Kaum noch Hoffnung:Autozulieferer Kittel vor dem Aus

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Der Investor ist kurz vor Abschluss der Verhandlungen abgesprungen, die IG Metall fühlt sich getäuscht.

Julia Amalia Heyer

Der insolventen Firma Kittel ist kurz vor Abschluss der Verhandlungen der Investor abgesprungen. Das gab der Insolvenzverwalter Stephan Ammann gestern Mittag auf einer Betriebsversammlung bekannt. Damit stehen 520 Mitarbeiter vor dem "unmittelbaren Aus", wie Theo Meisinger, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Landshut, erklärt. Bei dem Investor handelte es sich um die baden-württembergische Unternehmensgruppe Binder.

Investor abgesprungen: Die Firma Kittel steht vor dem Aus. (Foto: Foto: Einfeldt)

Bisher hatte sich sowohl Insolvenzverwalter Ammann, als auch die Gewerkschaft optimistisch gezeigt, zumindest einen Standort des Automobilzulieferers erhalten zu können. Während sich IG Metall-Mann Meisinger bereits offen verärgert zeigte über den Ablauf der Verhandlungen, äußerte sich der mit der Kittel-Insolvenz betraute Münchner Anwalt Ammann verhalten. Noch sei nichts "endgültig", er wolle nicht, erklärte er noch gestern morgen gegenüber der Freisinger SZ, "über ungelegte Eier" sprechen.

Meisinger zeigte sich verwundert über diese Aussage Ammanns. Das Beenden der Verhandlungsgespräche seitens der Binder-Gruppe "nach nur zwei Stunden", habe nicht nur seine Delegation überrascht, sondern "offensichtlich auch den Insolvenzverwalter". Meisinger, Verhandlungsführer der IG Metall bei den Gesprächen, wird deutlich: Er fühle sich "verarscht", die Belegschaft von Kittel sei "total verärgert".

Bei der IG Metall hegt man außerdem den Verdacht, dass es dem "vermeintlichen Investor Binder" zuvorderst darum ging, sich die Aufträge des Kittel-Großkunden BMW zu sichern. "Es scheint, als ob es Binder von vornherein nicht um die Fortführung der Produktion in Eching ging, sondern einzig und allein um die Aufträge", vermutet Meisinger.

Bei Binder hat man eine andere Sicht auf die Dinge. Gregor Schmidt, kaufmännischer Leiter beim Autozulieferer von der Schwäbischen Alb nennt den Vorwurf der Gewerkschaft haltlos und spricht vom "klaren Szenario einer Lösung", die sein Unternehmen bei den Verhandlungen vor Augen gehabt hätte. 150 Mitarbeiter habe man, wie zuvor mit dem Insolvenzverwalter ausgehandelt, übernehmen wollen - was dem Standort Eching das Überleben gesichert hätte. Dass das nicht so gekommen sei, liegt laut Schmidt vor allem am "sturen Betriebsrat", aber auch an der "falschen Informationspolitik" von Seiten der Gewerkschaft. Absichtlich habe die IG Metall ihnen als Investor Informationen vorenthalten. Er sei "mehr als enttäuscht", so Schmidt, dass Binder sich nun "notgedrungen von Kittel verabschieden musste".

© SZ vom 01.04.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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