Am 30. Mai hat das Münchner WM-Stadion seinen ersten Geburtstag gefeiert. Ein schöner Anlass, Bilanz zu ziehen: Über vier Millionen Menschen besuchten im ersten Lebensjahr die Fröttmaninger Arena. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.
Diese vier Millionen verzehrten pro Spieltag 14.285 Würste, insgesamt sind das 700.000. (Übrigens: Ebensoviele Euro kostet die Behandlung der Übergewichtsfolgen jährlich.) Außerdem wurden 9000 Hektoliter Bier getrunken. An einem Spieltag von insgesamt 49 Spieltagen wurden etwa 30.000 Becher Bier zu je 0,4 Liter ausgeschenkt.
Angesichts solcher Dimensionen kann man schon fast von einem Staat im Staate sprechen. Tatsächlich existiert auch im Allianz-Land eine Zweiklassen-Hierarchie. 106 Logen nämlich gibt es dort mit einer Fläche von je 162 Quadratmetern. 62 wichtige Menschen können es sich hier mehr oder weniger gemütlich machen - wenn sie früh genug reserviert haben - die Plätze sind bis 2010 ausgebucht.
Nur die Beschäftigungsrate in diesem Mikrokosmos ist erschreckend niedrig, weit schlimmer noch als im übrigen Land: 1200 Menschen arbeiten (Spieler nicht mitgerechnet) während eines Spieltages. Bei einer durchschnittlichen Besucherzahl von 56.000 - weitgehend untätigen Personen - läge die Arbeitslosenquote damit bei 97,8 Prozent.
Doch weiß die Fröttmaninger Arena in ihrem ersten Lebensjahr auch von einem echten Highlight zu berichten. Weniger publikumswirksam als die verbrühte Nationalhymne von Sara O´Connor vielleicht, dafür umso bedeutender für die Betroffenen: Bei einer Führung durch die Arena - die übrigens in 21 Sprachen angeboten wird - schien ein Besucher in solch eine bewegende Gefühlslage versetzt, dass er seiner heutigen Gattin einen Heiratsantrag machte.