Hertzkammer:Markus Kvka, MTV-VJ und DJ

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Markus Kavka ist DJ, Musikjournalist und als VJ der Charakterkopf von MTV. Morgen legt der 36-Jährige seine Techno-Scheiben im Harry Klein auf (Friedenstraße 10, 23 Uhr).

Interview: Birgit Ackermann, Jochen Temsch

SZ: Was ist besser - DJ oder VJ? Kavka: Toll, wie griffig man das auf Englisch sagen kann. Statt Moderator und Discjockey. Gibt es überhaupt ein deutsches Wort dafür? Man sieht ja manchmal Autos mit Aufklebern, auf denen steht - mit Apostroph - "Michael's rollende Plattenkiste". Im Ernst, der größte Unterschied besteht für mich in der direkten Reaktion, die ich als DJ bekomme. Aber mein Motiv ist dasselbe, im Studio wie im Club: Hört euch das an! Missionarsbewusstsein.

SZ: Geht das bei MTV überhaupt? Kavka: Begrenzt. Von den Künstlern aus dem elektronischen Bereich, die mir wirklich viel bedeuten, haben vielleicht ein Prozent ein Video produziert. Das ist aber gerade das Schöne: Es ist okay, diese Platten einfach lieb zu haben, aufzulegen und das Glück zu erleben, dass andere Leute das auch gut finden. Meine Arbeit als VJ bei MTV ist kommerziell orientiert, als DJ lebe ich meine Nerd-Ader aus.

SZ: Was ist unkommerzielle, was kommerzielle Musik? Kavka: Eigentlich unterscheide ich so gar nicht. Mir geht es nur darum: Berührt mich diese Musik oder nicht? Das tolle Trüffelschwein-Gefühl habe ich nur im Plattenladen. Scheiben von Kleinstlabeln, die ich da finde, sind für mich Wertgegenstände. Die würde ich mit ins Bett nehmen, wenn ich nicht Angst hätte, sie kaputt zu liegen.

SZ: Was genau hat diese Musik? Kavka: Beat, der mit dem Herzschlag korrespondiert, um 124 Schläge pro Minute, wenn ich schön aufgeregt im Club stehe. Wenn drei Stunden lang minimaler Techno läuft, plötzlich eine Fläche in Moll kommt - dann habe ich Tränen in den Augen.

SZ: Und als Sprecher der "News"? Kavka: Bei den MTV-"News" geht es mir nicht so sehr um die Künstler, sondern um Geschichten, die für sich gut sind. Der Hintergedanke ist, diese Nachrichten, die ja herzlich wenig mit den wirklichen Dingen auf der Welt zu tun haben, nicht so ernst zu nehmen. Durch Ironie kann ich meinen Standpunkt klar machen. Sonst würde ich meine Seele verkaufen.

SZ: Die krasseste Reaktion aus dem Publikum darauf? Kavka: Musikalische Detailfragen bis hin zu Lebenshilfe, Heiratsanträgen. Alle Klischees sind zutreffend. Meine erste Unterwäsche-Einsendung war der Hit: ein C & A-String mit Flecken. Und einer wollte, dass ich ihm alte Schuhe von mir schicke.

SZ: Wie ist das in den Clubs? Kavka: Ich gehe gern in kleinere Läden. Irgendwann gewöhnen sich die Leute an meinen Anblick. So viele gute Clubs wie zur Zeit gab es noch nie in München. Auch nach dem Umzug von MTV nach Berlin möchte ich einmal im Monat zurückkommen. Mein perfektes Wochenende: Auflegen, ins Stadion zum Bayern-Spiel und am Sonntag heim nach Manching. Ganz verlassen werde ich München nie.

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