International Fashion Night:Posieren im Palast

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Eine herausgeputzte Ministerin und eine Multi-Media-Modenschau: Susanne Wiebe versucht die Modestadt München auf der "International Fashion Night" aus der Reserve zu locken.

Christian Mayer

So wie die Staatsministerin Beate Merk da neben Nina Ruge auf dem roten Teppich für die Fotografen posiert, hat man sie noch nie gesehen. Ihr Blondhaar zeugt von höchster Föhnkunst; der Ausschnitt ihrer schwarzen Robe lässt reichlich Gestaltungsraum für silbern glitzerndes Geschmeide.

Selbst wenn der Lidschatten etwas dick aufgetragen ist: Frau Dr. Merk eignet sich nicht nur für bayerische Spitzenämter aller Art, sondern auch als Laufsteg-Modell bei der zweiten "International Fashion Night Munich".

Es sind wieder Susanne-Wiebe-Festspiele im Justizpalast, der nur für diesen Abend bläulich-lila schimmert. Tausend Gäste hat die unermüdliche Designerin aus Schwabing mit Hilfe von potenten Sponsoren rekrutiert. "Metropolis" heißt das Motto dieses doppelt und dreifach beleuchteten Abends.

Mit der Italienerin Raffaella Curiel, dem Chinesen Lu Kun, dem Franzosen Louis Féraud und der Britin Zandra Rhodes treten vier Designer in München an -"damit wollen wir die Modestadt aus dem Dornröschenschlaf wecken", formuliert es Wiebe gewohnt selbstbewusst.

Beate Merk sitzt als mächtig herausgeputzte Hausherrin natürlich in der ersten Reihe vor dem auf Waschmaschinen aufgebauten Laufsteg. Auch Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel darf in diesem Kreis keinesfalls fehlen: Schließlich gehört es zu Wiebes Werbestrategie, dass sie gerne befreundete Schauspielerinnen und Moderatorinnen verkleidet und dann öffentlich für einen guten Zweck ausstellt.

Das Comeback der Röhrenhosen

Doch zunächst erleben die Gäste der Veranstaltung einen Modetanz mit vermummten Künstlern vom Gärtnerplatztheater - das multimediale Bildprogramm hat der Künstler Hans M. Bachmayer entworfen. Anderthalb Stunden lang führen die Modemacher ihre mal mehr und mal weniger tragbaren Werke vor.

Für Aufsehen sorgt vor allem der Mann aus Schanghai: Lu Kuns hauchzarte Negligé-Kleidchen im Pariser Stil finden beim Publikum Gefallen, auch Susanne Wiebe landet mit ihren klassisch-extravaganten Roben einige Treffer. Die Männer im Saal sollten sich allerdings Gedanken machen: Die vergessen geglaubte Röhrenhose hat auch bei ihnen ein Comeback geschafft; und wer jetzt nicht Jeansgröße 28 hat, sollte konsequent auf Schlabberlook setzen.

Ach ja, die Promis. Sie machen eine halbwegs gute Figur, wenn sie wiebemäßig auf dem Laufsteg paradieren, aber das ist ja das Sympathische daran. Für Schauspielerin Isolde Barth gilt das nicht: Kühl und streng blickt sie in die Unendlichkeit, sie bewegt sich mit hochhackiger Eleganz - das ideale Lagerfeld-Modell.

Was für ein Unterschied zur Kollegin Michaela Merten, die mit ihrem tortenförmigen Haarwerk für Heiterkeit sorgt. Merten, das sieht man, hat viel Freude an diesem quietschbunten Abend. Fast so viel wie die Justizministerin, die den roten Teppich liebgewonnen hat. Ihre Kabinettskollegen sollten aufmerken.

© SZ vom 05.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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