Neujahrsempfang der CSU:Zwischen Herkules und David

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Im Kurfürstensaal erleben die Fürstenfeldbrucker Anhänger der CSU die gediegene Variante eines Bierzeltauftritts von Horst Seehofer. Lokale Themen wie der S-Bahnausbau werden nur am Rand gestreift

Gerhard Eisenkolb

Die stilvolle, edlere Variante eines Bierzeltauftritts hat der CSU-Parteivorsitzende und Ministerpräsident Horst Seehofer am Samstagnachmittag rund 370 Gästen beim Neujahrsempfang der Fürstenfeldbrucker CSU im Kurfürstensaal im Kloster Fürstenfeld geboten. Zum Einzug des Gastes - die Zuhörer hatten sich zuvor schon bei einem Glas Sekt oder Bier eingestimmt - intoniert die Blaskapelle Schöngeising den Erzherzog-Albrecht-Marsch. Das Publikum erhebt sich erwartungsvoll von den sehr eng gestellten Stühlen der Economyclass und applaudiert im von den Blechbläsern vorgegebenen Takt. Dann postierte sich Seehofer am Rednerpult zwischen Fresken von Georg Asam.

Eines der Fresken zeigt im Rücken Seehofers den Kraftprotz und Göttersohn Herkules, wie er die ganze Last der Erdkugel schultert. Im Blickfeld hat er auf der gegenüberliegenden Seite den biblischen Hirtenjungen David, wie er den ihm an Kräften um ein Vielfaches überlegenen Goliath geschickt besiegt. Und Seehofer entspricht gelegentlich nicht nur den Allegorien der Vorbilder auf den Fresken. Immer, wenn er den Nerv seines Publikums trifft, unterbricht starker Applaus die Rede. Das zeigt, dass das Gesagte den Erwartungen entspricht.

So meinen einige beim Stehempfang, als Seehofer bereits zu Gesprächen nach Augsburg wegen der Insolvenz des Weltbild-Verlages weitergefahren ist, der Ministerpräsident sei noch besser gewesen, als bei seinem Brucker Bierzeltauftritt im Sommer. "Er hat die bayerische Volksseele bedient", lautet das Urteil des Maisacher Bürgermeisters Hans Seidl (CSU). Und als zuvor der barocke Prunksaal im milden Licht der Wintersonne erstrahlt, lässt sich der prominente Redner dazu hinreißen, Bayern mit dem Paradies zu vergleichen. Schließlich ist Fürstenfeld ein Ort, an dem man sich dem Himmel ein Stück näher fühlen kann als anderswo. Aber mit dem Paradies verbindet Seehofer nicht den Genius des Ortes, sondern die Leistungen der Menschen in Bayern und schließt dabei ausdrücklich die Anwesenden mit ein. Auch wenn die Wittelsbacher in Bruck vielleicht noch etwas mehr verehrt werden als andernorts, schließt der Brucker OB-Kandidat angesichts der Ahnengalerie des ehemaligen Herrscherhauses mit lebensgroßen Bildern von Fürstbischöfen und Kurfürsten an den Seitenwänden eines aus: "Wir wollen nicht mit Fürstbischöfen und Kurfürsten verglichen werden", stellt Andreas Lohde klar.

Davon, dass der Wahlkampfauftritt auch genutzt wurde, um den Ministerpräsidenten mit politischen Anliegen zu konfrontieren, bekommen die Zuhörer nichts mit. So war angekündigt worden, dass der Brucker OB Sepp Kellerer (CSU) Seehofer einen Brief des Energiewende-Vereins Ziel 21 überreichen werde. In diesem wird an den CSU-Vorsitzenden appelliert, der Windkraft in Bayern die Chance zurückzugeben, die sie nach dem Reaktorunfall in Fukushima bekam. Strom aus Windkraftanlagen in Bayern sei jetzt schon billiger als der aus neuen Kohle-, Gas- oder Kernkraftwerken oder von Offshore-Windanlagen im Meer. Eindringlich wird vor der Einführung eines Mindestabstandes der zehnfachen Höhe von Windrädern oder einer Absenkung der Vergütung für windschwache Standorte gewarnt.

Auch lokalpolitische Themen streift der Ministerpräsident nur am Rande. So nimmt er nur in wenigen Sätzen zu dem im Auftrag des Landkreises erstelltem Gutachten für eine neue Express-S-Bahnlinie von Fürstenfeldbruck nach München Stellung. "Wir werden alles tun, damit wir solche Wünsche realisieren können", verspricht der Gast dem Landrat. Und Seehofer sagt auch zu, mit den Kommunalpolitikern im Gespräch zu bleiben und dieses Anliegen so zu lösen, dass man nicht für eine Fahrstrecke von 2,5 Kilometern 2,5 Stunden brauche. Karmasin und Kreisrat Hubert Ficker, die den Besuch nutzten, um Seehofer als Unterstützter für ihre S-Bahnpläne zu gewinnen, sind zufrieden. Der Landrat erklärt anschließend auf Nachfrage, dass in einer solchen Angelegenheit wie der Express-S-Bahnlinie bereits die Aufmerksamkeit des Ministerpräsidenten helfe und dass das Gutachten des Kreistages nun über den Schreibtisch Seehofers gehe.

"Ich will mein Wort aus dem Wahlkampf halten." So beginnt der Ministerpräsident seine Stellungnahme zur Energiewende. Und er begründet gleichzeitig, dass er seiner Linie, künftig beim Bau von Windrädern Zurückhaltung zu zeigen, treu bleiben wolle. Natur und Landschaft seien schließlich der größte Schatz Bayerns, und darauf möchte Seehofer ebenso Rücksicht nehmen wie auf Arbeitsplätze und den Wirtschaftsstandort.

Viel Zeit nimmt sich Seehofer im Kloster für die Darstellung seines politischen Credos, bei dem er drei Punkte in den Vordergrund rückt: die Sicherung der hohen Beschäftigung ("Ich muss schauen, dass die Arbeitsplätze als die Grundlage unseres Wohlstands erhalten bleiben."), solide Finanzen ohne Steuererhöhungen mit einem Investitionsschwerpunkt in der Bildung und den Zusammenhalt der Gesellschaft ("Eine Gesellschaft kann nur blühen, wenn man ans Ganze denkt und sich einbringt.").

Hochzufrieden begibt sich auch der Egenhofener Kreisrat Johann Huber (CSU) auf den Heimweg. Seehofer erfüllte seine Erwartungen perfekt, sagt Huber: Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sei dargestellt worden, wie sich das politische Leben zurzeit darstelle.

© SZ vom 13.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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