Zolling:Frohe Kunde für die Anglberger

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Firma Obermeier verzichtet auf den Bau der umstrittenen Bodenaufbereitungsanlage

Petra Schnirch

Jochen Fischer hatte am Nachmittag noch viele Anrufe vor sich: Er verbreitete bei seinen Nachbarn in Anglberg die frohe Kunde, dass die umstrittene Bodenaufbereitungsanlage nun doch nicht gebaut wird. Viele hatten dies noch nicht mitbekommen, weil sie tagsüber in der Arbeit waren. Die Firma Obermeier hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass sie ganz auf das Projekt verzichten werde.

Der unerwartet breite Widerstand der Bürger hätte das "bislang gute nachbarschaftliche Verhältnis" zwischen dem Unternehmen und der Bevölkerung gefährdet, heißt es in einer Pressemitteilung von Inhaber Josef Obermeier. "Das gute Verhältnis zu den Anglbergern ist mir wichtig." Der Zollinger Bürgermeister Max Riegler begrüßt die Entscheidung. "Das ist eine gute Lösung" und sei der "verträglichste Weg" - auch für Obermeier selbst, der in der Gemeinde Zolling lebt. Überrascht gewesen sei er nicht, sagt Riegler. Angesichts des bevorstehenden Bürgerentscheids und des Widerstands habe die Entscheidung "in der Luft" gelegen.

Auf den ersten Blick mag es kurios wirken, dass der Zollinger Gemeinderat am Dienstag dennoch über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens abstimmen wird. Doch der Antrag liege nun einmal vor, schildert Riegler, die Bürgerinitiative habe alle Formalien eingehalten. Anschließend wird sich das Gremium aller Voraussicht nach für einen Bürgerentscheid aussprechen - und das macht durchaus Sinn, denn mit diesem Beschluss geht die sofortige Einstellung der Planung einher. Die Bindungsfrist betrage wie bei einem Bürgentscheid ein Jahr, sagt der Bürgermeister. Somit sei Gerüchten, dass das Projekt werde in einem Vierteljahr wieder auf dem Tisch liege, von vornherein der Boden entzogen.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens sind jedenfalls "sehr glücklich", wie Jochen Fischer sagt. Die Anwohner hatten sich gegen das Vorhaben zur Wehr gesetzt, weil sie eine erhebliche Belastung durch Lärm und Staub befürchteten. Die Anlage sollte von Montag bis Freitag zwischen 6 und 20 Uhr sowie samstags bis 18 Uhr betrieben werden, Lieferverkehr sollte sogar bis 22 beziehungsweise 20 Uhr zugelassen werden. Auf einem Teil des Geländes sollte zudem belastetes Material gelagert werden. Wegen des zu erwartenden Lieferverkehrs mit bis zu 120 Fahrten am Tag hatten sich auch Anwohner in Haag, Zolling und Palzing der Initiative angeschlossen. Mitte März übergaben die Gegner der Anlage dem Bürgermeister 804 Unterschriften für das Bürgerbegehren, 789 waren gültig - die Hürde von 740 Stimmen hatten sie locker genommen.

Der Kiesabbau in der Grube wird weitergehen. Für die Weiterentwicklung müsse man nun alternative Konzepte finden, die "insbesondere den Anforderungen der Anwohner besser entsprechen", sagt Obermeier. Sobald konkretere Ideen vorliegen, will er die Bevölkerung informieren. Auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern ist der Kiesabbau bereits abgeschlossen, insgesamt umfasst die Grube 30 000 Quadratmeter. Obermeier hatte für das komplette Areal die Ausweisung eines "Sondergebiets Bodenaufbereitungsanlage" beantragt. Es sollte in mehreren Abschnitten umgesetzt werden. Das Verfahren zieht sich schon seit 2008 hin. Während sich der Gemeinderat in Haag strikt gegen das Vorhaben aussprach, stimmte Zolling im vergangenen Jahr zu. Anfang Februar 2013 beschloss das Gremium dann jedoch, das Sondergebiet um zwei Drittel zu verkleinern. Außerdem wollte man solange nichts vorantreiben, bis der Unternehmer das für die Zufahrt erforderliche Grundstück nachweislich erworben hätte. Das aber hat sich nun erledigt.

© SZ vom 04.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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