Kunstkreis Germering:Wegschauen wird schwierig

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"Auszogne" einmal anders, nämlich im Wortsinn.Die Sommerausstellung des Kunstkreises Germering nimmt sich in vielfältiger Form eines einzigen Themas an: Nacktheit.

Petra Fröschl

Nein, moderne Interpretationen von deftigem Schmalzgebäck gibt es im Forum der Stadthalle momentan nicht zu sehen. Dafür zeigt der Kunstkreis Germering aber jede Menge andere wohlgeformte Objekte: Für ihre diesjährige Sommerausstellung haben sich 25 Künstler Gedanken darüber gemacht, was sie mit "Auszogne" alles verbinden. Herausgekommen sind rund 50 Bilder, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen, bei denen weibliche Akte ganz klar den Ton angeben.

Die "Sonnende" von Renate Klussmann in der Ausstellung des Germeringer Kunstkreises. (Foto: Günther Reger)

"Wir haben uns gefragt, wie wir die Leute im Juli von den Badeseen und Eisdielen weg in eine Kunstausstellung locken können", erzählt Andreas Parzefall, der zweite Vorsitzende des Kunstkreises. Die Antwort war schnell gefunden: Sex sells, oder wie es Parzefall ausdrückt: "Wir ziehen alles aus." In der Tat dreht sich bei der Ausstellung, die am Donnerstag trotz schwüler Hitze vor recht großem Publikum eröffnet wurde und bis Sonntag, 15. Juli zu sehen ist, alles um Nacktheit.

So zeigen etliche Künstler Studien des menschlichen Körpers, nachdem er von allen Hüllen befreit wurde. Nun ja, von fast allen. Renate Klussmanns Tonfigur "Sonnende" etwa ist immerhin noch das Hütchen aus Draht geblieben. Und auch bei ihrer originellen Skulptur "Pudelnackt" hat das Herrchen seine Lenden mit einem karierten Handtuch bedeckt. In ihrem unverwechselbaren Töpferstil hat Klussmann mit viel Liebe zum Detail ein Figuren-Paar, bestehend aus Mann und Hund geformt, deren Kopf- und Bartwuchs verblüffende Parallelen aufweist. Bei anderen Künstlern hingegen sind tatsächlich keine Hüllen mehr zu sehen. Weder bei Günther Zeidlers Aktstudien, noch bei Bärbl Auers Terrakotta-Frauen oder Angelika Brachs männlicher Aktzeichnung "Körperlandschaft II".

Doch es geht nicht nur um die, die sich ausgezogen haben. Auch das, was ausgezogen werden kann, wird in Germering thematisiert. So zum Beispiel von Ute Richter, deren unsichtbare Protagonistin sich in der Installation "Sommer im Rebengarten" BH, Slip und Blümchentop entledigt hat. Anke Whitehead wiederum zeigt malerisch, dass einen auch die Schwerkraft ausziehen kann, wenn man kopfüber an einem Seil nach unten hängt. Und dass man auch aus seiner Wohnung ausgezogen sein kann, setzt Dagmar Dölling in ihrem Materialbild "Ich bin dann mal weg" um.

Dass Nacktheit auch ein schwieriges Thema sein kann, zeigen die Diskussionen, die es vorab offenbar um Lichtwanderers Ölbild "Lilith desiring Djinn" gab. Zu sehen ist eine nackte Frau, die sich lasziv auf dem Fliesenboden räkelt, die Scham von einem Tuch umspielt, und ihren Liebhaber herbeisehnt. Doch schließlich einigte man sich laut Parzefall, darauf, "dass Zensur im Kunstkreis nichts zu suchen hat".

"Auszogne" - Sommerausstellung des Kunstkreises Germering im Forum der Stadthalle. Sonntag, 14 bis 18 Uhr, Dienstag bis Samstag, 16 bis 20 Uhr, Donnerstag, 14 bis 21 Uhr; bis 15. Juli.

© SZ vom 07.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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