Italienisches Restaurant Laim "Il Sorriso":Italienischer Wankelmut

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Der Name ist zumindest beim Wirt Programm: "Il Sorriso", "Das Lächeln", nennt sich das italienische Restaurant an der Gotthardstraße. Kulinarisch hinterlässt das Lokal aber eher gemischte Gefühle.

Paula Morandell

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Dekoriertes Lokal: Das "Il Sorriso" in Laim. (Foto: Catherina Hess)

Der Padrone fühlt sich dem Namen seines Lokals offenkundig verpflichtet, das "Il Sorriso" heißt und "Das Lächeln" bedeutet. Der Wirt hebt bei der Begrüßung der Gäste die Mundwinkel, wenn er die Schiefertafel mit den Tagesgerichten präsentiert, den Fisch filetiert. Das ist angenehmer als ein mürrisch dreinblickender Gastgeber, aber man gerät bei mehreren Besuchen tatsächlich in Versuchung, den elegant gekleideten Mann in seinem Restaurant an der Gotthardstraße aus den Augenwinkeln zu beobachten, ob ihm nicht wenigstens einmal die Miene entgleitet. Wobei das natürlich nur eine Nebensache ist, man war schließlich zum Essen gekommen.

Paula Morandell hätte das "Il Sorriso" gern ebenso heiter verlassen, blieb aber in der Summe etwas ratlos zurück - nach frappierend unterschiedlichen Erfahrungen. Nun kann man sich die Frage stellen, ob die kritische Beurteilung eines klassischen "Stamm-Italieners", der in einer Wohngegend sein vertrautes Publikum bewirtet, die über Jahre gefestigte Balance beiderseitiger Zufriedenheit nicht arg durcheinanderbringt. Doch mehrere schriftliche Hinweise auf kulinarische Höhenflüge im Sorriso, die in der Redaktion eingegangen waren, ließen uns neugierig werden.

Das Lokal liegt im Parterre eines wenig ansehnlichen Wohnblocks in Laim, die Tische sind mit frischen Blumen, blütenweißen Stoffservietten einladend gedeckt. Durch allerlei Dekoration wie Spiegel, geraffte Vorhänge, Rundbögen soll der auf den ersten Blick nicht unbedingt ansprechende Gastraum behaglicher wirken. Ob der Versuch glückte, ist Geschmackssache, Morandell empfand die Ausstattung als etwas plüschig. Die Küche bietet Pizzen und Nudelklassiker zum Mitnehmen, sozusagen als Grundversorgung für die Nachbarschaft - aber auch Gerichte, die sich deutlich vom mediterranen Einerlei abheben. Bei drei Besuchen offerierte die Tageskarte jedes Mal Fisch- und Fleischgerichte, die durchaus verlockend erschienen.

Ein Filet von der Barbe auf warmem Bohnensalat (11,50 Euro) begeisterte uns tatsächlich. Der frische Fisch war schön glasig gebraten und passte hervorragend zu den festen, dunklen Fagioli, beträufelt mit mildem Olivenöl. Die Peperoni Toscana (9,50) hinterließen einen völlig anderen Eindruck. Da waren durchaus schmackhaft gedünstete Streifen von gelben Paprika versenkt worden in einer porösen Blätterteighülse - berüchtigt als Pastetenform für das schwer aus der Mode gekommene Ragout fin. Was die Küche zu dieser Kombination bewog, auf der eine zusammengerollte Sardelle thronte, und was das Ganze mit der Toskana zu tun haben soll, blieb ein Rätsel. Auf Pasta als ersten Gang auszuweichen, erwies sich als gute Entscheidung. Es ist erfreulich, dass im Sorriso Nudeln problemlos in der kleinen Variante als Primo serviert werden. Die wirklich bissfesten Spaghetti zu Venusmuscheln mit viel Knoblauch machten uns Freude (7,50, als Hauptgericht 12,50).

Beim zweiten Gang: abermals gemischte Gefühle. Die Costata ai Carciofi (19,50) war ein Duett aus wunschgemäß gebratenem, aber nicht wirklich zartem Rindfleisch und überraschend sparsam dosierten Artischocken. An das Coniglio al Grinolino (18,50), ein Kaninchen in Rotwein, mit reichlich Rosmarin geschmort, denken wir gerne zurück. Irritation am Tisch entstand angesichts der Frage, für wen der Beilagenteller mit Kartoffel- und Gemüsestücken gedacht war, den der sonst aufmerksame Service kommentarlos abstellte. Er wurde schließlich als Ausgleich genommen für den Artischockenmangel, während es zum Hasen eben nur Weißbrot gab.

Bei den Meeresgerichten trumpfte die erstaunlich wankelmütige Küche auf. Das feste Fleisch des Seeteufels duftete und schmeckte zart nach Mittelmeer-Kräutern; die Goldbrasse (beide je 18,50) kam perfekt gegrillt auf einer Silberplatte an den Tisch, wo sich der vergnügte Wirt ans Entgräten machte. Auf Fisch versteht er sich wirklich.

Spannend wurde es bei den Desserts. Wer sonst schreibt Bunet con Riso di Venere auf die Karte oder Feigentorte (je 5,50)? Der piemontesische Pudding schmeckte fein nach Schokolade - aber der untergemischte schwarze Venus-Reis, eindeutig zu hart, ließ uns lange grübeln und kauen. Die Torta di Fichi erwies sich weniger als fruchtige Süßspeise denn als mächtiges Stück Kuchen mit üppigem Teigdeckel auf den Feigen - nicht das Erwartete, aber schmackhaft. Die Weine im Sorriso waren ordentlich. Wer ein 0,1-Glas Montepulciano oder Lugana bestellt, bekommt für 2,60 beziehungsweise 3,50 Euro einen großzügigen Schluck serviert.

© SZ vom 27.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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