Gala: Sportpreis:Eine Gala, die man sportlich nehmen muss

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Der Bayerische Ministerpräsident ist im Auszeichnungsfieber - dieses Mal ehrt er Athleten wie Anni Friesinger und Dirk Nowitzki. Mit Bildergalerie

Tanja Rest

Zwei Stunden sind um, zwei Stunden von der Zähigkeit und Süße einer sich selbst umwälzenden Limonade im Plastikbottich, als oben auf der Bühne Moderator Gerd Rubenbauer ins Auditorium schaut und offenbar das Schlimmste befürchtet. An den Gastgeber gewandt, donnernd: "Sie werden natürlich mit einem großen Applaus hier hochgeleitet!!"

Franziska van Almsick (Foto: Foto: dpa)

Aber Rubenbauer hat die Lage ganz falsch eingeschätzt. Das Publikum ist zu diesem Zeitpunkt bereit, alles und jeden wegzuklatschen, der noch zwischen ihm und dem Lachs an Weißweinsoße steht. Und der Gastgeber hätte, wäre der Applaus ausgeblieben, wohl ohnehin nichts bemerkt.

Edmund Stoiber ist im Auszeichnungsfieber. Kaum einer, der in diesen letzten Ministerpräsidentenwochen seinen Weg kreuzt, kommt ohne einen Preis oder wenigstens den bayerischen Verdienstorden davon.

An diesem Abend bei der Sportgala im Messezentrum hat Stoiber abschiedshalber sogar gleich zwei persönliche Auszeichnungen zu vergeben. Das ist nicht ungeschickt, denn bevor er zum Basketballer Dirk Nowitzki aufschauen muss, darf er mit der dekorativen Eisschnellläuferin Anni Friesinger auf Augenhöhe schäkern.

"Ich bin ein leidenschaftlicher Fan!", schmettert Stoiber beglückt ins Mikrofon. Die Bildregie im Saal schwenkt an dieser Stelle etwas uncharmant zu Gattin Karin rüber, die jedoch durchaus einverstanden scheint.

Insgesamt acht Preise für bayerische Sportler und Sportförderer gilt es erstens zu vergeben und zweitens mit einer Laudatio zu versehen - entsprechend groß ist der Auftrieb im Messefoyer. Ironman Faris Al-Sultan hat die Laufschuhe mit einem Anzug kombiniert und darf sich von nun an "Botschafter des bayerischen Sports" nennen - "ich weiß auch nicht, was das genau heißt."

Ungleich rätselhafter ist Markus Wasmeiers neuer Titel: "Hochleistungssportler plus" - was, wie man später erfährt, "Hochleistungssportler plus neuerdings auch Bauernhofmuseumsdirektor in Schliersee" bedeutet.

Nordic-Walking-Vorkämpfer Christian Neureuther wiederum wird in der Kategorie "Innovation im Sport" geehrt; innovativer aber ist seine Analyse eines mittelgroßen, vollbärtigen und graumelierten Männer-Duos: "Is' jetz' der Breitner der geklonte Messner? Oder andersrum?" Wer weiß! Groß und grimmig steht Franziska van Almsick neben Segler Jochen Schümann und, ihrer Miene nach zu urteilen, auch ein bisschen neben sich, als Dirk Nowitzki erscheint.

Alle machen instinktiv drei Schritte zurück. Und was soll man sagen: Nowitzki verdient bei den Dallas Mavericks 60 Millionen Dollar im Jahr, er war fünfmal hintereinander "European Player of the Year" und ist gerade zum besten NBA-Spieler des Jahres gewählt worden. Aber als ihm drei Stunden später Edmund Stoiber eine mit 8.000 Euro dotierte Plexiglasscheibe überreicht, sieht er ehrlich erfreut aus.

© SZ vom 11.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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