Halloween contra Allerheiligen:Innenminister kämpft gegen Tanz und Scherz

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Bayerns Innenminister Beckstein fordert Feiertagsruhe. Das bedeutet Tanzverbot - ein jähes Ende für alle Halloweenfeiern.

Von Christian Rost

Weil die aus den USA stammenden Gruselpartys immer beliebter werden und oft bis tief in den Feiertag ausarten, will die Staatsregierung nun einen Riegel vorschieben. Das Zauberwort heißt "Tanzverbot". Trotz des Protestes des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes soll dies Gesetz werden. Unterdessen beobachtet auch die Polizei das Halloween-Treiben genau.

Harmlos oder Gefahr für den christlichen Feiertag? (Foto: Foto: dpa)

Der Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BGH), Ludwig Hagn, hatte mit Blick auf die geplante Verschärfung des Feiertagsgesetzes von einem "Unding" gesprochen. Jungen Leuten könne man kaum klarmachen, dass "die Party um 24 Uhr abrupt endet, um 24 Stunden später ebenso abrupt wieder zu beginnen".

Die Staatsregierung will die Bestimmungen an den Feiertagen verschärfen, weil in Bayern zugleich die Sperrzeit fällt. Die Feiertagsregelung soll an neun Tagen im Jahr greifen.

Innenminister Günther Beckstein (CSU) ist im Gegensatz zu Hagn des Feierns müde und fordert Ruhe für den Feiertag ein. Die Kritik des BGH an der Neuregelung bei der Sperrzeit weist er als unbegründet zurück.

Die Gastwirte könnten künftig an 356 Tagen im Jahr länger öffnen, sagt Beckstein. "In einem Land wie Bayern, das in der Tradition der christlich-abendländischen Kultur steht, sollte aber ein christlicher Feiertag wie Allerheiligen, der dem stillen Gedenken an die Verstorbenen gewidmet ist, nicht ausschließlich aus dem Blickwinkel der wirtschaftlichen Interessen der Erlebnisgastronomie betrachtet werden." Die Wirte sollten den Charakter stiller Tage akzeptieren.

Folgt man der Argumentation Becksteins, müssten die Wirte im Gegenteil sogar sehr zufrieden sein. Immerhin dürfen, so der Innenminister, die Lokale und Kneipen auch an stillen Tagen öffnen. Nur Remmidemmi mit Tanz und lauter Musik soll es eben nicht geben.

Das Treiben am Vorabend von Allerheiligen bereitet in einigen bayerischen Städten noch Ärger anderer Art. In der Oberpfalz etwa schickt die Polizei in der Nacht zum Montag mehr Streifen auf die Straße, weil Jugendliche Halloween mittlerweile als Freinacht ansehen.

Manche treiben ihre Späße, in dem sie Autos mit Klopapier einwickelt oder Zahnpasta an Türklinken schmieren. Andere begehen schlichtweg Straftaten: Das reicht vom Kanaldeckel aushängen, über Briefkästen sprengen bis zum Verprügeln von Hausbesitzern. Sie missverstehen damit den Halloween-Brauch "Trick or Treat?" (Streich oder Überraschung) gründlich. Der Spruch wird von den Grusel-Gestalten an der Haustür gerufen und der Bewohner bei Missachtung sanktioniert.

Obwohl Ausraster wie Körperverletzungen in München an Halloween bislang nicht häufiger als sonst im Jahr vorkommen, warnt das Innenministerium vorsorglich: "Irgendwelcher Unfug, der da angestellt wird, wird genau wie bei der Freinacht von der Polizei und den Gerichten verfolgt", so Ministeriums-Sprecher Michael Ziegler.

© SZ vom 29.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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