Umstrittene Naherholung:Das Isarschleiferl wackelt

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Naturschutzbehörden üben "vernichtende" Kritik an dem Projekt. Bund Naturschutz sieht sich bestätigt

Von Kerstin Vogel

Das Projekt "Freisinger Isarschleife" wackelt möglicherweise. Zwar haben die Stadträte die Umsetzung des geplanten Naherholungsgebietes samt Steg über die Isar in den Haushalt für 2014 aufgenommen. Dem Bund Naturschutz liegt nun jedoch eine Stellungnahme von der Wasserrechtsbehörde im Landratsamt vor, die laut Kreisgeschäftsführer Manfred Drobny für die Isarschleife "vernichtend" ausgefallen ist. Die Behörde habe der Stadt empfohlen, die Planungsunterlagen noch einmal gründlich zu überarbeiten, so Drobny. Diese sei "so nicht zulässig".

Gestützt auf ein Schreiben der Regierung von Oberbayern werde unter anderem bemängelt, dass Biotope betroffen seien, die Kartierung und die Alternativenprüfung seien nicht korrekt und es sei ein FFH-Gebiet betroffen, zitiert Drobny aus der Stellungnahme. Der Bund Naturschutz sehe sich damit in seinen Bedenken gegen das Projekt bestätigt, so der Kreisgeschäftsführer weiter: "Wir sehen das aber auch als Chance, die Isar jetzt wirklich naturnah umzugestalten, so dass Mensch und Natur etwas davon haben."

Wie das aussehen könnte, lässt sich Drobny zufolge beispielsweise ein Stück weiter flussabwärts bei Hangenham bewundern. Dort seien zur Renaturierung einfach die Uferbefestigungen aufgelöst worden "und man hat die Isar einfach selber machen lassen". Die Kiesbänke, die dadurch inzwischen neu entstanden seien, würden auch von den Menschen sehr gerne genutzt. Für die Freisinger Isarschleife sei dagegen geplant, neue Befestigungen in den Fluss einzubauen, um einen Seitenarm abzuzweigen. Das habe mit einer Dynamisierung des Flusses nicht viel zu tun, kritisiert Drobny.

Ob die negative Stellungnahme aus dem Landratsamt auch Auswirkungen auf den ebenfalls geplanten neuen Isarsteg hat, kann Drobny noch nicht sagen. Die beiden Projekte hingen zusammen, weil sie gemeinsam aus dem Leader-Programm der Europäischen Union gefördert würden, so seine Einschätzung. Ihre Auswirkungen auf die Natur müssten deshalb in ihrer Summe betrachtet werden. Der Bund Naturschutz ist auch von dem Bau des Steges zwischen dem Wohngebiet Schwabenau und der Luitpoldanlage nur wenig begeistert, weil auch damit laut Drobny in den wertvollen Auwald eingegriffen wird - an einer Stelle, an der dieser ohnehin stark beeinträchtigt sei.

Bei der Stadt Freising reagiert man gelassen auf die Kritik an der Planung. Dass in einem laufenden Planfeststellungsverfahren auch kritische Stellungnahmen eingehen würden, sei zu erwarten gewesen, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Dienstag: "Dafür ist so ein Verfahren ja da, dass man eventuelle Kritikpunkte prüfen kann." Auch Martin Maierhofer, der in der Stadtverwaltung für das Projekt zuständig ist, reagierte entspannt. Der Inhalt der Stellungnahme sei bekannt. Nun lasse man prüfen, ob man der Empfehlung, die Planung noch einmal zu überarbeiten, auch nachkommen müsse. "Wir denken aber, dass wir einen Großteil der Punkte, die da kritisiert werden, ausräumen können."

Noch eher bereiteten der Stadtverwaltung da die Einwände der Höheren Naturschutzbehörde in München Sorgen, räumte Maierhofer ein. Deren Stellungnahme sei nämlich auch weniger positiv ausgefallen, als man erwartet habe. Unter anderem werde dort beispielsweise der Wert der Weidenplantage an der Schwabenau anders bewertet, als von der Stadt. Während die Planer die Plantage als landwirtschaftliche Nutzung ansehen würden, sehe die Naturschutzbehörde hier einen möglichen Lebensraum für diverse Arten. Auch diese Einwände werde man nun prüfen und zu entkräften versuchen, so Maierhofer abschließend: "Gescheitert ist noch gar nichts."

© SZ vom 11.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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