Isarflut in München:1,5 Millionen Euro Schaden im Hochwasserbett

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Das Wasser geht zurück, die Aufräumarbeiten haben begonnen. Den Schaden, den die seit Menschengedenken größte Flut in München hinterlassen hat, bezifferte das Wasserwirtschaftsamt München am Montag auf mindestens 1,5 Millionen Euro. Der Flauchersteg ist erheblich beschädigt und Wege wurden unterspült.

Doris Näger

Gut fünf Stunden lang sind am gestrigen Montag sechs Experten an der Isar entlang gegangen: Vertreter des Wasserwirtschaftsamts, des Gesundheits-, des Planungs- und des Baureferats. Sie begutachteten das Hochwasserbett der Isar, konnten aber noch keine endgültige Bilanz ziehen: "Vom neu gebauten renaturierten Ufer sehen wir noch nichts, das Wasser schwappt noch darüber", sagt Stephan Kirner, Leiter der Abteilung Isar im Wasserwirtschaftsamt.

Ob also die Steintreppen und künstlichen Inseln gehalten haben, war noch nicht festzustellen. Jürgen Marek, Sprecher des Baureferats warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen: "Nicht alles, was nach Schaden aussieht, ist auch einer." Kiesumlagerungen seien in der Folge der Renaturierung schließlich gewollt.

Ein Schaden steht dennoch bereits fest: Der Fischpass am östlichen Isar-Ufer auf Höhe der Flaucherbrücke ist zerstört. Für Matthias Junge, Sprecher des Wasserwirtschaftsamts, ist das aber eine gute Gelegenheit, ihn zu korrigieren: "Wir waren mit ihm nie so ganz zufrieden. Vielleicht lassen wir die kleinen Teiche nun für Kinder und bauen etwas westlich davon einen neuen Fischpass."

Im Wasser liegende Baumstämme als Laichplätze für Fische

Auch andere Schäden zeigen sich bereits: So sind "die Fundamente des Flaucherstegs ganz schön angekratzt", sagt Junge. Ob der Steg, der vor vier Jahren für 4,2 Millionen Mark generalsaniert wurde, erneuert werden müsse, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Zur Sicherheit bleibt er gesperrt. Darüber hinaus sind laut Junge die Deiche im Bereich Tierpark beschädigt, der Asphaltbelag auf dem Radweg ist an einigen Stellen schollenartig aufgeplatzt, unbefestigte Wege sind weggespült.

Das Baureferat hat am Wochenende bereits den Schlamm in den Unterführungen entfernt. Am Montag wurde begonnen, Astwerk und Bäume unter den Brücken abzutransportieren. In den nächsten Tagen werden die Isar-Radwege streckenweise kurzfristig gesperrt, um den Asphalt zu reparieren, Löcher auszubessern und eventuell nicht mehr standsichere Bäume zu fällen.

Für die Mengen an angeschwemmten Stämmen und Zweigen gibt es nach der Renaturierung eine neue Strategie: "Früher wurde die Isar nach einem Hochwasser komplett leergeschleckt", sagt Junge. Heute wolle man es dort lassen, wo es den Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt, damit sich Tiere ansiedeln können. "Totholz bildet wertvolle Biotope für Insekten, Schnecken und Laufkäfer", sagt Junge. Sogar im Wasser liegende Baumstämme dienten als Laichplätze für Fische. Die Stadt allerdings befürchtet, dass zuviel Schwemmholz dazu anregen könnte, offene Feuer zu machen. Wo hier der Kompromiss liegen wird, muss sich in den nächsten Tagen noch zeigen.

Ein kleineres Problem ist übrigens der Schlamm, der stellenweise auf den Wiesen liegt. Weil sich darin Darmbakterien oder Salmonellen befinden können - zumindest in tieferen Schichten, wo die Sonne sie noch nicht abgetötet hat -, rät das Gesundheitsreferat davon ab, Kleinkinder dort spielen zu lassen. Detlef Biber, Arzt im Fachgebiet Umwelthygiene: "Sollten sie im Sand oder Schlamm buddeln und sich dann die Finger ablecken, ist eine Infektion nicht auszuschließen."

Die 1,5Millionen Euro Schaden, die das Wasserwirtschaftsamt gestern schätzte, beziehen sich allein auf das Hochwasserbett. Schäden zum Beispiel durch voll gelaufene Keller seien in die Summe nicht eingeschlossen. Sie ist auch kein endgültiger Stand: "Es kann durchaus mehr werden", sagt Junge.

© SZ vom 30.08.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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