Tüntenhausen:Im Tal der Ahnungslosen

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Internet und Handys funktionieren in dem Ortsteil nur bedingt. Oberbürgermeister Eschenbacher will Förderprogramm der Regierung nutzen und Versorgung ausschreiben. Telekom gibt sich überrascht

Kerstin Vogel

Das Internet läuft nur schleppend, der Handyempfang geht gegen Null und selbst auf die Installation eines analogen Telefons muss man in Tüntenhausen schon mal monatelang warten: Allen bisherigen Bemühungen zum Trotz sitze man in dem nur drei Kilometer entfernten Freisinger Ortsteil immer noch im "Tal der Ahnungslosen", so die Klagen bei der Bürgerversammlung am Dienstag. Wenn er sein Handy nutzen wolle, müsse er in seinem Haus in den zweiten Stock steigen und das Gerät aus dem Fenster halten, schilderte Hans-Georg Kürten; "das Internet geht vielleicht von vier bis sechs Uhr morgens", ergänzte ein anderer Tüntenhausener.

Zumindest, was den schnellen Zugang zur Datenautobahn angeht, könnte das möglicherweise auch noch eine Zeitlang so bleiben. Zwar hatte vor gut zwei Jahren der damalige Freisinger Oberbürgermeister Dieter Thalhammer schon eine frohe Botschaft verkündet: Die Stadt wolle 300 000 Euro investieren, um endlich auch in Tüntenhausen den DSL-Anschluss zu ermöglichen. Weitere 100 000 Euro würde die Staatsregierung beisteuern - die höchstmögliche Summe aus dem damaligen Breitbandförderprogramm. Doch passiert ist seither nichts - weil sich schlicht kein Anbieter fand, der die DSL-Erschließung in dem Ortsteil zu einem vernünftigen Preis umgesetzt hätte, wie Thalhammers Nachfolger Tobias Eschenbacher am Dienstag erklärte.

Nun soll es laut Eschenbacher zwar ein zweites Förderprogramm der Regierung geben, das im März ausgeschrieben werde und eine Förderung durch Stadt und Freistaat vorsehe. Man habe am 7. März sogar schon einen Termin mit dem zuständigen Regionalberater, sagte der Oberbürgermeister weiter. Stadtkämmerin Mathilde Hagl ist jedoch nicht ganz so optimistisch, diese neue Fördermöglichkeit auch tatsächlich für Tüntenhausen in Anspruch nehmen zu können. Denn das Programm sei sehr komplex. Unter anderem müssten in dem zu definierenden Erschließungsgebiet mindestens fünf Unternehmen ansässig sein, die ihren Bedarf für einen schnellen Internetzugang glaubhaft machen können. Erst dann würden auch die privaten Nutzer mit profitieren.

Ob diese Bedingung in Tüntenhausen allein erfüllt werden kann, vermag Hagl nicht zu sagen. Möglicherweise könne man zusammen mit Haindlfing auf die notwendige Zahl von Unternehmen kommen, so ihre Überlegung. "Ich habe noch keine Ahnung, ob es eine Lösung gibt." Natürlich sei die ganze Situation "sehr unerquicklich", räumt die Stadtkämmerin ein. Sie könne die Verärgerung der Tüntenhausener verstehen. Man werde auf jeden Fall versuchen, "zeitnah eine Verbesserung hinzubekommen".

Keinen Einfluss hat die Stadt dagegen auf das gigantische Funkloch, das offenbar nach wie vor über Tüntenhausen gähnt. Man habe gehofft, dass es mit dem Bau des neuen Sendemasten am Freisinger Waldfriedhof besser werde, hieß es in der Bürgerversammlung: "Damit wir auch mal bei jedem Wetter telefonieren können." Ein anderer drohte halb im Spaß: "Wenn das so weitergeht, beantragen wir wieder eine Telefonzelle."

Bei der Telekom kann man die Aufregung der Tüntenhausener nicht verstehen. "Nach unseren Unterlagen ist die Ortschaft UMTS-versorgt", sagt Pressesprecher Markus Jodl, Störungen seien nicht gemeldet. Telefonieren müsste also gehen und zur Verbesserung am PC könne ein in Fensternähe aufgestellter Router beitragen. Ein Glasfaseranschluss für Tüntenhausen sei in der Tat nicht geplant, "das ist zu teuer", so Jodl. Gleichwohl könne man sich unter www.t-mobile.de/funkversorgung oder www.telekom.de/schneller informieren, ob hier etwas geplant sei.

© SZ vom 07.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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