Interview:"Das Problem sind Klein-Lkw"

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Hält wenig von der Umweltzone: ADAC-Sprecher Nikolaus Dezasse.

Philipp Crone

SZ: Auch Fahrzeuge mit einem geregelten Katalysator der ersten Generation dürfen von Oktober 2007 an die Münchner Umweltzone nicht mehr befahren. Welche Auswirkung wird das auf die Münchner Luft haben?

Fände Steuernachlässe sinnvoller: ADAC-Sprecher Nikolaus Dezasse (Foto: Foto: oh)

Nikolaus Dezasse: Fast keine. Betroffen sind von der neuen Verbots-Liste vor allem zwei Fahrzeuggruppen: Zum einen die von Münchner Anliegern. Deren Besitzer werden wohl alle versuchen, eine Ausnahmeerlaubnis vom Kreisverwaltungsreferat zu erhalten.

Denn wer nur ein Fahrzeug besitzt und nachweist, dass er sich nicht ohne weiteres ein neues leisten kann, hat die Möglichkeit, eine Sondergenehmigung bei der Stadt zu beantragen. Das KVR hat für den erwarteten Andrang extra schon Zusatzpersonal angefordert.

SZ: Und was ist mit den Pendlern?

Dezasse: Pendler fahren ja oft täglich mit ihren Fahrzeugen in die Stadt. Da die Autos stark beansprucht werden, werden sie meist nicht sehr alt. Die Zahl der alten und damit vom Verbot betroffenen Fahrzeuge ist daher sehr gering. Außer einem zusätzlichen Durcheinander und einer finanziellen Mehrbelastung für die Stadt wird sich deshalb nichts ändern.

SZ: Wie lässt sich dann der Feinstaub reduzieren?

Dezasse: Das Problem sind vor allem die Klein-Lkw, die bis zu 20 Jahre lang gefahren werden und deshalb von dem Fahrverbot stark betroffen sind. Statt eine Umweltzone einzurichten, würden Unterstützung etwa bei der Beschaffung von neuen Klein-Lkw und Steuernachlässe helfen.

SZ: Kann man vom Verbot betroffene Fahrzeuge aufrüsten?

Dezasse: Das hängt von Hersteller und Fahrzeugtyp ab. Etwa 60 Prozent der Fahrzeuge lassen sich nachträglich aufrüsten. Mit einem Anruf bei der Werkstatt kann man klären, ob das eigene Auto dazugehört oder nicht.

SZ: Wie hoch sind in einem solchen Fall Kosten und Zeitaufwand für eine Umrüstung?

Dezasse: Das Auto muss man für einen Tag in der Werkstatt abgeben und im Schnitt etwa 500 Euro bezahlen.

© SZ vom 20.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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