Gerade eben wartete das Publikum nur noch aufs Büffet. Jetzt löschen in die Jahre gekommene Herren panisch die Babybilder ihrer Enkel oder Kinder von ihren Fotohandys, um Speicherplatz für das zu schaffen, was sich vor ihren Augen abspielt.
Dita von Teese, Noch-Ehefrau des rockenden Tuschkästchens Marilyn Manson, gibt sich bei der GQ Style Night die Ehre und zieht sich aus. Erst die langen Handschuhe, dann das Wespentaillenkorsett. Und als die Fächer schließlich fast alles gelüftet haben, leert sie eine Flasche Perlwein über ihren schlanken Körper und steigt in einen riesigen Champagnerkelch, badet in dem goldenen Trank wie eine Nixe und spielt mit einem Schwamm in Erdbeerenform. Die Männer fassen es nicht.
Schauspieler Dominic Raacke jubelt geradezu bei dieser Szene: "Ich wusste gar nicht, dass Dita von Teese kommt, aber das finde ich jetzt super!`. Das finden auch die anderen tausend Gäste, die jetzt bedeutend aufmerksamer zuschauen als bei der Vergabe der Global Sportstyle Awards kurz zuvor. Und vermutlich fragt sich jetzt keiner mehr, wer denn eigentlich "dieser Dieter" ist, der auch kommen soll - wie man zu Beginn des Abend in der langen Schlange vor der Garderobe hören musste.
Vor Dita von Teeses Show geht es auf der Bühne nicht um das Ablegen, sondern das Anziehen von Textilien. Die siebte GQ Style Night ist am Rande der Internationalen Sportartikelmesse Bühne für Sportmodehersteller und alle Stützen der Gesellschaft, die auch mal Turnschuhe tragen. Als Moderator steht der Dancing-Show-erprobte RTL-Mann Marco Schreyl am Mikro, das Überreichen der Preise übernehmen Laudatoren.
Wie Barkeeper Charles Schumann, der gleich sagt, dass er nicht reden kann, dann aber reden muss, weil das Kuvert fehlt, in dem die Gewinner in der Kategorie Sportstyle Fashion aufgeschrieben sind. Die entstehende Pause überbrückt er mit einem umjubelten Gang über den Catwalk, bei dem er mit dem Preis wedelt. Den bekommt dann das Label `Frauenschuh´ aus Kitzbühel.
Den Premium Sportstyle Function überreichen die Surflegenden Brian Talma und Robby Naish, der mit der Feststellung überrascht, dass die besten Surfklamotten bequem und funktional sind. Rennrodlerin Silke Kraushaar wird ihren Preis für die Winterstyle Function nur mit Verzögerung los, weil ihn erstmal niemand abholt. Alles in allem sehr kurze Übergaben, niemand weint und dankt seiner Mutter.
Einzig Florian Langenscheidt hat sich richtige Gedanken gemacht und hält im goldenen Brokatjacket, für das er selber einen Preis verdient hätte, eine richtige Laudatio. Er überreicht die Auszeichnung für die ´Brand of the Century` an Willy Bogner, der sich ebenfalls mit ein paar mehr Worten bedankt. Die für den luftigen Raum im Dan-Flavin-Haus im Arabellapark allerdings bei weitem nicht ausreichende Lautsprecheranlage verschluckt leider, was die beiden sagen.
Ganz unstylish geht es nach der Modenschau und Dita-Performance am Büffet zu, an dem hervorragendes Spanferkel mit Sauerkraut, Gnocchi und Wokgemüse gereicht werden. Die ausgehungerten Gäste verlieren angesichts der vorgerückten Stunde ab und an die Contenance beim Hechten nach den Schweinestücken. Derweil sind auch nach sechs Stunden Style Night einige Gäste noch immer nicht über den roten Teppich hinausgekommen und posieren ohne Unterlass für Fotografen.
Und Dita? Hat sich wieder angezogen und hält in der GQ-Lounge Hof. Als Schmuck trägt sie einen Kranz von Männern.