Jungunternehmer und ihre Schwierigkeiten:Das verflixte dritte Jahr

Im Landkreis haben sich entgegen dem landesweiten Trend mehr Menschen selbständig gemacht. Doch manche müssen mit enormen Schwierigkeiten kämpfen.

Jesko von Dohna

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(Foto: Günther Reger)

Im Landkreis haben sich entgegen dem landesweiten Trend mehr Menschen selbständig gemacht. Doch manche müssen mit enormen Schwierigkeiten kämpfen. Frank Klee, Malerbetrieb 20 Jahre war der 42-jährige Malergeselle Frank Klee bei verschiedenen Fachbetrieben angestellt gewesen. Der gebürtige Brandenburger reiste seiner Frau, die in Bruck eine Stelle als Gehilfin bei einem Steuerberater gefunden hatte, nach. Im vergangenen September fasste er den Entschluss, sich mit einem eigenen Malerbetrieb im Landkreis eine neue Existenz aufzubauen. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als angestellter Maler bekam er von der Handwerkskammer eine Ausnahmeerlaubnis, sich selbständig zu machen. Er musste nur noch den betriebswirtschaftlichen Teil der Meisterausbildung nachholen. Beim Erstellen des Businessplans für den Gründungszuschuss von 70 Prozent des vorherigen Gehaltes half die Chefin seiner Frau. Einzige große Anschaffung für die Unternehmensgründung war ein Auto, die Kosten dafür stemmte er, ohne einen Kredit in Anspruch zu nehmen. Die Auftragslage ist laut Klee im Landkreis sehr gut, sein größter Kunde ist ein großes Trocknungsunternehmen, das auf den ständigen Einsatz von Malern angewiesen ist. Weitere Angestellte möchte Klee trotz der guten Lage noch nicht einstellen, er ist "lieber Einzelkämpfer", wie er sagt.

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(Foto: Günther Reger)

Gerald Wendl, Feinmechanikfertigung Mit seiner Feinmechanikfertigung hat Unternehmensgründer Gerald Wendl aus Eichenau schon Höhen und Tiefen erlebt. Der gelernte Werkzeugmacher gründete mit seinem Partner vor sechs Jahren eine eigene Lohnfertigung für Dreh-, Schleif- und Fräsarbeiten. "Ich habe festgestellt, dass ich ein schlechter Angestellter bin", sagt Wendl. Am Anfang arbeiteten sieben Handwerker in seinem Betrieb. Als 2008 sein Partner aus der Firma ausstieg und im folgenden Jahr erhebliche Steuerzahlungen an das Finanzamt fällig wurden, stürzte das Wendl in die Krise: "Die Arbeit braucht viel Kapital. Die Maschinen kosten oft weit über 100.000 Euro, und ich hatte alle Gewinne immer direkt wieder reinvestiert. Die Steuern konnte ich kaum bezahlen." Inzwischen hat er sich gesund geschrumpft, wie er sagt. Die Produktion wird derzeit zu dritt bewältigt, mit guten Aussichten für die Zukunft. Wendl war sogar Lieferant des Jahres für Luft- und Raumfahrtkunden und möchte wieder Personal einstellen, um erneut zu expandieren. "Wer das verflixte dritte Jahr übersteht und kein Problem mit der Steuer hat, der hat gute Aussichten auf Erfolg", macht er anderen Jungunternehmern Mut.

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(Foto: Günther Reger)

Jan Miethke, Werbeagentur Das Unternehmen "Das knackt Design" für Werbung und Design gründete der 36-jährige Jan Miethke im Februar 2010. Eigentlich kommt der studierte Diplomdesigner aus dem Rheinland. Dort arbeitete er vorher als angestellter Designer, unter anderem erstellte er Grafiken und Kurzfilme für den WDR und die Sportschau. Eigentlich wollte sich Miethke schon immer selbständig machen. Als seine Lebensgefährtin in Fürstenfeldbruck einen Job annahm, war es für ihn soweit. Trotz des relativ geringen Kapitalbedarfs als selbständiger Grafiker war der Start nicht so einfach wie gedacht: "Gerade der Kundengewinn war sehr schwierig, da ich hier gar keinen richtigen Anschluss hatte." Die Gründerseminare des Landratsamts machte Miethke von Anfang an mit. Gerade vom Austausch mit anderen Jungunternehmern konnte er profitieren. So gestaltete er für viele Mitstreiter den Internetauftritt und klärte sie über Marketingstrategien auf. Für den Jungunternehmer war der Schritt in die Selbständigkeit genau die richtige Entscheidung, wie er sagt. Schon früh konnte er von seinen Einnahmen leben, inzwischen peilt er sogar eine Vergrößerung seines Betriebs an.

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(Foto: Günther Reger)

Franziska Hobelsberger, Tortenversand Erst vor gut einem Jahr machte sich Franziska Hobelsberger in Maisach mit ihrer Versand-Konditorei "Tortensucht" selbständig. Die 25-Jährige absolvierte in einer Münchner Großkonditorei mit über 20 Filialen ihre Ausbildung zur Meisterin. Dort litt sie unter den Arbeitszeiten, meistens nachts, und den geringen Ansprüchen an ihre eigene Kreativität. Deshalb entschloss sie sich im Dezember 2010 dazu, eine eigene Backstube im Keller ihres Elternhauses einzurichten. Sie spezialisierte sich auf bunte Torten als Auftragsarbeit. Beim Sprung in die Selbständigkeit halfen ihr der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit und ein Kredit für die Anschaffung von Geräten. Die größten Schwierigkeiten hatte sie mit dem Marketing und der Bürokratie, vor allem musste sie umbauen, um Hygiene- und Brandschutzrichtlinien zu erfüllen. "Das kostete viel Zeit und Nerven", sagt Hobelsberger. Der Aufwand hat sich aber gelohnt, ihr Kundenstamm wächst inzwischen stetig, und die Konditorin ist zuversichtlich, von ihren kunstvollen Torten in Zukunft leben zu können. Auf der "Messe der Jungunternehmer" im November belegte Franziska Hobelsberger sogar den ersten Platz.

© SZ vom 17.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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