Teuer, aber schön:Unter Glas

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Zur Überdachung des Asam-Innenhofs erwärmt sich der Hauptausschuss für eine Variante, die Denkmalschützern nicht gefällt

Kerstin Vogel

Mit dem Landesamt für Denkmalpflege muss noch verhandelt werden, die Kosten sind natürlich hoch - und auch eine wirklich für Freising passende Lösung hat man noch nicht. Fest steht aber, dass sich der Freisinger Stadtrat bei der erträumten Überdachung des Asam-Innenhofes wohl nicht mit einer "kleinen" Lösung zufrieden geben will. Wenn, dann soll es ein offenes Glasdach in gut 15 Metern Höhe werden - da war man sich am Dienstag im Hauptausschuss einig.

Zuvor hatten sich die Stadträte bereits selber davon überzeugen können, wie nützlich so ein Dach über dem 21 mal 22 Meter großen Innenhof wäre: Sie hatten sich bei einer Besichtigung vor der Sitzung ein ausführliches Bild von dem erbärmlichen Zustand des Asamkomplexes gemacht - und waren bei der Querung des Hofes ordentlich angeregnet worden. Für den Architekten Anton Mang, der die verschiedenen Möglichkeiten der Überdachung untersucht und vorgestellt hat, ist der Innenhof des altehrwürdigen Asamgebäudes ein ganz zentraler Punkt bei der Sanierung des Gebäudes. Er "präge den Entwurf", sagte er. Zudem stelle er eine wichtige Passage vom Marienplatz zum Domberg dar.

Den Freisinger Stadträten geht es daneben um die Möglichkeit, auch in einem der vielen verregneten Sommer noch "Freiluftkonzerte" und andere Events veranstalten zu können, wobei Richard Grimm (Freie Wähler) in der Debatte mahnte, sich doch bitte noch etwas genauer zu überlegen, was man denn mit dem dann überdachten Hof konkret anfangen wolle. Eine Vision forderte er dafür ein - und erfreute damit vor allem Stadtrat Ulrich Vogl (ÖDP), der etwas polemisch davor warnte, hier einen "überdachten Carport" zu bauen.

Davon freilich sind die Stadtratskollegen wohl ebenso weit entfernt wie von einer Umsetzung der beiden "Schirmlösungen", die Architekt Mang als Alternativen zum Glasdach vorgeschlagen hatte. Eine mit 140 000 Euro sehr kostengünstige Variante würde aus insgesamt neun koppelbaren, etwa fünf Meter hohen Schirmen bestehen, die absolut regendicht wären und beleuchtet werden könnten. Im Winter müsste man sie demontieren und einlagern. Weil es bei dieser Idee aber auch neun Schirmmasten bräuchte, könnte keine Bühne in den Innenhof gebaut werden. Dafür hätte das Landesamt für Denkmalschutz gegen diese Variante ebenso wenig Einwände wie gegen eine Lösung mit nur vier größeren "Tulpenschirmen". Die wären gut acht Meter hoch, könnten elektronisch geöffnet werden und würden den Aufbau einer Bühne erlauben. Mit rund 650 000 Euro würden sie allerdings schon deutlich mehr Geld verschlingen.

Noch teurer käme eine Art elektrisches Schiebedach (780 000 Euro, etwa neun Meter hoch), das Mang ebenfalls vorstellte. So eine Variante ziert zwar auch einen der Innenhöfe des Wiener Rathauses, wäre von den bayerischen Denkmalschützern aber nicht gerne gesehen - und kam auch für die Freisinger Stadträte nicht in Frage. Auf stolze 1,1 Millionen Euro schätzte Mang schließlich das Glasdach auf Stützen, das von den Ausschussmitgliedern anschließend trotzdem klar favorisiert wurde, dem Landesamt für Denkmalschutz zum Trotz, das auch hier schon ein Nein signalisiert hat. Offenbar hofft man, die gestrengen Herren in der Behörde noch umstimmen zu können.

Benno Zierer (FW) hatte zuvor schon erklärt, warum eine Lösung mit Schirmen nicht in Frage komme: "Weil deren einziger Vorteil ist dass man sie wegräumen kann", wie er spottete. Auch Florian Notter (Freisinger Mitte), selber Historiker, warb für eine Konstruktion mit Glasdach: Die Sanierung des Asamkomplexes verschlinge voraussichtlich 40 bis 50 Millionen Euro. Wenn man da dann nicht irgendetwas Neues für den Bürger präsentieren könne, sei dieser Aufwand nicht zu rechtfertigen, so Notter, und: "Wir müssen weg von dem biederen Dahinsanieren, wie wir es seit Jahren machen und mal etwas neu interpretieren." Mit dieser Argumentation rannte Notter bei den Kollegen bereits offene Türen ein. Nun soll die von Grimm eingeforderte Vision für die Nutzung erarbeitet werden, außerdem wollen sich die Stadträte noch Beispiele ansehen, wo ein Glasdach wie das gewünschte bereits umgesetzt ist.

© SZ vom 14.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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