Geretsried:Trinkwasser-Warnung kommt acht Tage zu spät

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Die Belastung des Geretsrieder Trinkwassers durch coliforme Keime ist seit längerem bekannt. Erst am 17. Juli warnten die Stadtwerke die Bürger.

Bernhard Lohr

Seit vergangenem Freitag müssen die Geretsrieder Haushalte ihr Wasser abkochen. Daran hat sich auch am Montag nichts geändert. Der Warnhinweis gilt weiter. Von Erkrankungen ist bisher nichts bekannt. Wie jetzt bekannt wurde, ist das vor allem einem glücklichen Umstand zuzuschreiben. Denn die Warnung vor Bakterien im Wasser hätte eigentlich viel früher rausgehen müssen. Der Leiter der Gesundheitsabteilung im Landratsamt, Franz Hartmann, spricht von einem "skandalösen" Vorgang. Acht Tage sei die Nachricht in der Welt, dass eine "absolute Grenzwertüberschreitung" vorliege. Und nichts sei passiert. Nach seiner Überzeugung tragen die Stadtwerke die Verantwortung für das Kommunikationsdesaster. Doch die sehen keine Verfehlung auf ihrer Seite.

So sagte der Technische Leiter der Stadtwerke, Jürgen Schmidt, auf SZ-Anfrage, die Stadtwerke hätten selbst erst am vergangenen Freitag von dem Laborbefund erfahren. "Letzten Freitag kam die Meldung vom Labor." Warum dieser erst so spät bei ihm eingetroffen sei, konnte sich Schmidt auch nicht erklären. Ein Gespräch mit dem Labor selbst stehe noch aus. "Wir sind gerade dabei, die Kommunikationswege zu klären."

Sobald Grenzwerte überschritten werden, geht nach seiner Aussage normalerweise der Bericht sowohl an die Stadtwerke als auch an das Gesundheitsamt. Laut Schmidt ist per Zufall aufgekommen, dass es erhöhte Werte im Befund des beauftragten Labors gebe. Man habe davon erfahren, dann beim Gesundheitsamt nachgefragt, und als dort nichts bekannt gewesen sei, habe das Amt selbst den Bericht angefordert.

Abteilungsleiter Hartmann mag das nicht kommentieren. Er sagte, die Verantwortlichkeiten seien eindeutig. Er kenne nicht die Abmachung zwischen den Stadtwerken und dem beauftragten Labor. Sobald Grenzwerte überschritten würden, müssten die Stadtwerke handeln. "Das ist nicht geschehen." Klagen von Bürgern gab es, wie Schmidt einräumte, auch wegen Informationsdefiziten am Wochenende.

Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) räumte Fehler in der Kommunikation ein. Sie betonte aber, dass die Stadtwerke erst am 17. Juli durch einen Anruf des Gesundheitsamts von der Verunreinigung des Wassers erfahren hätten. Daraufhin habe man schnell reagiert. Die Stadt sei nun "im höchsten Maß daran interessiert", die Vorgänge aufzuklären. Weitere Untersuchungen hätten ergeben, dass das Wasser sauber sei. Die Leitungen würden gechlort, heißt es. Bei Entwarnung werde informiert.

© SZ vom 21.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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