Heiratsvermittlung:Partnerwahl mit Allahs Hilfe

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In München gibt es seit einem Jahr das erste islamische Heiratsinstitut Deutschlands.

Bastienne Mues

Hinweis: Das Islamische Heiratsinstitut hat nach Auskunft des früheren Betreibers mittlerweile geschlossen.

"Wenn der Knecht Allahs sich verheiratet, hat er schon die Hälfte der Religion vollkommen gemacht." So steht es im Koran. Kein Wunder also, dass Moslems nicht zuletzt wegen ihres Seelenheils großen Wert darauf legen zu heiraten.

Nur scheint das für in Deutschland lebende Muslime nicht so einfach zu sein, wenn sie einen Partner aus ihrem Kulturkreis suchen. Die Trennung von Mann und Frau im Islam ist streng, man spricht sich nicht so einfach an. Als Frau läuft man Gefahr, als zu leichtlebig abgestempelt zu werden. Ein Mann kann an eine bereits verheiratete Frau geraten, was für beide Seiten kompromittierend wäre.

Dieses Problems hat sich der Münchner Samer Fahed angenommen. Der gläubige Moslem mit palästinensischen Wurzeln gründete vor einem Jahr bundesweit das erste Islamische Heiratsinstitut. Seine Kunden stammen aus dem deutschsprachigen Raum. Zur Zeit sind in seiner Kartei rund 150 Bewerber. Der Großteil davon sind Frauen. Das liege daran, so der 36-Jährige, dass viele männliche Bewerber nur heiraten wollten, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Solche Kandidaten würden nicht vermittelt. "Die Frauen dagegen sind ehrlicher."

Ein Kreuzchen zur Kopftuchfrage

Dazu füllt der Interessent über das Internet unter www.islamisches-heiratsinstitut.de einen Fragebogen aus. Neben klassischen Fragen wie zu Beruf, Aussehen oder Hobbys muss er auch Angaben zur religiösen Einstellung machen, zum Beispiel zur Kopftuchfrage.

Das Institut vermittelt ausschließlich Personen, die dem Islam angehören. Frauen zahlen eine Bearbeitungsgebühr von 39 Euro, Männer von 59 Euro. Bei erfolgreicher Vermittlung wird nochmals eine Gebühr von 500 Euro fällig.

In Faheds Kartei gibt es den Maschinenschlosser, die Ärztin oder einen Imam. Von den Frauen sind fast die Hälfte geschieden, viele haben Kinder. Unter ihnen sind rund 40 Prozent zum Islam konvertierte Deutsche, die nun einen Gleichgläubigen suchen. Das Durchschnittsalter bei den Frauen beträgt etwa 35 Jahre. Die meisten sind Akademikerinnen.

Obwohl der Frauenüberschuss hoch ist, hat Fahed bereits zwei Paare vermittelt. "Nach dem ersten Erfolg fühlte ich mich gleich zehn Meter größer." Im Februar meldete sich ein Deutscher aus Köln: Anfang 50, Eigentumswohnung, regelmäßiges Einkommen, vor drei Jahren zum Islam konvertiert. "Ein Musterknabe", sagt Fahed, "von der Sorte könnte ich viele brauchen."

Herumexperimentieren ist verboten

Fahed vermittelte eine fast gleichaltrige Indonesierin aus Hamburg. "Das war reine Gefühlssache, dass die zusammen passen." Der Kandidat fuhr nach Hamburg, die beiden lernten sich kennen. Schon zwei Monate später waren sie verheiratet.

"Als Moslem experimentiert man nicht lang herum, das ist verboten", so Fahed. Hilfestellung bei der Partnerwahl gibt das Eingebungsgebet (Salatul-istikhara), das das Heiratsinstitut dringend empfiehlt. Darin bittet man Allah um die richtige Entscheidung.

Fahed selbst hat in Sachen Liebe in diesem Jahr bereits zweimal das Gebet angewendet. Beide Male entschied er sich gegen die Frau. Seit über einem Jahr ist er streng gläubiger Moslem und sucht eine gläubige Muslima. "Ich habe praktisch aus der Not eine Tugend gemacht", sagt Fahed. "Da ich selber auf der Suche nach einer geeigneten Partnerin bin, habe ich festgestellt, wie schwer das ist."

Auslöser, den Glauben ernsthaft zu praktizieren, war der Tod des Vaters. "Früher war ich zwar auch Moslem, aber nur Larifari", sagt der gelernte Reisekaufmann. Jetzt liest er regelmäßig den Koran, betet fünf Mal am Tag, trinkt keinen Alkohol - und Sex vor der Ehe gibt es auch nicht mehr. Bis zu seiner religiösen Umkehr hatte er über vier Jahre eine nicht-gläubige Freundin. Sie war nicht bereit, ihm auf seinem neuen Weg zu folgen und sie trennten sich. "Das war sehr schwer. Aber ich bereue es nicht."

© SZ vom 20.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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