20 Jahre Monteverdichor München:"Es geht immer besser"

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In diesem Jahr feiert der Münchner Monteverdichor sein 20-jähriges Bestehen. Im SZ-Interview spricht Chorleiter Konrad von Abel über Transparenz in der Musik - und die Frage, ob ein Dirigent auch Diktator sein muss.

Udo Watter

Der Monteverdi-Chor München feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen und gibt zu diesem Anlass drei Konzerte: Das erste am Sonntag, 8.Mai, in der Himmelfahrtskirche in Sendling (Beginn 20 Uhr), zudem am 11. Mai im Prinzregententheater und am 18. Mai in Oberhaching. Die SZ sprach mit dem Leiter Konrad von Abel.

Konrad von Abel gründete 1991 den Münchner Monteverdichor. (Foto: N/A)

SZ: Das übergreifende Motto der diesjährigen Konzertprogramme heißt "Himmelwärts". Ist der Chor denn nach 20 Jahren künstlerisch ganz oben oder geht es noch besser?

Konrad von Abel: Natürlich geht es immer besser. Aber generell bin ich mit unserem Niveau sehr zufrieden. Unsere Zielsetzung ist es im übrigen nicht, besser zu sein als andere Chöre, sondern es geht darum, die innere musikalische Arbeit so zu gestalten, dass die Stücke als Ganzes empfunden werden. Wenn man diesen Zustand erreicht, hat das etwas Transzendentes, man ist also näher am Himmel.

SZ: Sie haben den Chor 1991 gegründet. Wie kam es dazu?

von Abel: Bei meinem allerersten Dirigierkurs, den ich in Österreich gehalten habe, hatte ich eine Gruppe von Sängern aus München. Daraus ist dann der Wunsch entstanden, regelmäßig zusammen zu musizieren.

SZ: Wie Sind Sie auf den Namen Monteverdi-Chor gekommen?

von Abel: Ganz pragmatisch haben wir geschaut: Welcher Komponist ist noch nicht vergeben und haben uns für Monteverdi entschieden. Ich bin glücklich mit dem Namen, weil Monteverdi sehr wichtig war für die Entwicklung des Gesangs.

SZ: Das Ensemble hat sich in den 20 Jahren Renommee erworben und viele Konzerte im In- und Ausland gegeben. Was waren die Höhepunkte?

von Abel: Die Reisen sind immer etwas Besonderes. Da herrscht eine andere Spannung. Besonders in Erinnerung habe ich unseren Auftritt in Venedig 2003 oder unsere Konzerte vor drei Jahren in der Leipziger Thomaskirche.

SZ: Die Kritik lobt auffallend oft die Transparenz und die erstklassige Intonation des Chores.

von Abel: Ohne Transparenz und die richtige Intonation, kann nicht das entstehen, wonach ich suche, beides interessiert mich jedoch nicht als Selbstzweck. Im Musizieren soll im Augenblick etwas entstehen, was in lebendigem Zusammenhang steht zu dem, was davor erklang und dem, was danach kommt. Das ist nur möglich, wenn jeder Sänger seine Rolle hörend wahrnehmen kann.

SZ: Sergiu Celibidache, der Sie künstlerisch geprägt hat, sagte mal: Jeder Dirigent ist ein verkappter Diktator, der sich glücklicherweise mit Musik begnügt.

von Abel: Ich habe ein freundschaftliches Verhältnis zu den Sängern. Die Art, wie mein Lehrer musiziert hat, straft diese Aussage ohnehin Lügen. Der Dirigent soll ermöglichen, dass die Musiker untereinander im Dienste der musikalischen Beziehungen Kontakt aufnehmen.

SZ: Wie lange werden Sie den Monteverdi-Chor noch leiten?

von Abel: Es gibt keinerlei Gründe aufzuhören. Im Gegenteil. Es ist derzeit spannend wie selten.

© SZ vom 6.5.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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