Vielsprachig und amüsant:Ausgezeichnet in Szene gesetzt

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Die Freisinger Laienbühne bringt die "Hamburger Filiale" auf die Bühne im Asamsaal

Johann Kirchberger

- Eine Boulevardkomödie hat die Freisinger Laienbühne mit der "Hamburger Filiale" heuer auf die Bühne des Asamsaals gebracht, einen Schwank in drei Akten von Curt Kraatz und Max Neal. Es ist ein leichtes, vielleicht sogar seichtes Stück, aber unterhaltsam und amüsant, voller Wortwitz und Komik, das von alten Haudegen und talentierten Neulingen der Laienbühne unter der Regie von Margot Riegler ausgezeichnet in Szene gesetzt wird.

Auch wer sich zuvor nicht über den Inhalt des Stücks informiert hat, weiß schnell, was ihn erwartet. Lebemann und Unternehmer Theo Stelzer, glänzend gespielt von Toni Wiesheu, hat ein Lügengebäude aufgebaut, das irgendwann und irgendwie zusammenbrechen muss. Seine Hamburger Filiale, in der Buchhalter Kulhanek (Wolfgang Schnetz) ganz im Stil des braven Soldaten Schwejk schlitzohrig als Statthalter fungiert, dient einzig dem Zweck, sein Verhältnis zu seiner rothaarigen Freundin Irene (Evelyn Thalmair) zu verschleiern. Da Stelzers Ehefrau Amalie (Gabi Anderl) langsam misstrauisch wird, als ihr vorgeflunkert wird, Irene sei ein Segelschiff und ihr dann auch noch kurz hintereinander drei Teilhaber (Andreas Schwarz, Franz Kaindl und Richard Brückl) der Hamburger Filiale aus Java vorgestellt werden, knistert es im Gebälk des Lügengebäudes.

Zusätzlich kompliziert wird die Sache, weil Tochter Annemarie (Steffi Reindl) den erfolglosen Dichter Max (Stephan Leitmeier) heiraten will, der seinerseits ein Verhältnis zur Lebedame Irene hat, und Mutter und Tochter schließlich nach Hamburg reisen. Es kommt zu Irrungen und Wirrungen, die durch den Auftritt eines spanischen Granden, den Franz Spitzenberger komödiantenhaft spielt, komplettiert werden. Schließlich fällt erst das ganze Kartenhaus zusammen - und dann der Vorhang zur Pause.

Da Theo Stelzer in letzter Sekunde irgendwie noch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte, ist auch noch Stoff für den dritten Akt vorhanden, der vor allem vom spanischen Granden und seinen Versuchen, sich Irene zu angeln, dominiert wird. Und schließlich kommt es, wie es in so einem Stück kommen muss: Alles gerät wieder ins rechte Lot, die einen dürfen heiraten, die anderen haben sich wieder lieb und sogar der Oberlippenbart von Buchhalter Kulhanek sitzt wieder richtig und der Klebstoff hält. Das Publikum klatscht, wischt sich die Lachtränen aus den Augen und ist zufrieden, die Schauspieler verbeugen sich artig, Laienspiel-Chef Adolf Gumberger und Kulturreferent Hubert Hierl überreichen Regisseurin Margot Riegler Blumen. Ende gut, alles gut.

Freilich muss Adolf Gumberger noch einen Fauxpax entschuldigen, weil er zu Beginn vergessen hatte, Altoberbürgermeister Dieter Thalhammer zu begrüßen. Als Entschädigung verspricht er ihm, für alle Zeiten seinen Platz in der Mitte der ersten Reihe behalten zu dürfen. Doch der nächste Fauxpas passiert sogleich, als Hubert Hierl das Fernbleiben des amtierenden Oberbürgermeisters Tobias Eschenbacher damit entschuldigt, dass der in Sachen Kunst unterwegs sei. So, als wäre nur das Rockkonzert der Musikschule Kunst und nicht auch die Premiere der Laienspieler. Sei's drum, es wird ihm keiner krumm genommen haben, das Publikum im Asamsaal sowieso nicht, das sich mit Fug und Recht fast drei Stunden lang glänzend unterhalten fühlte.

Und auch die Schauspieler können mit sich zufrieden sein, ist es ihnen doch gelungen, in einem Stück bayerischen und hamburgischen Dialekt, hochdeutsch und spanisch zu sprechen. So vielseitig kann Theaterspielen sein.

Weitere Aufführungen der Hamburger Filiale sind am 26. und 27. Oktober, am 3., 9., 10., 17. und 24. November sowie am 1. Dezember, jeweils um 20 Uhr zu sehen. Dazu kommen noch zwei Nachmittagsvorstellungen am 28. Oktober und am 4. November, jeweils um 16 Uhr. Karten gibt es in der Touristinformation am Marienplatz.

© SZ vom 15.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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