Interview mit Michael Käfer:"Ein Lokal voller Promis? Furchtbar!"

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Gerade hat Feinkost-Chef Michael Käfer sein neues Buch "Einfach gut essen" herausgebracht. Mit uns sprach er darüber, warum er sein Lokal meidet und nicht zur Schickeria gehören will.

Christina-Maria Berr

Nun hat auch Michael Käfer sein eigenes Kochbuch. Vor wenigen Tagen präsentierte der Geschäftsführer des gleichnamigen Münchner Gastronomieunternehmens ein Werk, das nicht wirklich seine Handschrift trägt. Im SZ-Gespräch verrät Käfer, was er am liebsten isst und warum er ein Lokal voller Prominenter für langweilig hält.

SZ: Einfach gut essen - so heißt Ihr neues Buch. Ist das wirklich so einfach?

Michael Käfer: Ja, und ich bin so stolz auf den Titel! Er ist mehr aus Versehen entstanden. Es gab ja eine Zeit ab den 70er Jahren, da hat man tolle, neue Küche nach Deutschland gebracht. Eckart Witzigmann und seine Kollegen haben damals einen super Job gemacht. Jetzt geht der Trend wieder zurück zum einfachen, guten Kochen.

SZ: Die Rezepte stammen aber nicht von Ihnen - sondern von Ihrem Chefkoch Volker Eisenmann.

Käfer: Herr Eisenmann hat die Rezepte kreiert und vor allem aber die Klassiker weiterentwickelt; zum Beispiel das Wiener Schnitzel. Herr Eisenmann hat es nicht so gerne auf der Karte, aber ich find es toll!

SZ: Das ist ihr Lieblingsgericht?

Käfer: Nein, das ist Hummereintopf!

SZ: Den kochen Sie selbst?

Käfer: Den esse ich bei Herrn Eisenmann. Oder ich sage auch mal: Bitte geben Sie mir einfach den Sud mit.

SZ: Wie sieht es denn sonst so aus mit der Ernährung im Hause Käfer?

Käfer: Zum Frühstück gibt es Joghurt, mittags meistens überhaupt nichts oder eine Suppe. Abends bin ich oft auf Veranstaltungen - und da probiere ich dann so das eine oder andere.

SZ: Klingt nicht nach ausgewogener Ernährung.

Käfer: Eigentlich völlig falsch, ja!

SZ: Dabei hätten Sie doch ein geeignetes Lokal, Ihr eigenes.

Käfer: Da kann ich nicht in Ruhe essen, da sehe ich immer was. Wenn ein Gast nur aufschaut, würde ich sofort aufspringen und mich um ihn kümmern.

SZ: Unter diesen Gästen waren schon Angela Merkel, Wladimir Putin und die Spieler des FC Bayern. Sind das besonders wichtige Kunden?

Käfer: Ich könnte jetzt diplomatisch sagen, jeder Gast ist wichtig. Aber im Ernst, es ist der Mix an Leuten. Es darf kein Einheitsbrei sein. Spannende Gäste gehören zu einem guten Lokal, das müssen aber nicht nur Promis sein.

SZ: Ein Lokal voller Promis wäre fad?

Käfer: Furchtbar! Klar, für die Gäste ist es toll, auch mal zu sehen: Da ist ein bekannter Politiker oder Fußballer. Anderseits gehört es dazu, dass wir diskret sind.

Lesen Sie auf Seite zwei, was passiert, wenn Putin bei Käfer speist.

SZ: Wenn Putin kommt, bleibt das nicht geheim. Sind Sie da besonders nervös?

Käfer: Ich bin vor jeder Veranstaltung nervös. Klar ist beim Staatsempfang für Putin noch eine Sicherheitsstufe dabei. Da steht dann ein Vorkoster in der Küche und schaut alles an.

SZ: Klingt fast nach Kir Royal.

Käfer: Kir Royal entstand in den achtziger Jahren, da war es vielleicht ein bisschen so. Heute ist München mehr hamburgisch als Hamburg selbst - also konservativer und seriöser, als man vermuten würde. Die Bussi- Bussi-Gesellschaft von damals gibt so gar nicht mehr.

SZ: Nein? Sie sind doch mittendrin in der heutigen Schickeria.

Käfer: Viele waren und sind unsere Kunden, das stimmt.

SZ: Und Sie gehören dazu?

Käfer: Ich hoffe, dass ich nicht dazugehöre. So ein Unternehmen kann man nicht führen, wenn man sich den ganzen Tag in der sogenannten Schickeria herumtreibt. Im Übrigen kenne ich auch keine typische Schickeria-Person in München mehr. Früher gab's Leute wie Rudolph Moshammer. Das ist vorbei.

SZ: Was ist mit Roberto Blanco, Oliver Kahn, Uschi Glas oder Davorka Tovilo?

Käfer: Die gibt's ja in jeder anderen Stadt auch. Schauen Sie: Herr Bohlen, der müsste dem Klischee nach eigentlich an der Isar leben. Aber Herr Bohlen lebt an der Alster.

SZ: Wollen Sie in Hamburg leben?

Käfer: Ich würde nie woanders als in München leben wollen. Es ist die perfekte Stadt. Trotzdem müssen wir aufpassen, dass wir die große Stadt bleiben, als die wir uns oft geben. Wir haben zum Beispiel in der Kultur das Problem, dass uns Berlin langsam den Rang abläuft.

SZ: Sie sollten Politiker werden.

Käfer: Keine Zeit, ich führe jetzt erst mal das Unternehmen Käfer.

SZ: Was machen die Pläne, mit dem Unternehmen an die Börse zu gehen?

Käfer: Diese Option ist immer offen. Aber wir wollen zuerst an unseren Produkten weiterarbeiten - zum Beispiel am Deli-Konzept, also Läden mit Delikatessen für alle. Damit würden wir gerne expandieren.

SZ: Ein Delimarkt ist in der alten Münchner Hauptpost. Wie lange bleibt der denn?

Käfer:Das würde ich auch gerne wissen, es ist ja eigentlich eine Übergangslösung. Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres noch in der Hauptpost bleiben können. Andererseits, wenn da ein tolles Hotel entsteht, ist das für München auch wichtig. In der Maximilianstraße könnte man den Einkaufstourismus durchaus noch verbessern.

SZ: Also noch mehr Luxus nach München. Das passt ja zur Millionärsmesse, die im Herbst kommt.

Käfer: Nein, die passt eigentlich nicht zu München. Ich sehe die Stadt eher als diskret an. Gut, es gibt ein paar, die Champagner trinken, aber das sind die wenigsten. Viel weniger als in Paris. Es gibt hier eine gigantische Kaufkraft, aber es gibt auch viele Leute, denen es nicht gut geht. Ich sage meinen Barkeepern im P1: Mit 30 müsst ihr raus aus dem Job. Ihr verdient da gut und bekommt tolle Trinkgelder, aber das ist nicht das wahre Leben. Da muss man dann schon was Seriöses machen.

Das Buch "Einfach gut essen" von Michael Käfer ist in der "Collection Rolf Heyne" erschienen.

© SZ vom 17.04.2008/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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