Verhandlungen kurz vor dem Abschluss:BMW kauft Brucker Flugfeld

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Der Autohersteller will auf der ehemaligen Militärfläche Fahrsicherheitskurse anbieten - täglich von 6 bis 23 Uhr.

Gerhard Eisenkolb

Der Autobauer BMW will dem Bund eine rund 130 Hektar große Fläche des ehemaligen Luftwaffen-Flugplatzes abkaufen. Nach SZ-Informationen soll es bis zur Vertragsunterzeichnung nur noch einige Tage dauern. Auch der Notartermin steht angeblich bereits fest. Der Konzern plant, auf dem zum großen Teil unter Naturschutz stehenden Gelände ein Fahrsicherheitstrainingszentrum für seine Kunden zu bauen.

Das Areal mit befestigten Rollbahnen, dem größten Teil der drei Kilometer langen und 60 Meter breiten Hauptstartbahn und großen Flugzeug-Abstellflächen bietet ideale Voraussetzungen für eine solche Nutzung. Ein Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima), die für den Bund den Verkauf tätigt, erklärte auf SZ-Anfrage, die Verhandlungen seien so weit gediehen, dass die Eigentumsübertragung nun "zeitnah" erfolgen könne. Zu weiteren Details des Verkaufs wollte sich die Bima nicht äußern. Noch zurückhaltender fiel die Stellungnahme des BMW-Pressesprechers Ralf Huber aus. "Der Kauf wird erst kommentiert, wenn der Vertrag unterzeichnet ist", sagte er. Huber dementierte aber nicht, dass dieser letzte Schritt unmittelbar bevorsteht.

Für die Gemeinde Maisach ist der Verkauf der Durchbruch bei der Umsetzung des Nutzungskonzeptes für das ehemalige Flugfeld. Eigentlich handelt es sich bei dem Maisacher Konzept um eine Verhinderungsplanung. Die jahrelangen Bemühungen der Staatsregierung, auf dem begehrten Areal einen Flugplatz für zivile Kleinflugzeuge zu installieren, waren letztlich nur mit einem Gegenkonzept zu stoppen, dessen zentraler Punkt immer BMW war.

Der militärische Flugbetrieb war bereits 2004 vollständig eingestellt worden. 2007 wurde das 250 Hektar große Flugfeld durch einen Zaun von der Kaserne abgetrennt, die Bundeswehr zog sich auf den zurzeit noch genutzten, 240 Hektar großen restlichen Kasernenbereich zurück. Schon ein Jahr vorher wurde bekannt, dass BMW an der Übernahme des Flugfeldes interessiert ist und mit dem Maisacher Bürgermeister Gespräche führte. Der Münchner Autobauer hatte die rund zwölf Kilometer langen Start- und Landebahnen bereits in den Jahren zuvor für Test- und Übungsfahrten genutzt und dazu einen Nutzungsvertrag mit der Bundeswehrverwaltung abgeschlossen. Auch an andere Interessenten vermietete die Bundeswehr die Pisten tageweise.

Insider bezeichnen es als naheliegend, dass der Autokonzern an weiteren Kasernenflächen interessiert sein könnte, die in einigen Jahren nach dem völligen Abzug der Bundeswehr frei werden. Das Gelände, an dem BMW zurzeit interessiert ist, kann nur als Fahrsicherheitstrainingszentrum genutzt werden. Der von der Gemeinde Maisach bewusst sehr restriktiv gehaltene Bebauungsplan schließt andere Möglichkeiten aus. Sollte der Autohersteller andere Pläne haben, wäre er auf die Zustimmung der Gemeinde angewiesen.

BMW plant in der ersten Ausbaustufe an sieben Tagen in der Woche, also auch an Sonn- und Feiertagen, täglich bis zu 140 Motorrad- und Autofahrer zu schulen. Zudem sind Sonderveranstaltungen mit 200 Teilnehmern und 100 Fahrzeugen vorgesehen. Die Betriebszeit beginnt um 6 Uhr und endet um 23 Uhr. Zu Beginn will der Konzern nur bereits versiegelte Flächen und bestehende Gebäude nutzen. Zum Bestand gehören auch zwei ehemalige Flugzeug- und Autohallen, die BMW für Werkstätten und als Lager benötigt. In drei ehemaligen Sheltern wird Servicematerial gelagert. Vor den Flughallen sollen zusätzliche Parkplätze entstehen.

© SZ vom 11.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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