Starkbierfest der CSU:Sheriff schießt scharf

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"Blaulicht-Flo" Herrmann wettert gegen Berlin und Wowereit, Erich Irlstorfer ein bisschen gegen die Freisinger Mitte - ansonsten aber lachen die Christsozialen über sich selbst

Johann Kirchberger

Manche brauchen eine Kristallkugel, wollen sie in die Zukunft blicken. Der Freisinger CSU genügen schon ein oder mehrere Gläser Starkbier, um Florian Herrmann als künftigen Innenminister, Erich Irlstorfer als Chef der CSU-Landesgruppe in Berlin und JU-Chef Peter Geiger als Freisings größtes politisches Talent zu entdecken.

Ja, es ging ganz schön lustig zu, beim Starkbierfest der CSU im Weihenstephaner Bräustüberl. "Weil wir in der CSU am liebsten über uns selber lachen", wie der Blaulicht-Flo versicherte, "unser Sheriff, der in Bayern für Recht und Ordnung sorgt", wie Kreisvorsitzender Herrmann angekündigt wurde. Und der nahm sich dann auch gleich Berlins Bürgermeister Wowereit und seinen Ausspruch vor, Berlin sei arm aber sexy. Berlin "ist asozial und unverschämt", rief er.

Auch andere bekannte Freisinger CSU-Größen scheinen intern recht lustige Namen zu haben. Vom Brezn-Rudi (Schwaiger) war die Rede, vom George Clooney der Gipsbetonplatten (Martin Reiter), vom Schweindalbaron (Krimmer) und vom Hubert (Hierl) mit dem süßen Charme, von der zu Fleisch gewordenen Glentleiten-Ikone Franz (Jungwirth), dem Bezirkstags-Singerl Simon (Schindlmayr) und von der bayerischen Primaballerina Fränk (Obermeier) aus Zolling, der bald Opa wird und seinen Enkel am liebsten Kratzerimbach oder Gorleben nennen würde. Und weil der Andrang groß und die Lokalität für die vielen Besucher zu klein war, mussten die Protagonisten ihr Programm heuer gleich zweimal darbieten. Einmal im Stephanskeller und anschließend auch noch in der Berghüttn.

Alle gaben sich am Freitagabend Mühe, besonders witzig zu sein, Begrüßungsredner Peter Geiger ("das Partyluder der CSU"), Festredner Florian Herrmann ("der schon fast alle bayerischen Polizisten auf der Wache besucht hat"), Fastenprediger Bruder Emmeran alias Erich Irlstorfer und Singspiel-Darsteller Hubert Hierl an der Seite von Peter Geiger. Ein politisches Talent - noch dazu wenn es sich bemüht, demnächst die Trachtenjanker von Erich Irlstorfer auftragen zu können - muss eben in mehrere Rollen schlüpfen. Apropos singen, das werden die beiden wohl noch etwas üben müssen, reimen vielleicht auch. Aber nächstes Jahr wird es ja eine Wiederholung geben und dann sollen die "oidn Rittersleit" noch besser interpretiert werden, hat zumindest Hierl versprochen.

Bruder Emmeran, der von den "Holledauer Hopfareißern" mit dem bayerischen Defiliermarsch in den Saal gespielt wurde, kündigte sich zwar vielversprechend als Botschafter der boshaften Wahrheit - "gfotzad und voll Kampfeslust" - an, tatsächlich aber wirkte er diesmal eher zahm und brav wie eine Miezekatze. Muss vielleicht so sein, wenn ein Bundestagsabgeordneter in spe predigt. Was er so drauf hat, zeigte er in seinem Märchen aus 1001 Nacht, als er sich den Mannen der Freisinger Mitte widmete, die von einem Orkan aus Lerchenfeld um Geld, Ansehen, Einfluss und Ämter gebracht worden seien. Ein bisserl böse war der Bruder Emmeran, der wie gewohnt mit Gestik und Mimik zu gefallen wusste, dann also doch noch, aber nicht allzu sehr, weil eben "nach der Auseinandersetzung Klärung und Reue kommen und am Ende die Versöhnung". Das sahen auch seine "Freunde der deftigen Worte" so und griffen zufrieden zum Maßkrug: "Schwoam mas obe".

© SZ vom 11.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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