Hotels im Test (6): Bayerischer Hof:Mehr München geht nicht

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Kaum sitzt man im Trader Vic´s, schon kommt Oli Kahn herein. So ist das im Bayerischen Hof. Die Chancen, in dem Fünf-Sterne-Haus am Promenadeplatz einem prominenten Besucher zu begegnen, sind erstaunlich.

Birgit Lutz-Temsch

Die Gästeliste des Hauses ist lang: Sie reicht von Papst Pius XII über internationale gekrönte Häupter wie König Abdullah II von Jordanien oder Kaiser Franz Josef mit seiner Sissi, Schrifsteller wie Franz Kafka, Erich Kästner oder Rosamunde Pilcher, Musiker wie AC/DC, Anna Netrebko oder die Simple Minds, Schauspieler wie Ingrid Bergman, Richard Burton oder Sarah Jessica Parker - und jetzt also ich.

Der Pool im Bayerischen Hof. (Foto: Foto: oh)

Bei Hotels wie dem Bayerischen Hof wünscht man sich, die Flure könnten erzählen, wer schon durch sie gehuscht ist, der Ballsaal könnte ausplaudern, wer sich auf seinem Parkett zum Tanz getroffen hat, und was dabei geflüstert wurde. Das machen die Flure und Säle aber nicht, leider, und auch das Personal legt Diskretion an den Tag.

"Schöner, als er vorher war"

1841 öffnete der Bayerische Hof, weil König Ludwig I. eine Herberge für seine Gäste suchte. Seit 1897 ist das Haus im Besitz der Familie Volkhardt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude am Promenadeplatz fast völlig zerstört - nur der Spiegelsaal blieb fast unversehrt.

Legendär ist die Geschichte, dass sich Hermann Volkhardt und sein Sohn Falk in den Trümmern trafen und beschlossen, den Bayerischen Hof wieder aufzubauen - schöner, als er vorher war.

Genau im Spiegelsaal öffnete das erste Münchner Speiserestaurant nach dem Krieg, mittlerweile ist die Falk´s Bar daraus geworden. In einer Ecke hängt ein fast blinder Spiegel. Gespräche an der Bar beginnen gern damit, dass dieser Spiegel das einzige war, was der Krieg von dem Haus ganz gelassen hat.

An der Bar sitzen nicht nur Gäste aus aller Welt, tout München trifft sich gern im Bayerischen Hof. Der Filmball ist kaum vorstellbar an einem anderen Ort, die Faschingsbälle sind legendär. Manches Münchner Kindl lernt die Drehtür am Haupteingang schon früh kennen, wenn es als Ritter oder Prinzessin verkleidet zum Kinderfasching kutschiert wird, bei dem sich der Nachwuchs der Gesellschaft erstmals trifft.

Und wer sich einen Abend lang fühlen möchte wie auf seiner Hochzeitsreise in der Südsee, kann in den Keller hinabsteigen ins Trader Vic´s und unter Kugelfischlampen und Blütenschmuck ploynesischen Träumen nachhängen.

Man kennt ihn also, den Bayerischen Hof, so meint man, und stellt dann fest: Das stimmt ja gar nicht. Nicht, so lange man nicht eine Nacht verbracht hat, in den weichen, weißen Laken, sich von einer Regendusche wachtröpfeln lässt, in einem Bad, in dem die Toilette einen abgebremsten Deckel hat, damit er niemals nicht klappern und ein sanftes Schlummern nebenan stören kann.

Alles ist gedämpft, in den Teppichen versinken die Schuhabsätze, in den Zimmern im siebten Stock, dem Panorama Floor, in dem die Vips absteigen, aber nicht nur die.

Die schönsten Suiten sind auf dieser Ebene, und die meisten sind stets ausgebucht, nicht nur von Stars, sondern einfach von Menschen, denen es gefällt, auf einer eigenen Dachterrasse über München eine Massage zu bekommen, bevor man vor dem lodernden Kaminfeuer einschläft.

Zugang zu dieser Etage haben längst nicht alle der Gäste: Wer hier nächtigt, bekommt einen Beeper an den Schlüsselbund, und erst der öffnet die große Sicherheitstür, über die man auf das Stockwerk gelangt - alle anderen müssen draußen bleiben.

Das besondere hier: Wer mehr als nur ein Zimmer braucht, kann sich einen Flur abtrennen lassen, mehrere Suiten zu einer Super-Suite verbinden, auf dass die ganze Entourage Platz findet.

Und natürlich ist der Weg ins Spa und zum Frühstück nicht weit von hier: Gefrühstückt und geschwommen wird über den Dächern Münchens. Das Spa ist zwar klein, dafür sehr fein. Auf schwarzen Ruhebetten liegt man hier in einem Ruheraum, der diesen Namen auch verdient, und die Duschen in der Sauna sind durch einen Vorhang aus dünnen Metallkettchen abgetrennt.

Im Bademantel lustwandelt es sich schließlich hübsch entspannend auf der Dachterrasse, man blickt auf die Frauenkirche, die man so noch nie gesehen hat, auf die Berge in der Ferne, von denen man nicht genug sehen kann, derweil prasselt in dem offenen Kamin ein feines Feuer und man lässt sich gern auf einem der fellbeworfenen Sessel nieder. Und beschließt: Urlaub in der eigenen Stadt, das macht man jetzt öfter.

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