Insektenplage:Großangriff der Stechmücken

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Die Insektenplage ist so lästig wie selten - sogar mitten in der Stadt ist man nicht sicher. Ein Ende ist nicht in Sicht.

M. Ruhland, A. Schubert, M. Weiss

Sommer, Hitze, Mückenplage: In und um München treibt es die Leute ins Freie. Doch die starken Regenfälle im Frühjahr haben für Steckmücken ideale Voraussetzungen geschaffen. In Tümpeln und feuchten Wiesen brüten Myriaden der Blutsauger, die Ausflüglern und Wirten gehörig auf die Nerven gehen. Ein Ende ist erst in ein paar Wochen zu erwarten - falls es trocken bleibt.

Mit dem lang ersehnten Sommer kommen leider auch sie: die Stechmücken. (Foto: ag.dpa)

Betroffen sind vor allem Orte an den Seen, außerdem an Isar und Amper. Im Englischen Garten schwirren die Mücken den Menschen vor allem am Kleinhesseloher See und an den kleineren Seen im Nordteil um die Ohren. "Es ist ein Wahnsinn", sagt Verwaltungsleiter Thomas Köster. "Je näher man ans Wasser kommt, desto schlimmer wird es." In den ruhigen Zonen der Gewässer fänden die Insekten ideale Brutvoraussetzungen. "Ohne Autan und Mückenkerzen geht gar nichts", sagt Köster.

Brutstätten sind vor allem die Auwälder entlang der Isar. Überall dort, wo es schattig und feucht ist, entwickelten sich die Larven prächtig, sagt Matthias Junge, Sprecher des Wasserwirtschaftsamtes München: "Zwischen München und Moosburg ist es zurzeit extrem." Der Dauerregen im Mai habe in Kombination mit den warmen Tagen im Juni "optimale Bedingungen für die Brut der ersten Generation geschaffen". Bleibe es in den nächsten Wochen trocken, lege sich die Mückenplage wieder. Ihnen fehlten dann die Tümpel und Pfützen zur Eiablage.

Dass sich Mücken sogar mitten in der Stadt wohlfühlen, hat der Wasserwirtschaftsamtschef Klaus Arzet am eigenen Leib zu spüren bekommen. "In feuchten Hinterhöfen, wo die Sonne schlecht hinkommt, finden die Viecher genügend Nährboden", sagt er.

Auch im Münchner Umland sind die Mücken derzeit viel lästiger als sonst. "Das ist eine Katastrophe", sagt Rainer Sailer, der das Hotel am See in Ammerland betreibt. Seit Tagen setzten die Mücken den Gästen nachmittags so zu, dass diese aus dem Biergarten nach drinnen flüchten müssten. Am schlimmsten sei eine Art, die Sailer aus früheren Jahren nicht kennt - die Tiere seien kleiner und sähen eher wie Fliegen aus, sagt er.

Bei diesen Insekten könnte es sich laut Marion Kotrba der Beschreibung nach um Kriebelmücken handeln. Als Leiterin der Zweiflügler-Sektion der Zoologischen Staatssammlung München ist sie auch für Mücken zuständig. Anders als Stechmücken, die einen Rüssel wie eine Spritze tief in die Haut bohrten, machten Kriebelmücken mit einem sägeartigen Mundwerkzeug ein winziges Loch in die Haut, um Blut zu saugen. Etwa eine Stunde später beginne die Stelle zu schmerzen und schwelle an, in der Mitte bleibe meist ein roter Punkt zurück.

In Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck geht eine Bürgerinitiative gezielt gegen die Plagegeister in den Überschwemmungsgebieten der Amperauen vor und impft die Gewässer mit dem für Mücken tödlichen Bacillus Thuringiensis Israelensis (BTI).

In den Landkreisen Ebersberg, Freising und Bad Tölz-Wolfratshausen verzichtet man auf solche Maßnahmen. Johann Taschner von der Ebersberger Naturschutzbehörde rät Hausbesitzern, ihre Gärten so naturnah wie möglich zu belassen, um Mückenkillern wie Vögeln und Fledermäusen Lebensraum zu schaffen.

© SZ vom 29.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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