Kirchliche Verwaltung:Einblicke ins neue bunte Ordinariat

Nach fünf Jahren Sanierung zieht die kirchliche Verwaltung in das fünfstöckige Gebäude am Stachus. Der Bau wurde um die 17,5 Millionen Euro teurer als geplant.

Von Jakob Wetzel

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(Foto: Stephan Rumpf)

Sonderlich extravagant ist es nicht geworden, das neue Verwaltungszentrum der katholischen Kirche. Einige Räume sind, immerhin, knallbunt gestrichen, mal blau, mal pink, mal violett; das soll an die Grundfarben der Liturgie erinnern, vor allem aber den Mitarbeitern helfen, sich im Haus zurechtzufinden. Die runden Türschilder leuchten gar neonrot. Ansonsten aber wirkt das Haus nüchtern, die Wände sind weiß, die Flure lang, die Büros kompakt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die meisten Mitarbeiter werden sich zu zweit etwa 16 Quadratmeter teilen, im Dachgeschoss gibt es ein Großraumbüro. Die Möbel sind überall einheitlich, der Praktikant in der Personalabteilung sitzt also künftig am gleichen Schreibtisch wie Generalvikar Peter Beer, Verwaltungschef und Stellvertreter des Erzbischofs. Selbst die Kapelle im ersten Obergeschoss ist zurückhaltend gestaltet. Und die Wasserhähne in den Toilettenräumen sind nicht aus Gold, sondern aus Edelstahl.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die katholische Kirche zieht um. Seit 2011 hat sie ein 1955 errichtetes, fünfstöckiges Gebäude an der Kapellenstraße 2-4 sanieren und vom Münchner Büro Fink + Jocher zum neuen Verwaltungszentrum ausbauen lassen. In dieser Woche beziehen 442 Mitarbeiter des Erzbistums die Räume; bei Bedarf können 93 weitere Arbeitsplätze nachgerüstet werden. 145 Millionen Euro hat die Kirche insgesamt investiert: 90 Millionen Euro kostete das Haus, 55 Millionen die Sanierung und der Umbau.

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(Foto: dpa)

An der Ecke zur Maxburgstraße ist ein offenes Foyer entstanden, im Untergrund gibt es eine neue Tiefgarage. Im Keller wurden Duschen installiert, gedacht für diejenigen, die mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen. Die Kirche hat Ruhezimmer für ihre Mitarbeiter eingerichtet und Familienräume für Eltern, bei denen es mit der Kinderbetreuung hakt. Und an der Kapellenstraße stehen künftig fünf Dienstwohnungen bereit, in denen die Kirche zum Beispiel Hausmeister, Fahrer und Gäste der Erzdiözese unterbringen will.

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Wer sich selbst ein Bild vom neuen Haus machen will, den lädt die Kirche am Samstag, 30. April, von 9 bis 18 Uhr zu Rundgängen ein. Kunst gibt es dabei auch zu bewundern: Für 720 000 Euro hat die Kirche zwei Skulpturen des britischen Bildhauers Antony Gormley gekauft und im ersten Obergeschoss eine kleine Kapelle eingerichtet. Und für die bislang noch kahlen Büroräume bestellte die Kirche für 26 700 Euro 300 Kruzifixe aus Keramik, die der Münchner Bildhauer Christian Schmid nach dem Vorbild eines Rokoko-Kruzifixes von Ignaz Günther gestaltet hat.

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Er freue sich, dass man nun endlich umziehen könne, sagte Verwaltungschef Beer am Dienstag bei der Präsentation der neuen Räume. "Es heißt: Was lange währt, wird endlich gut. Hoffentlich gilt das auch hier." Tatsächlich war es ein Umbau mit Hindernissen: Die Bausubstanz sei schlechter gewesen als gedacht, zudem habe man nachträglich entschieden, auch das Dachgeschoss aus- und ein Rechenzentrum einzubauen, sagte Beer.

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Noch dazu habe es interne Planungsfehler gegeben; die Kirche zog daraufhin Ende 2014 externe Projektmanager zu. Am Ende wurde das neue Ordinariat 17,5 Millionen Euro teurer als geplant. Und als alles längst fertig sein sollte, kam ein Wasserschaden dazwischen.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Trotzdem sei der Umzug eine gute Investition, sagte Beer. Die Bistumsverwaltung könne künftig auf 15 Standorte verzichten, allein dadurch spare sie sich Mieten in Höhe von etwa 870 000 Euro pro Jahr. Zudem könne sie frei werdende eigene Räume nun vermieten. Und die Verwaltung der Kirche könne jetzt effizienter arbeiten: Früher seien selbst einzelne Abteilungen zuweilen auf mehrere Gebäude verteilt gewesen, darunter habe die Kommunikation gelitten.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Künftig sollen die etwa 800 Mitarbeiter der Kirchenverwaltung in nur noch drei Dienststellen arbeiten: das Seelsorgereferat an der Rochusstraße, die Finanzkammer an der Maxburgstraße, alles übrige im neuen Gebäude an der Kapellenstraße. Damit werde nicht nur die interne Zusammenarbeit im Ordinariat besser gelingen, auch Pfarreien, Verbände und andere kirchliche Einrichtungen hätten es künftig leichter.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Nicht zuletzt zeige die Kirche mit ihrem neuen Gebäude weiterhin Präsenz in der Altstadt, sagte Beer. Es habe anfangs Überlegungen gegeben, mit der Kirchenverwaltung an den Stadtrand zu ziehen; er sei dankbar, dass diese Idee verworfen wurde. München ist erst seit 1821 Bischofssitz; deshalb sei die Präsenz der Kirche in der Stadt traditionell eher schwach. "Ein Haus am Dom wie in Köln haben wir hier nicht."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Freilich: Gerade in puncto Präsenz hat die Kirche mit ihrem neuen Verwaltungszentrum auch Abstriche gemacht: Die Idee eines angegliederten Büros in der nahen Fußgängerzone, also gleichsam eines Schaufensters für die Kirche, hat sie etwa aus Kostengründen verworfen. Und mit dem Umzug verschwindet das Ordinariat aus einer weiteren prominenten Adresse: aus dem Dienstgebäude an der Schrammerstraße am Marienhof.

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(Foto: dpa)

Aufgeben werde die Kirche diese Räume aber keinesfalls, sagte Beer. Und womöglich lasse sich auch die Schaufenster-Idee wieder aufgreifen. Zwar werde dort zunächst vorübergehend die kirchliche Finanzkammer einziehen; deren Haus an der Maxburgstraße müsse dringend energetisch saniert werden: "Wir heizen dort quasi das ganze Stadtviertel." Was aber danach mit den Räumen am Marienhof geschehe, sei bislang offen

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