man mit Menschenmassen, Warteschlangen und überteuerten Eintrittspreisen rechnen. In welchen Club man geht, hängt wie immer vom eigenen Geschmack ab.

Britpop-Fans sind im Atomic Café gut aufgehoben. Die Rote Sonne, der Keller-Club am Maximiliansplatz, kündigt House-Klänge mit den DJs Patrice Scott und Phillipp Sollmann an. Das Pimpernel in der Müllerstraße hat sich gar Großes vorgenommen und will das neue Jahr unter dem Motto "Studio 54" (dem berühmten New Yorker Nachtclub) mit den Munich-Rumble- und dem Blaue-Phase-DJ-Teams feiern. Egal, wo man hingeht, es wird sicher lang, voll und heiß - vorausgesetzt man hat es nach drinnen geschafft hat. Aber daheimbleiben ist ja auch keine Alternative.

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